Seit dem ersten Weihnachtsfeiertag ist die Eisbachwelle in München provisorisch wieder surfbar. Statt weißem Schaum hat sich wieder eine teils grüne Welle aufgebaut, auf der am Donnerstag einzelne Surfer in schwarzem Neoprenanzug Drehungen vollführten.
An der Brücke vor der Eisbachwelle hängt ein weißes Banner mit der Aufschrift "Just Watch – Merry X-Mas". Wiederbelebt wurde die Welle wohl durch den Einbau eines Brettes, das an Ketten hängt und nun unter Wasser als Rampe dient. Wer die Vorrichtung eingebaut hat, ist nicht bekannt. Das Referat für Klima- und Umweltschutz teilte auf BR-Anfrage mit, dass die "offensichtlich vorgenommenen Einbauten gemäß der geltenden Allgemeinverfügung widerrechtlich" seien. Allzu lang wird die aktuelle provisorische Surfwelle demnach wohl nicht bestehen können. Münchner Surfer hatten zuvor kritisiert, dass die Behörden "unerfüllbare Auflagen" für die dauerhafte Wiederherstellung der Eisbachwelle geschaffen hätten.
Surfer: Welle nicht ideal, aber surfbar
Einer der ersten Surfer auf der Welle am ersten Weihnachtsfeiertag war der 19-jährige Valentin. "Die Welle ist wieder da, aber sie ist leicht verändert", so der Surfer. Sie sei nicht so ideal, wie sie früher war, da die Welle am linken und rechten Rand mit Weißwasser gebrochen sei. Deshalb sei die Welle gerade noch schwierig zu surfen, sagte Valentin nach ersten Versuchen. Am ersten Weihnachtsfeiertag hätten sich bislang nur wenige Surfer auf die Welle gewagt, da die Bedingungen schwierig waren, so der Schüler. Zum Beispiel sei das rechte Bachufer, von dem die Surfer starten, überfroren gewesen.
Surf Club: Stadt verhindert Welle durch Auflagen
Für einen sogenannten "wasserrechtlichen Versuch", etwa eine Rampe im Eisbach, hatte der Surf Club München gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Surfen (IGSM) und Privatpersonen einen Antrag beim städtischen Klima- und Umweltschutzreferat gestellt. Zuletzt wurde aber bekannt, dass die Antragsteller das Verfahren abbrechen, wie der Surf Club München am Donnerstag in einer Presseerklärung mitteilte.
Grund dafür sei "nicht mangelnde Kooperationsbereitschaft, sondern eine behördliche Auflagenpraxis, die faktisch auf Verhinderung angelegt ist", so der Surf Club. Der wasserrechtliche Versuch würde mit ungewöhnlich hohen Auflagen überzogen werden. Dazu gehörten eine vollständige Haftungsabwälzung, permanente Bereitschaften, technische Nachweise auf dem Niveau von Brücken- oder Staubauwerkerrichtungen, Bauzäune und ein Surfverbot trotz Welle während des Versuchs.
Umweltschutzreferat: Erst Unterlagen prüfen
Ob und wann es mit dem ganz offiziellen Wiederbelebungsversuch der Welle weitergeht, vor allem nach dem abgebrochenen Antrag, sei ungewiss, so das Klima- und Umweltschutzreferat. Denn die Genehmigung der Rampenkonstruktion für den Hauptversuch sei komplex. Eine Sprecherin des Referats teilte auf BR24-Nachfrage mit, dass die Unterlagen für den wasserrechtlichen Versuch erst von allen Beteiligten auf Vollständigkeit geprüft werden müssten. Diese Entscheidung sei vielschichtig, weil mehrere Fachdienststellen, zum Beispiel das Baureferat, der Denkmalschutz, das Wasserwirtschaftsamt oder Fischereiberechtigte, miteinbezogen werden müssen.
Außerdem hätten die Antragsteller aus der Surfcommunity bislang nicht die nötigen Unterlagen, etwa zu statischen Nachweisen und eine Haftpflichtversicherung, eingereicht. Das hat das Klima- und Umweltschutzreferat, das sich um den Antrag kümmert, dem BR mitgeteilt. "Die geforderten Auflagen waren den Antragstellern von Anfang an offen kommuniziert und entsprechen einem Standard, der in solchen Verfahren üblich und insbesondere aus Sicherheitsgründen erforderlich ist", so das Umweltschutz-Referat.
Surf Club: Debatte ist nun politisch
Die Stadt sagt also es geht um Sicherheit, die Surfer nennen es eine Blockade. Der Surf Club München zieht daraus folgenden Schluss: "Formal wird eine Genehmigung nicht ausgeschlossen. Faktisch wird sie unmöglich gemacht. Das ist politisch bequem, aber demokratisch problematisch." Der Surf Club sieht die Verantwortung bei der Verwaltung. Diese würde auf maximale Absicherung, statt auf verantwortbare Ermöglichung setzen. "Die Debatte ist damit nicht beendet. Sie wird jetzt politisch", schreiben die Surfer.
Eisbachwelle nach Bachauskehr verschwunden
Die Welle ist seit der "Bachauskehr" im Oktober verschwunden. Bei einem sogenannten "Vorversuch" war es Strömungsexperten der Hochschule München dann gelungen, sie mit Holzbrettern zurückzubringen. Nach der Entfernung der Bretter brach sie allerdings wieder zusammen.
Danach hieß es, dass für den Einbau einer dreiteiligen Rampe etwa drei Monate nötig seien. Dann könne sich stromabwärts eine langsam rotierende Walze bilden, in der sich Kies ablagern könne. Zusätzlich soll Kies in das Bachbett geschüttet werden.
Monatelang war die berühmte Münchner Eisbachwelle verschwunden. Die Surfer kämpften für ihre Rückkehr. Nun ist die Welle wieder da.
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