Ein Bergsteiger in der sogenannten Eiskapelle am Fuße des Watzmanns: Das Innere der Höhle ähnelt einem Kirchenraum.
Ein Bergsteiger in der sogenannten Eiskapelle am Fuße des Watzmanns: Das Innere der Höhle ähnelt einem Kirchenraum.
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Die Eiskapelle am Fuße des Watzmanns: Das Innere der Höhle ähnelt einem Kirchenraum.
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Die Eiskapelle am Fuße des Watzmanns: Das Innere der Höhle ähnelt einem Kirchenraum.

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Die Eiskapelle am Watzmann: So bedeutend war sie für Bayern

Die Eiskapelle am Watzmann: So bedeutend war sie für Bayern

Die eingestürzte Eiskapelle war ein besonders leicht erreichbares Schneefeld auf rund 900 Metern Höhe. Das einmalige Naturphänomen wurde deshalb zum beliebten Ausflugsziel. Dokumente zeigen, dass bereits Anfang des 19. Jahrhunderts Touristen kamen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die Eiskapelle am Fuß der Watzmann-Ostwand war eines der beeindruckendsten Naturdenkmäler Bayerns: ein riesiges Schneefeld, das die hohen Felswände ringsherum über Jahrhunderte mit gigantischen Mengen an Lawinenschnee genährt haben. Mitten durch das Eis verlief eine Höhle mit meterhohen Gängen, der Hohlraum erinnerte an einen Kirchenraum und gab der Eishöhle den Namen "Eiskapelle".

Einer der ersten Touristen: Alexander von Humboldt

Über 200 Jahre ist es her, dass der Naturforscher, Globetrotter und Reiseschriftsteller Alexander von Humboldt die Eiskapelle in den Berchtesgadener Alpen erkundet hat. Am 28. November 1797 ruderte er, mit seinem Gefährten, Leopold Freiherr von Buch, mit dem Boot über den Königssee.

Die Forscher machten sich auf den Weg zum Fuße des Watzmanns. Das Innere der Eishöhle beschreibt von Humboldt später so: "Ein dämmerndes Licht erhellte das Innere; tropfen- und stromweis kamen Bäche von der hohen Decke herab, aus kleinen Öffnungen in milchweißem, durchscheinendem, opalähnlichem Eise."

1958: Erstes Watzmann-Skirennen an der Eiskapelle

Skifahrer und ihre Zuschauer zieht die Eiskapelle dann Anfang der 1960er Jahre an. Weil es für alpine Skirennläufer zu der Zeit schwierig war, den Sommer über auf Schnee zu trainieren, wurde in Berchtesgaden die Idee geboren, den untersten Teil der Watzmann-Ostwand zu nutzen.

Mit viel Aufwand wurde im Bereich der Eiskapelle eine Piste zwischen Wiesen- und Latschenfelder präpariert, um Skirennen durchzuführen. "Bis in die 70er Jahre hat es von der Bergwacht Berchtesgaden im Frühsommer den Watzmann-Ostwand-Riesentorlauf gegeben", sagt Höhlenforscher Andreas Wolf. Obwohl die Anfahrt mit Schiff und anschließendem Fußmarsch für Athleten und Zuschauer aufwendig war, zog das Rennen jährlich mehrere hundert Besucher zur Eiskapelle.

Video: Slalom-Rennen in den 1960er Jahren an der Ostwand des Watzmanns

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Seit 1990er Jahren wird die Gletscherhöhle kartografiert

Wolf kennt die Eiskapelle bis heute so gut wie kaum jemand. Der Vermessungsingenieur sowie Vorsitzende des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher fährt seit Jahrzehnten jedes Jahr im Herbst mit dem Schiff über den Königsee, um diese zu vermessen. Den Schmelzprozess beobachtet er seit vielen Jahren. Forscher wie Wolf hatten das Ende der Eiskapelle zwar vorhergesagt. Dass sie jedoch bereits in diesem Sommer zusammenbrechen würde, überrasche selbst Experten, so die Verwaltung des Nationalparks Berchtesgaden.

Ob die Eiskapelle irgendwann neu entstehen wird, ist offen. Am Ende des Eisgrabens am Fuße der Watzmann-Ostwand würde sich auch in Zukunft Lawinenschnee sammeln und ein Firneisfeld mit einem Höhlensystem bilden, erklärt Wolf. "In welcher Größe und in welchem Ausmaß, wird die Zukunft zeigen."

Derzeit alpine Gefahren durch Einsturz der Eiskapelle

Durch den Zusammenbruch der Eiskapelle sind akute, alpine Gefahren entstanden, auf die Wissenschaftler und Nationalparkverwaltung gleichsam aufmerksam machen: Wanderer werden eindringlich vor dem Betreten der Reste der Eiskapelle gewarnt. Es herrscht im gesamten Bereich der Eiskapelle akute Stein- und Eisschlaggefahr.

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