Es ist ein feierlicher Moment, als die Dampflokomotive "Adler" vor 190 Jahren zum ersten Mal den Nürnberger Bahnhof verlässt und die sechs Kilometer ins benachbarte Fürth rattert. 200 Ehrengäste, verteilt auf neun angehängte Wagen, erreichen neun Minuten später ihr Ziel. Laut Berichten waren sie begeistert über die rasche und erschütterungsfreie Fahrt.
Lok und Lokführer kamen aus England
Die Lokomotive war zuvor in 100 Einzelteile zerlegt aus dem englischen Newcastle geliefert worden. Der Transport über die 1.500 Kilometer lange Wegstrecke dauerte fast neun Wochen und war zugleich ein Beleg dafür, wie dringend Europa ein neues Transportsystem brauchte. In einer Maschinenbaufabrik in Nürnberg wurde der Zug dann zusammengesetzt. Der Preis betrug damals 900 Pfund Sterling.
Auch der Lokführer, William Wilson, wurde aus England mit importiert und galt bald selbst als Attraktion. Anfangs war der Zug noch wechselweise mit Pferden bzw. dem sechs Tonnen schweren Adler bespannt. Im Regelbetrieb brauchte das dampfende Stahlross für die Fahrt von Nürnberg nach Fürth 14 Minuten, mit Pferdebespannung waren es 25.
Warnung vor dem "Teufelsding"
Anfangs bezeichneten Skeptiker die Dampflok als "Teufelsding", warnten vor gesundheitlichen Gefahren – man könne bewusstlos werden wegen der vorbeirauschenden Landschaft oder sich eine Lungenentzündung aufgrund des Fahrtwindes holen. Dennoch setzte sich das sechs Tonnen schwere Stahlross durch. Im ersten Betriebsjahr fuhr fast eine halbe Million Fahrgäste mit. Der Adler läutete damit das Eisenbahnzeitalter in Deutschland ein.
Doch bald schon erhielt die Dampflok Konkurrenz: durch die Straßenbahn. 1922 wurde der Betrieb der Eisenbahn eingestellt, die originale Lok später in Einzelteilen verkauft. Dennoch gilt der Adler als Initialzündung für den Eisenbahnbau in Deutschland. Im DB Museum findet deshalb am Montagabend (08.12.2025) ein Staatsempfang mit dem Bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) statt.
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