Die Doppelspitze aus Gisela Sengl und Eva Lettenbauer hat sich aus Sicht der bayerischen Grünen offenbar bewährt. Beide wurden auf dem Parteitag in Erlangen für zwei weitere Jahre als Landesvorsitzende wiedergewählt. Lettenbauer holte 82,4 Prozent der Delegiertenstimmen, Sengl kam auf 83,6 Prozent. Gegenkandidaturen gab es keine.
Trotzdem sind es durchaus ordentliche Zustimmungswerte – vor allem verglichen mit dem dramatischen Ausgang beim letzten Mal. Im Januar 2024 hatte es gleich mehrere Kampfkandidaturen gegeben. Nach einer knappen Niederlage im Duell mit Lettenbauer war Sengl dann gegen den amtierenden Co-Landeschef Thomas von Sarnowski angetreten – und hatte sich hauchdünn mit 50,93 Prozent durchgesetzt.
Landesvorsitzende zwischen Klima- und Demokratiekrise
Umso erleichterter zeigte sich die Oberbayerin nun nach ihrer ersten Wiederwahl: "Das ist für Grünen-Verhältnisse ein super Ergebnis", sagte Sengl dem BR. Sie und ihre Co-Chefin seien "als Team gut zusammengewachsen". In ihrer Bewerbungsrede machte sich die 65-jährige Biobäuerin für konsequenten Klimaschutz stark. Der kürzliche Einsturz der Eiskapelle am Watzmann sei ein deutliches Zeichen: "Ich selber werde die schlimmen Folgen der Klimakrise und auch der Demokratiekrise vielleicht nicht mehr erleben", so Sengl. "Aber ich will alles dafür tun, dass die Jüngeren unter uns diese Folgen nicht erleben müssen."
Lettenbauer steht seit 2019 an der Spitze des Landesverbands. Die Wirtschaftsingenieurin aus Schwaben startet jetzt in ihre vierte Amtszeit. Für sie sei dieser Samstag ein besonderer Tag: 2011 sei sie nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima den Grünen beigetreten. Sie habe in ihrer Heimat neben dem Atomkraftwerk Gundremmingen demonstriert und unter schwierigen Umständen Bündnisse für Erneuerbare Energien geschmiedet: "Heute schließt sich dieser Kreis – weil in diesen Sekunden die Kühltürme in Gundremmingen gesprengt werden", sagte Lettenbauer unter viel Applaus. Sie wolle anpacken für die anstehende Kommunalwahl im März, dahingehen, wo die Leute sind, "damit die Rathäuser, damit die Kreistage sich mit Grünen nur so füllen". Bis zur Landtagswahl 2028 solle die Partei ein Regierungsprogramm erarbeiten, "das die CSU zum Wackeln bringt".
Schulze facht an: "Markus Söder arbeitet nur für Markus Söder"
Zwar standen am Samstag die Wahlen des Landesvorstands im Vordergrund – unter den Delegierten hallte jedoch auch eine Rede vom Vorabend noch immer nach: Jede Menge Leidenschaft und eine Prise Pathos waren die Zutaten, mit denen Katharina Schulze den Saal angefacht hatte.
Bayern sei auf so vielen Ebenen führend, so die Fraktionschefin im Landtag: Medizintechnik, Verteidigungsindustrie, Kreislaufpioniere – das sei großartig. Doch während all das passiere, "klammert sich Markus Söder an einen Verbrenner, als gäbe es kein Morgen". Das sei fahrlässig und verunsichere Verbraucher und Industrie. Sie habe sich eigentlich vorgenommen, nicht zu viel über den CSU-Chef zu reden. Eine Sache wolle sie den Delegierten aber mitgeben: "Markus Söder arbeitet nur für Markus Söder", sagte Schulze. Es sei peinlich, dass ganz Deutschland nicht mehr über den Erfindungsreichtum aus Bayern spreche, sondern nur noch über die Instagram-Posts eines Ministerpräsidenten.
Appell an eigene Partei: "Müssen auch bereit sein, uns zu wandeln"
Schulze richtete aber auch einen Appell an die eigene Partei: "Wenn wir möchten, dass sich die Gesellschaft verändert, dann müssen auch wir bereit sein, uns selbst zu wandeln." Neue Herausforderungen bräuchten auch neue Antworten. Verzicht sei nicht die Lösung.
Es gebe eine intakte Zivilgesellschaft, tolle Unternehmen, kluge Köpfe in der Forschung, um das gemeinsam zu stemmen. "Ich habe keinen Bock mehr auf die Miesepeter und auf die Schlechtreder und auf die Hasser und auf die Hetzer und auf die AfD-Anbiederer und auf die Leute, die meinen, die Welt geht unter". Applaus brandete auf, als Schulze dem Saal zurief: "Es ist auch unsere Welt und es ist unsere Verantwortung, Hoffnung, Freude, Leidenschaft und eine Erneuerung in diese Gesellschaft zu bringen." Dafür seien die Grünen da. Begleitet von Standing Ovations trat die Fraktionschefin ab.
Im Video: Bayerns Grüne setzen auf amtierendes Spitzenduo
Die beiden Landesvorsitzenden der Grünen, Gisela Sengl und Eva Lettenbauer, wurden auf dem Parteitag in Erlangen erneut bestätigt.
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