Gute Nachrichten für das Brose-Produktionswerk in Würzburg: "Der Kampf um den eigenen Arbeitsplatz und den Standort lohnt sich – wir sind das beste Beispiel dafür", sagt Yves Weinberger, der Betriebsratsvorsitzende von Brose in Würzburg.
Seit Februar hatten die Beschäftigten dafür gekämpft, den Würzburger Standort zu halten, nachdem Brose über eine Schließung des Werks nachgedacht hatte. Jetzt haben der Automobilzulieferer, die IG Metall sowie der Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm) einen Ergänzungstarifvertrag abgeschlossen, der den Standort und die Jobs der 1.400 Beschäftigten für die nächsten fünf Jahre sichert. Die Mitgliederversammlung der IG Metall votierte am Sonntag einstimmig dafür.
Keine betriebsbedingten Kündigungen
Wie der Betriebsratsvorsitzende Yves Weinberger auf BR24-Nachfrage bestätigt, sind betriebsbedingte Kündigungen bis 2030 ausgeschlossen. Die Hürden für Kündigungen im Einzelfall lägen sehr hoch, denn der Betriebsrat müsse diesen erst zustimmen. Die Vereinbarungen seien nicht dehnbar, teilt dazu die IG Metall mit. Standort- und Produktzusagen gälten verbindlich. Sollte Brose sein Wort brechen, würde die IG Metall entschlossen reagieren, heißt es.
Zudem sollen in Würzburg weiterhin junge Menschen ausgebildet werden. Die Ausbildung sei ein Kernbaustein des Standortversprechens.
Würzburg bleicht Hauptsitz bei "Antrieben"
Die Vereinbarung legt fest, dass Würzburg nicht nur Produktionsstandort bleibt, sondern auch weiterhin als strategisch bedeutender Hauptsitz des Geschäftsbereichs "Antriebe" fungiert. Brose hatte vorgesehen, den Bereich nach Bamberg zu verlagern. Auch der Bereich "zentrale Funktionen" soll in Würzburg bleiben.
Zusätzlich will das Werk die Montage von Kühler-Lüfter-Motoren ausbauen. Von hier aus wird der gesamte europäische Markt beliefert. Alle weiteren aktuell angesiedelten Produkte sollen ebenfalls am Standort bleiben.
Raumfahrt- und Satellitentechnik nicht im Fokus
Beim Thema Transformation wurden laut IG Metall ebenfalls tragfähige Lösungen vereinbart. Brose will mit dem Werk in Würzburg in technologisch dynamische Felder wie die Raumfahrt und Satellitentechnik einsteigen. Gerettet hat diese Zukunftsperspektive allein das Werk jedoch nicht: "Kooperationen mit Forschungseinrichtungen wie den Fraunhofer-Instituten (ISC & EMI) oder dem Berlin Space Consortium spielten bei der Einigung aufgrund derzeit noch unsicherer Prognosen eine untergeordnete Rolle; der Fokus liegt auf dem Kerngeschäft", teilt der Betriebsrat mit.
IG Metall: Hart "erkämpfte Sicherheit"
"Diese Sicherheit ist erkämpft – nicht geschenkt", fasst Sabine Witte zusammen, die Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Würzburg. Denn die Beschäftigten zahlen einen hohen Preis für den Erhalt ihrer Jobs: Sie verzichten auf Teile ihres Gehalts und ihrer Leistungen, um den Standort zu sichern und fortzuführen, sagt Yves Weinberger. Viele seien seit Jahrzehnten bei Brose in Würzburg beschäftigt und stark mit dem Standort verbunden. "Diese Loyalität ist der Grund für die breite Zustimmung der Belegschaft zum neuen Vertrag", erklärt Weinberger.
Betriebsrat: "Schwierig, aber nie aussichtslos"
Dass in den kommenden fünf Jahren einige Produkte am Standort auslaufen, sei eingeplant. Notwendige strukturelle Anpassungen könnten dank der Laufzeit bis 2030 und der kürzlich abgeschlossenen Betriebsvereinbarung zur Altersteilzeit sozialverträglich umgesetzt werden. "Es war schwierig, aber nie aussichtslos", sagt der Betriebsratsvorsitzende abschließend.
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