Viele junge Menschen in Emskirchen.
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Drachenlord-Gegner sorgen für Entsetzen in Emskirchen
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Drachenlord-Gegner sorgen für Entsetzen in Emskirchen

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Drachenlord: Was steckt hinter dem anhaltenden "Hasskult"?

Drachenlord: Was steckt hinter dem anhaltenden "Hasskult"?

Der YouTuber Rainer Winkler wurde als "Drachenlord" gemobbt und verhöhnt. Auch nach seinem Wegzug aus Altschauerberg pilgern Menschen in den mittelfränkischen Ort und halten das Phänomen am Leben. Zwei Experten haben eine Erklärung dafür.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Mehrere tausend Menschen waren am Samstag wieder vor das ehemalige Wohnhaus des "Drachenlords" im Emskirchener Ortsteil Altschauerberg gereist – sieben Jahre nach der ersten Ausgabe des sogenannten "Schanzenfests".

Einige von ihnen hätten Polizisten beleidigt und sich der Sachbeschädigung schuldig gemacht, teilte die Polizei mit. Ein 16-Jähriger wurde wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte vorläufig festgenommen.

Im Vorfeld war auf sozialen Netzwerken zu dem Zusammentreffen aufgerufen worden. Aber warum lockt der "Drachenlord" auch Jahre nach seinem Wegzug aus Alteschauerberg noch so viele junge Menschen in die mittelfränkische Provinz?

Soziologe: "Kultiviertes Mobbingphänomen"

Der Soziologe Alexander Schmidl nennt das, was dort am vergangenen Wochenende passiert ist, ein "kultiviertes Mobbingphänomen". Die meist jungen Männer hätten es nicht auf den Menschen Rainer Winkler abgesehen, sondern wollten den Kult um den "Drachenlord" am Leben halten, erklärt er. Für den Nürnberger Medienpädagogen Klaus Lutz ist das Phänomen auf ein Bild toxischer Männlichkeit zurückzuführen.

Hasskult als Ausdruck toxischer Männlichkeit

Mittlerweile hätten sich soziale Gruppen gebildet und auch Rituale wie das Schanzenfest und besondere Orte wie das ehemalige Anwesen des "Drachenlords" gebe es. Das alles seien Merkmale eines Kults, allerdings negativ konnotiert – also eines "Hasskults", wie Alexander Schmidl es nennt. Der "Drachenlord" sei ein gemeinsames Feindbild. Dadurch entstehe zum einen ein Gemeinschaftsgefühl, zum anderen glauben die jungen Männer durch aggressives und dominierendes Verhalten ihre Männlichkeit unter Beweis stellen zu können.

Experte: Medienkompetenz kann Mobbing verhindern

Durch soziale Medien habe sich dieses Verhalten laut dem Medienpädagogen noch weiter verstärkt. Negative Rollenbilder werden so sichtbarer, das toxische Verhalten gestärkt. Außerdem sei es laut Klaus Lutz leichter, sich mithilfe sozialer Medien zu organisieren.

Langfristig müsse deshalb die Medienkompetenz der jungen Erwachsenen trainiert werden, erklärt der Medienpädagoge. So könnten die Jugendliche Mobbingphänomene frühzeitig erkennen und nicht selbst Teil der Mobbingdynamik werden.

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