Nach einer Schlägerei zwischen zwei Rocker-Gruppen im Sommer 2024 ist am heutigen Mittwoch das erste Urteil gefallen. Das Amtsgericht Gemünden im Landkreis Main-Spessart, hat einen Beteiligten zu einem Jahr und zwei Monaten auf Bewährung verurteilt – wegen "Landfriedensbruchs in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung" in zwei Fällen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Etwa 40 Rocker gehen aufeinander los
Es war ein Samstagabend im Juli 2024 an einer Tankstelle in Marktheidenfeld, einer Kleinstadt im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart: Zwei Rocker-Gruppen, etwa 40 Personen, gehen aufeinander los - auch mit Messern. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft waren es Mitglieder der Motorrad-Clubs "Bandidos" und "Outlaws" – die überregional agieren und als verfeindet gelten. Fünf Menschen wurden bei dieser blutigen Schlägerei zum Teil schwer verletzt.
Gefängnis oder Freispruch?
Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten ohne Bewährung gefordert. Die Verteidigung hatte einen Freispruch beantragt. Sie hatte Zweifel, ob die vorgeworfenen Taten eindeutig dem Angeklagten zugeschrieben werden können.
Der 45-Jährige aus dem Landkreis Miltenberg soll bei der Schlägerei nicht mittendrin gewesen sein, aber am Rand. Als Auflage muss der Mann außerdem 6.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. Die Ermittlungsbehörden ordnen ihn den "Outlaws" zu.
Versuchte Tötung: Hauptprozess in dem Fall folgt noch
Der am heutigen Mittwoch abgeschlossene Prozess in Gemünden war der erste in dieser Angelegenheit. Weitere sollen folgen, auch der Hauptprozess – in dem es um versuchte Tötung geht. Dazu dauern die Ermittlungen der Polizei laut Staatsanwaltschaft Würzburg weiter an.
Direkt nach der Massen-Schlägerei im Sommer vergangenen Jahres waren die Beteiligten geflüchtet. Doch die Polizei hat mit einem Großaufgebot gefahndet und hat mehrere Personen festgenommen. In der Folge gab es mehrere Razzien im Rocker-Milieu in Unterfranken.
Polizei: "Marktheidenfeld ist kein Rocker-Schwerpunkt"
Laut Polizei ist Marktheidenfeld kein Schwerpunkt von Rocker-Banden. "Wir haben tatsächlich Rocker, die hier wohnhaft sind. Allerdings ist es bis dato so, dass wir hier in keiner Weise irgendwelche Auffälligkeiten hatten", sagte Michael Zimmer, der Dienststellenleiter der Polizei Marktheidenfeld, damals zu BR24. Die Beteiligten kämen auch aus anderen Regionen.
Wer sind die "Outlaws" und die "Bandidos"?
Der "Outlaws Motorcycle Club" ist einer der ältesten und bekanntesten Motorrad-Clubs weltweit. Gegründet wurde er 1935 in den USA. Er ist bekannt für seine strikte Hierarchie, seine oft kriminellen Aktivitäten – und die Rivalität mit anderen Clubs, etwa den "Hells Angels". In Franken sind die "Outlaws" nach eigenen Angaben auf ihrer Homepage in Nürnberg, Fürth, Kitzingen, Main-Spessart und Coburg vertreten.
Den "Bandidos Motorcycle Club" gibt es seit 1966, er agiert international. Kriminalität und Rivalität spielen auch eine Rolle. Beide Motorrad-Clubs haben Ortsgruppen in Deutschland, sogenannte "Chapter". Mehrere "Chapter" wurden bereits verboten. Nach eigenen Angaben gibt es Gruppierungen der Bandidos in Franken in Nürnberg, Würzburg, Miltenberg und Bad Königshofen im Landkreis Rhön-Grabfeld.
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