Der verpixelte Angeklagte mit seinen Strafverteidigern in einem Saal des Augsburger Landgerichts.
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Der verpixelte Angeklagte mit seinen Strafverteidigern in einem Saal des Augsburger Landgerichts.
Bildrechte: BR/ Barbara Leinfelder
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"Dubai-Prozess": Anleger sind enttäuscht und "voller Wut"

"Dubai-Prozess": Anleger sind enttäuscht und "voller Wut"

Ein ranghoher Jurist der Staatskanzlei soll Anleger um ihr Geld betrogen haben, um sich und seiner Frau ein Luxus-Leben zu finanzieren. Vor dem Augsburger Landgericht haben nun im "Dubai-Prozess" drei weitere geschädigte Anleger gegen ihn ausgesagt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Im Zeugenstand nimmt am zweiten Verhandlungstag im "Dubai-Prozess" ein 63-jähriger Mann Platz. Er war einige Jahre lang gut befreundet mit dem 36 Jahre alten angeklagten Juristen, der elf Personen betrogen haben soll. Ein Schaden von mehr als einer Million Euro ist dabei entstanden, so der Vorwurf.

Der ehemalige Freund berichtet, der Angeklagte habe ihm erzählt, dass er in der Staatskanzlei arbeite und Ministerpräsident Markus Söder gut kenne und zudem eine Firma in Estland habe, die Investments in Wertpapiere und Kryptowährungen verwalte. Das habe bei ihm das Interesse geweckt, Geld anzulegen. "Er wirkte extrem kompetent, belesen, sprachlich gewandt, angenehm, unaufdringlich. Es kam mir gerade recht, das Investieren in eine andere Hand zu geben, denn ich wollte mich selbst damit nicht beschäftigen", sagte der Zeuge.

Zeuge verliert 90.000 Euro

Ein erstes Investment in Höhe von 50.000 Euro, das nicht Teil der Anklage ist, wurde in Aktien gesteckt, "die haben sogar einen kleinen Gewinn abgeworfen, bei diesem Vertrag war alles gut", erzählte der Zeuge. Später sei es zu einem Investment in Höhe von 90.000 Euro in Kryptowährungen gekommen, diese seien ihm vom Angeklagten empfohlen worden. "Er hatte mir erklärt, dass er einen speziellen Algorithmus entwickelt hätte, der die künftigen Kurse am Markt berechnen könne."

Da sie Freunde waren, habe es für ihn keinen Zweifel daran gegeben, dass alles seriös sei. Von den 90.000 Euro hat der 63-Jährige eigenen Angaben zufolge nichts zurückbekommen. Er sei immer noch "extrem enttäuscht" vom Angeklagten, das Geld sei für seine Rente vorgesehen gewesen.

Angeklagter soll zu höherem Investment überredet haben

Auch ein 64-Jähriger, der ebenfalls früher freundschaftlich mit dem Angeklagten verbunden war, berichtet ausführlich vor Gericht, dass er 100.000 Euro investiert hatte. "Eigentlich wollte ich nur 50.000 Euro anlegen, aber bei der Vertragsunterzeichnung hat der Angeklagte mich überredet, das auf 100.000 aufzustocken."

Das Investment sollte über ein Jahr gehen, nach Ablauf habe er ein paar Mal nachfragen müssen, wo sein Geld sei. Auf viel Druck habe er 31.000 Euro und später noch 10.000 Euro zurückbekommen, dann sei nichts mehr passiert. Deswegen habe er eine Anwältin eingeschaltet. Es sei bitter, viel Geld verloren zu haben, zum Angeklagten habe er heute keinen Kontakt mehr.

Zeugin ist "voller Wut" auf den Angeklagten

Eine dritte Zeugin erklärte, dass sie den Angeklagten nicht persönlich kenne. Sie habe einen Tipp eines Bekannten aus Grünwald bekommen. "Ich fand es spannend, wenn Leute aus dem reichen Grünwald da was reinstecken, dann kann man was Positives rausziehen", sagte die 39-Jährige. Die Firmen-Webseite des Angeklagten sei optisch schön gewesen, "es gab nichts, was mir komisch vorkam. Ich dachte mir: Was soll denn passieren?"

Was letztlich passiert ist: Die "hart ersparten" 10.000 Euro, die sie investiert hatte, sind weg. Sie komme aus armen Verhältnissen, wegen des Verlustes sei sie "emotional sehr geladen" und "voller Wut und Frustration" auf den Angeklagten.

Angeklagter Jurist bittet um Verzeihung

Der 36-Jährige hatte schon am ersten Verhandlungstag die Vorwürfe gegen sich vollumfänglich eingeräumt und bei allen Geschädigten um Entschuldigung gebeten. Das Geld sei direkt in das gemeinsame Luxusleben mit seiner Frau geflossen, unter anderem in Reisen nach Dubai.

Auch am zweiten Prozesstag beteuerte er allen drei Zeugen, wie sehr es ihm leidtäte, sie geschädigt zu haben, er wolle alles dafür tun, es wiedergutzumachen. Die Reaktionen darauf: sehr verhalten, ungläubig, wütend.

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