Wenn Andreas Lackermeier geht, kommt Pater Antonio Escudero. Im oberbayerischen Pfarrverband Partenkirchen-Farchant-Oberau vertritt der spanische Ordensmann der Salesianer Don Boscos Pfarrer Lackermeier regelmäßig während dessen Sommerurlaub. Und das nun schon seit 20 Jahren.
Rund 300 katholische ausländische Urlaubsvertretungen in Bayern
"Ganz anders hier auf dem Land", sagt Escudero, der seit vielen Jahren als Theologie-Professor in Rom lebt. Dort, im Zentrum der katholischen Weltkirche, ist er das geistliche Leben einer Stadtpfarrei gewohnt. Im oberbayerischen Hinterland ginge es traditioneller zu; da seien "die menschlichen, die persönlichen Beziehungen" das A und O, um als Seelsorger anzukommen, urteilt der Salesianer.
Nach Angaben der sieben bayerischen Bistümer sind insgesamt knapp 300 ausländische Geistliche in diesem Sommer im Freistaat im Einsatz – aus Asien, Afrika, Südamerika und Europa. Davon wirken rund 100 Seelsorger allein im Bistum Augsburg, das im Süden an touristische Hotspots in der Bodensee- und Alpenregion grenzt. Dorthin kommen in der Urlaubszeit viele Touristen, für die die Kirche auch ein Angebot aufrechterhalten möchte, wenn der Pfarrer vor Ort selbst im Urlaub ist.
Evangelische Urlaubs-Seelsorger immer "schwieriger" zu finden
Das ist auch der evangelischen Landeskirche in Bayern wichtig. Sie hat landesweit 52 Kirchengemeinden an touristisch wichtigen Orten im Freistaat ausgemacht, für die sie heuer 78 zu besetzende Einsatzzeiten ausgeschrieben hat. Allerdings konnten nur 55 davon belegt werden, mit Pfarrerinnen und Pfarrern aus ganz Deutschland, die meisten davon im Ruhestand. "Generell wird es mit den Jahren schwieriger, die Einsätze zu besetzen", teilt die Landeskirche auf Anfrage mit. Aussagekräftige Erhebungen über die Gründe dafür habe die Landeskirche zwar nicht, mutmaßt aber, dass der Rückgang an Bewerbern für die Urlaubsvertretungen "vielleicht auf die generell gestiegenen Belastungen im Pfarramt zurückzuführen" sei.
In Urlaubsvertretung feiern die evangelischen Seelsorgenden Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen und stemmen besondere kirchliche Angebote wie spirituelle Wanderungen, Taufen, Hochzeiten oder Berggottesdienste. Der Einsatz auf Zeit erfolgt grundsätzlich ehrenamtlich, die Landeskirche zahlt für einen vierwöchigen Dienst eine finanzielle Aufwandsentschädigung.
Urlaubs-Highlight Berggottesdienste
Im katholischen Pfarrverband Partenkirchen-Farchant-Oberau steht ein kleines Highlight für Urlaubs-Vertreter Antonio Escudero derweil noch aus: die Bergmesse am Königshaus am Schachen. Der Gottesdienst auf dem 1.870-Meter-Gipfel im Wettersteingebirge – heuer am 25. August – ist ein Höhepunkt für Urlauber wie Einheimische. Der spanische Salesianer aus Rom geht dafür jedes Jahr zu Fuß hinauf zum Gipfel – und hat auch damit längst die Herzen der Einheimischen erobert.
"Letztes Mal hab ich überlegt, ob wir schon die Silberhochzeit haben", scherzt Bärbel Fraundorfer, Senior-Wirtin in einem Traditionslokal in Partenkirchen, über die langjährige Freundschaft zu dem Urlaubspfarrer auf Zeit. Ende August geht's für den Salesianer-Pater dann wieder zurück nach Rom. Aber schon jetzt weiß er: Er will wiederkommen. Nächstes Jahr im Sommer.
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