Vertreter verschiedener Umweltschutzorganisationen, Parteien und Verbände stehen beim sogenannten „Gletscher-Gipfel“ am Schneeferner Gletscher auf der Zugspitze. Ein Zusammenschluss verschiedener Parteien und Organisationen drängt auf Maßnahmen für Bayerns Bergwelt und hat gemeinsam die Resolution mit dem Titel „Unsere Gletscher, unsere Berge: Heimat bewahren!“ verabschiedet. In den letzten fünf Jahren ist die Gletscheroberfläche am Schneeferner um 6,92 Meter eingesunken und der Gletscher wird binnen der nächsten zehn Jahre voraussichtlich ganz verschwinden.
Vertreter verschiedener Umweltschutzorganisationen, Parteien und Verbände stehen beim sogenannten „Gletscher-Gipfel“ am Schneeferner Gletscher auf der Zugspitze. Ein Zusammenschluss verschiedener Parteien und Organisationen drängt auf Maßnahmen für Bayerns Bergwelt und hat gemeinsam die Resolution mit dem Titel „Unsere Gletscher, unsere Berge: Heimat bewahren!“ verabschiedet. In den letzten fünf Jahren ist die Gletscheroberfläche am Schneeferner um 6,92 Meter eingesunken und der Gletscher wird binnen der nächsten zehn Jahre voraussichtlich ganz verschwinden.
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Vertreter des Bündnisses am Gletscher auf dem Zugspitzblatt
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"Warnsignal" Gletscher: Bündnis fordert besseren Alpen-Schutz

"Warnsignal" Gletscher: Bündnis fordert besseren Alpen-Schutz

Mit einer Resolution appellieren Akteure aus Politik, Naturschutz und Wissenschaft vom schrumpfenden Zugspitz-Gletscher aus an die Staatsregierung: Der Natur-, Arten- und Klimaschutz müsse dringend verstärkt werden. Die CSU wehrt sich gegen Vorwürfe.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Für den Gletscher-Forscher Wilfried Hagg haben die schrumpfenden Eismassen auf dem Zugspitzplatt aktuell vor allem eine Bedeutung: "Die Gletscher mahnen", betont der Professor von der Hochschule München auf Deutschlands höchstem Berg. "Sie sollten uns wachrütteln und uns eben zu mehr Klimaschutz animieren, damit wir auch andere negative Folgen der Erwärmung abwenden können."

Hagg steht am Schneeferner, einem der letzten vier bayerischen Gletscher. Dieser habe innerhalb von 20 Jahren rund 20 Meter an Höhe eingebüßt, schildert der Glaziologe. "Die Entwicklung ist drastisch, wir haben zwei Drittel der Fläche verloren." Um das Jahr 2030 herum werde der Schneeferner aller Voraussicht nach verschwunden sein. Hagg ist an diesem sonnigen Vormittag zusammen mit Akteuren aus Politik, Bergsport und Naturschutz auf die Zugspitze gekommen, um einen Appell loszuwerden: "Rettet die Berge!"

"Warnsignal an uns alle"

Zusammengeschlossen haben sich Grüne, SPD und ödp, der Bund Naturschutz, CIPRA Deutschland, Landesbund für Vogel- und Naturschutz, die NaturFreunde Bayern und Protect our Winters sowie der frühere Nordische-Kombinations-Olympiasieger Thomas Müller und Forscher Hagg. Auf der Zugspitze unterzeichnen sie eine Resolution mit dem Titel "Unsere Gletscher, unsere Berge: Heimat bewahren!"

Die dramatische Entwicklung bei den Gletschern sei "ein Warnsignal an uns alle", heißt es in dem Papier. Es gelte, den Natur- und Artenschutz, den Klimaschutz, den Schutz der Bergwelt "endlich voranzutreiben – auch und gerade in Bayern".

Die Resolution fordert von der Staatsregierung, am Ziel "klimaneutrales Bayern 2040" festzuhalten. Bergwälder müssten besser geschützt, Flüsse und Bäche, Moore und Auen renaturiert werden. Für die Wasserentnahme aus natürlichen Gewässern zur künstlichen Beschneiung solle es keine neue Erlaubnis geben. Die Unterzeichner kritisieren auch die im Zuge des Bürokratie-Abbaus beschlossenen Erleichterungen für den Bau neuer Skipisten und -lifte. Sie verlangen, auf nachhaltigen und naturverträglichen Ganzjahrestourismus zu setzen.

"Sensibles Ökosystem"

Grünen Fraktionschefin Katharina Schulze betont, die Berge seien Heimat und Sehnsuchtsort, vor allem aber ein sensibles Ökosystem. "Wir merken, dass die Klimakrise gerade in den Bergen mit voller Wucht reinpresst." Die Jahresmitteltemperatur sei gestiegen, der Permafrotsboden erwärme sich. Das habe Auswirkungen: "Steinschläge, Felsstürze, die Alpen werden auch gefährlicher."

Die bayerischen Gletscher seien nicht mehr zu retten. "Aber wir haben die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass der sensible Alpenraum geschützt wird." Wer unter dem Deckmantel des Bürokratie-Abbaus Umweltstandards schleife, habe nicht verstanden, worum es eigentlich geht.

Biologische Vielfalt geht verloren

Als "Fieberthermometer", das dramatische Veränderungen in der Umwelt anzeige, bezeichnet die Gletscher der Vorsitzende des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV), Norbert Schäffer. Es gebe in den Alpen spezialisierte Arten, die "hier im Hochgebirge leben", schildert er. "Und die müssen immer weiter nach oben. Jetzt sind wir aber schon fast ganz oben, weiter hoch geht es nicht. Wir werden hier biologische Vielfalt verlieren."

Friedl Krönauer vom Bund Naturschutz betont die "existenzielle Bedeutung" des Alpenraums als Wasserspeicher. SPD-Landeschefin Ronja Endres erinnert daran, dass die Alpen neben Erholung auch Arbeitsplätze sichern. "Wer ihren Schutz lockert, gefährdet beides."

CSU weist Kritik zurück

Der CSU-Fraktionsvorsitzende Klaus Holetschek sagt in München auf BR-Anfrage, er könne mit der "Empörung, die da losgetreten wird, relativ wenig anfangen". Bayern habe unglaublich viel für den Arten- und Naturschutz getan. "Wir wissen, was wir an der Schöpfung an der Natur haben. Aber wir müssen auch mal wieder Maß und Mitte finden."

Holetschek weist den Vorwurf zurück, die Staatsregierung höhle den Naturschutz aus: Wenn es um Genehmigungen gehe, bleibe alles wie bisher. Man habe lediglich die Umweltverträglichkeitsprüfung "abgekoppelt" und an die Nachbarländer angepasst. Die Regierungskoalition wolle aber alles dafür tun, Bürokratie abzubauen – und "nicht bei jedem Aufschrei sofort wieder die Dinge umdrehen".

Oben am Zugspitz-Gletscher will Schulze den Empörungs-Vorwurf nicht gelten lassen: Sie setze sich dafür ein, den Kindern einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen. "Eigentlich sollte es unser aller Ziel sein."

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