CSD in München
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CSDs in Bayern: Sichtbarkeit wächst – trotz Gegenwind

CSDs in Bayern: Sichtbarkeit wächst – trotz Gegenwind

Einerseits Besucherrekorde, andererseits Herausforderungen durch rechte Hetze und abspringende Sponsoren – diesen Spagat durchlebt derzeit der Christopher Street Day, auch in Bayern. Auf dem Land wächst er, etwa in Berchtesgaden. Ein Zwischenfazit.

Bayern erlebt einen Sommer der CSDs – von Großdemonstrationen mit Hunderttausenden in München bis zu kleinen, kämpferischen Paraden in ländlichen Regionen und Besucherrekorden in Nürnberg. Erstmals feiert auch Berchtesgaden Pride, ein sichtbares Zeichen, dass queeres Leben nicht nur in Großstädten stattfinde, sondern auch am Alpenrand Platz habe. Dennoch gibt es in diesem Jahr neue Herausforderungen für die Community.

Regenbogenflagge erstmals in Berchtesgaden

In Berchtesgaden wehten bisher keine Regenbogenfahnen – bis zum heutigen Tag. Zum ersten Mal findet am 16. August ein Christopher Street Day (CSD) am Fuße der Alpen statt. Bürgermeister Franz Rasp (CSU) sieht das gelassen: "Leben und leben lassen". Für viele queere Menschen in der Region ist das jedoch keine Selbstverständlichkeit. Moritz Maschinsky, Gründer von "Queersteiger", erzählt von Hassnachrichten im Vorfeld. Sein Ziel: queere Sichtbarkeit auch abseits der Städte.

Besucherrekorde und Zwischenfälle

Wie groß die Veranstaltungen inzwischen geworden sind, zeigt Nürnberg: Rund 17.500 Teilnehmende und 56 Gruppen zogen in diesem Jahr durch die Innenstadt, so viele wie nie zuvor. Doch selbst hier kam es zu Störungen: Eine kleine rechtsextreme Gruppe versuchte den Zug mit einer Rauchbombe in Schwarz-Rot-Gold zu unterbrechen.

Auch Münchens CSD war mit etwa 300.000 Besuchern ein Großereignis. Politisch stand er unter dem Motto gegen Rechtsextremismus und Populismus. Dennoch gab es Auseinandersetzungen mit aggressiven christlichen Gruppen und einen abgesagten Auftritt der Künstlerin Myss Keta nach Streit um Israel-Solidarität. In Regensburg war der CSD in diesem Jahr politisch und kämpferisch. Obwohl es ein Drohschreiben gab, verlief die Veranstaltung laut Polizei ohne Zwischenfälle.

Steigende Kosten und sinkende Sponsorengelder

Neben Hass und Hetze sorgen auch steigende Sicherheits- und Veranstaltungskosten für Probleme. "Zuschüsse von Firmen sind immer schwieriger zu bekommen", sagt Thomas Niederbühl, politischer Sprecher des CSD München. Er sieht auch internationale Entwicklungen wie die Politik Donald Trumps als Einflussfaktor. Kleinmachen wolle sich die Community aber nicht und schon gar nicht unsichtbar werden, betont Niederbühl im Interview mit BR24.

Sichtbarkeit auf dem Land wächst – trotz Gegenwind

In Bayern wächst die Zahl der CSDs, gerade im ländlichen Raum. Von Berchtesgaden über Cham bis Herzogenaurach wollen Veranstalter queeres Leben sichtbar machen und für gleiche Rechte demonstrieren. Trotz Drohschreiben, Anfeindungen und wachsender queerfeindlicher Straftaten bleibt die Botschaft deutlich: Die Community lässt sich nicht einschüchtern.

Nach dem heutigen CSD in Berchtesgaden stehen in Bayern noch mehrere Veranstaltungen an: am 23. August in Weiden, am 6. September in Kaufbeuren, am 13. September in Cham, am 20. September in Erlangen und am 27. September gleich doppelt, in Herzogenaurach und in Landshut.

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