Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) legt in der Diskussion über die Termine der Sommerferien nach – und verweist die anderen Bundesländer auf Bayerns Milliarden-Zahlungen. "Wir zahlen den meisten Länderfinanzausgleich, jetzt wollen uns andere Länder auch noch vorschreiben, wann wir Ferien machen sollen. Das lassen wir nicht zu", schrieb Söder auf seinen Social-Media-Kanälen. "Wann bei uns Ferien sind, entscheiden wir Bayern selbst."
Einmal mehr betonte Söder, der feste Sommerferientermin von Anfang August bis Mitte September sei in den "bayerischen Biorhythmus" eingegangen. Bei einer Änderung müsste der Freistaat demnach die Ferienpläne des ganzen Jahres ändern. "Das tun wir nicht", bekräftigte er.
Andere Bundesländer kritisieren Bayerns Sonderstellung
Mehrere Bundesländer hatten in den vergangenen Tagen deutliche Kritik an der Regelung geäußert, dass Schülerinnen und Schüler in Bayern und Baden-Württemberg grundsätzlich den spätesten Sommerferien-Beginn haben.
Nordrhein-Westfalens Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) sagte der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", ihr Bundesland "hätte auch gerne mal einen späten Ferienstart." Die Begründung, dass Kinder in den Süd-Ländern in den Ferien bei der Ernte helfen müssten, gelte nicht mehr. Allerdings argumentiert Bayern selbst schon lange nicht mehr damit, sondern mit den Terminen für die Pfingstferien.
Auch Sachsen will, dass Bayern und Baden-Württemberg ihre Sonderrolle bei den Sommerferien aufgeben. Der Thüringer CDU-Fraktionschef Andreas Bühl betonte, die Schulferienregelung stamme aus einem anderen Jahrhundert: "Wir brauchen ein modernes, gerechtes System, das sich an den Bedürfnissen der Familien, der Schulen und der Wirtschaft orientiert." Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) äußerte sich zurückhaltender. Es sei Sache der Kultusministerkonferenz und der Bundesländer, "hier eine Lösung zu finden", sagte Prien der "Bild"-Zeitung.
Sommerferien: Bayern und Baden-Württemberg immer spät
Bayern und Baden-Württemberg starten immer als letzte Bundesländer in die sechswöchigen Sommerferien – Ende Juli oder Anfang August. Die übrigen 14 Bundesländer beteiligen sich an einem rotierenden System und wechseln sich mit dem Ferienbeginn ab. Das soll unter anderem helfen, den Reiseverkehr und die Nachfrage nach Urlaubsunterkünften zu entzerren. Somit haben beispielsweise in Hessen die Sommerferien dieses Jahr bereits am 7. Juli begonnen.
Die aktuelle Regelung gilt bereits seit rund 60 Jahren – und zunächst bis 2030. Ende dieses Jahres wird über den Zeitraum ab 2030 verhandelt, für eine Änderung bräuchte es Einigkeit unter den Bundesländern. Das scheint derzeit ausgeschlossen: Bayerns Staatsregierung will dauerhaft am späten bayerischen Ferienbeginn festhalten, wie neben Ministerpräsident Söder auch Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) betont.
Andere Bundesländer haben einen doppelten Nachteil
Schüler und deren Eltern in den übrigen Bundesländern haben durch diese Regelung einen doppelten Nachteil. Sie sind auf die absolute Hauptreisezeit im Sommer festgelegt – mit den entsprechenden Preisen während der Hauptsaison. Familien außerhalb von Bayern und Baden-Württemberg können auch nicht auf den weniger frequentierten und von den Temperaturen her oft schon sommerlich warmen Pfingstzeitraum ausweichen.
Allerdings betont Bayerns Kultusministerium, dass alle Bundesländer über die gleiche Zahl von Ferientagen (75 Werktage pro Schuljahr) verfügen. Entsprechend dauern in anderen Bundesländern bestimmte Ferien länger als in Bayern, zum Beispiel die Herbstferien im Oktober oder November.
Entspannung in Schleswig-Holstein
Im Norden Deutschlands sieht man die Sache offenbar gelassener. Schleswig-Holstein trage den von der Länderarbeitsgruppe und der Kultusministerkonferenz beschlossenen Kompromiss weiter mit, sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Dorit Stenke (CDU). "Auch das rollierende System macht im Übrigen spätere Sommerferien möglich: Schleswig-Holstein ist im vergangenen und wird in diesem Schuljahr erst Ende Juli in die Ferien starten."
BR24 zum Nachschauen: Streit um Sommerferienstart – macht Bayern bald früher Urlaub?
Schulkinder am letzten Schultag vor den Sommerferien (Symbolbild)
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