Drohnen an Flughäfen sorgen derzeit besonders in Skandinavien für Sperrungen, Ärger und Sorgen. Wer dahintersteckt und ob die Aktionen von Russland gesteuert sind, ist bisher unklar – es spricht aber einiges dafür. Wie ist die Situation an Bayerns Flughäfen? Wer kann und darf im Zweifel dort Drohnen abdrängen oder abschießen? Alle wichtigen Infos im Überblick.
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Bis Ende August bundesweit 144 registrierte Vorfälle
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) registrierte bundesweit bis Ende August 144 Behinderungen durch Drohnen oder Modellflugzeuge. Im Vergleich zu den Vorjahren ist das ein Anstieg. Eine DFS-Sprecherin teilt auf BR24-Anfrage mit: "Ein Großteil dieser Behinderungen werden uns aus dem Umland von Flughäfen gemeldet." Besonders oft betroffen war der Flughafen Frankfurt mit 35 Behinderungen. Am Flughafen München waren es sechs, am Flughafen Nürnberg drei.
"Unsere Aufgabe ist, Luftfahrzeuge sicher, geordnet und flüssig zu lotsen", erläutert die DFS-Sprecherin. "Hierzu zählt auch, Piloten über gesichtete Drohnen zu informieren und gegebenenfalls Start- und Landefreigaben an Flughäfen aus Sicherheitsgründen auszusetzen." Der größte Anteil werde von den Piloten während des Fluges mitgeteilt, weitere Fälle werden demnach durch die Tower-Lotsinnen und -Lotsen festgestellt. Die Strafen für unerlaubten Drohnenflug an Flughäfen seien hoch: "Eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren ist möglich."
Drohnensichtungen nehmen auch in Bayern zu
Ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums bestätigt auf BR24-Anfrage, dass auch im Freistaat Drohnensichtungen "im Bereich von Kasernen, Flughäfen und Einrichtungen der Kritischen Infrastruktur" zugenommen haben. Laut dem "Kriminalpolizeilichen Meldedienstes in Fällen Politisch Motivierter Kriminalität" gab es demnach heuer bislang fünf Fälle im Bereich eines bayerischen Flughafens. Bei jeder Drohnensichtung werde eine mögliche Strafbarkeit geprüft. Konkrete Erkenntnisse gebe es bislang aber noch nicht.
Drohnen an Flughäfen: Welche Rolle die Bundespolizei spielt
Zuständig für die Drohnenabwehr an Flughäfen ist in Deutschland die Bundespolizei. Aber laut dem bayerischen Innenministerium auch die Landespolizei: "Die zuständigen Polizeidienststellen an den Flughäfen München, Nürnberg und Memmingen sind bereits seit einigen Jahren mit Einsatzmitteln zur Drohnendetektion und -abwehr ausgestattet. Diese Ausstattung wird fortlaufend an die aktuellen Entwicklungen angepasst." An Flughäfen würden Landes- und Bundespolizei eng zusammenarbeiten – beide hätten "die rechtlichen Möglichkeiten für die Detektion und Abwehr von Drohnen".
Laut Experten sind die Sicherheitsbehörden generell bisher nicht ausreichend ausgerüstet. "Polizei und teilweise auch die Bundeswehr haben nicht die Möglichkeiten, Drohnen zuverlässig zu detektieren und herunterzubringen – auf eine Art, die im zivilen Umfeld akzeptabel ist", sagte die Sicherheitsexpertin Ulrike Franke jüngst in einem ZDF-Interview (externer Link).
"Wettrüsten zwischen Drohnenbedrohung und Drohnenabwehr"
Klar ist: Deutschland will und muss aufrüsten bei der Drohnenabwehr. "Wir befinden uns in einem Wettrüsten zwischen Drohnenbedrohung und Drohnenabwehr", sagte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) am Donnerstag im Bundestag. "Deswegen werden wir stärker in dieses Wettrüsten investieren." Deutschland sei Ziel einer hybriden Bedrohung, von Sabotage und Spionage. Die Spur führe häufig nach Russland.
Das bayerische Innenministerium sieht ebenfalls Handlungsbedarf. Angesichts der rasanten technologischen Entwicklung im Bereich Drohnen brauche es eine enge Kooperation von Bund, Bundesländern und Bundeswehr, betont der Sprecher. Die Zuständigkeiten für die militärische Drohnenabwehr müssten eindeutig geregelt werden. "Häufig ist bei Drohnenangriffen unklar, woher sie jeweils kommen beziehungsweise wer dafür verantwortlich ist. Wirksame Abwehrmaßnahmen können aber nicht warten, bis das geklärt ist."
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