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Demo in Passau für Hauzenberger Pfarrer

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Fall Hauzenberg: Hunderte demonstrieren für abgesetzten Pfarrer

Fall Hauzenberg: Hunderte demonstrieren für abgesetzten Pfarrer

Gut tausend Gläubige aus Hauzenberg haben am Samstag in Passau für ihren suspendierten Pfarrer demonstriert. Sie forderten "Lebensnähe" und stellen sich gegen Maßnahmen des Bistums. Der Pfarrer selbst war nicht anwesend - aber sein Rechtsbeistand.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Gut 1.000 Gläubige aus dem Pfarrverband im niederbayerischen Hauzenberg (Landkreis Passau) haben am Samstag in Passau für ihren Pfarrer demonstriert. Der Grund: Der Passauer Bischof Oster hatte ihn vor drei Wochen suspendiert – wegen mutmaßlichen Fehlverhaltens in der Jugendarbeit.

Friedliche Aktion von rund tausend Unterstützern ihres Pfarrers

Auf den Transparenten solidarisierten sich die Unterstützer nun mit dem Geistlichen. Unter anderem hieß es: "Wir wollen Priester, die in der Gesellschaft und im Leben zu Hause sind." Andere Demonstrierende forderten "ein Herz" oder "Gerechtigkeit" für den Mann. 

Die Polizei sprach auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) von 800 bis 1.000 Teilnehmenden. Die Veranstalter zählten laut der "Passauer Neuen Presse" (PNP) 1.500 Mitstreiter. Angemeldet worden waren 1.000 Menschen. Nach Angaben der Beamten dauerte die Aktion zwei Stunden und damit eine weniger als geplant. Zwischenfälle habe es nicht gegeben. Das Bistum Passau äußerte sich nicht zu der Kundgebung.

Rechtsbeistand des Pfarrers: Die meisten Vorwürfe bereits widerlegt

Die privat organisierte Demonstration begann mit mehreren Reden im Passauer "Klostergarten". Der von der Bistumsleitung abgesetzte Geistliche nahm an dem Protest nicht teil. Hauptredner war der Rechtsbeistand des Pfarrers, der Passauer Strafrechtsprofessor Holm Putzke. Er kritisierte in seiner Ansprache, das Bistum Passau habe in der Angelegenheit nicht transparent und offen gehandelt. Der eigentliche Skandal sei, dass Vorwürfe gegen den Pfarrer anonym verbreitet worden seien. Im BR-Interview am Rande der Demo sagte Putzke: "Nichts von den Vorwürfen ist bisher erwiesen. Ganz im Gegenteil: Die meisten konnten schon widerlegt werden. Ich möchte dazu auch die Unterlagen des Bistums sehen. Das gehört zur Gerechtigkeit dazu, dass man sich ordentlich verteidigen kann."

Sanktionen schlugen hohe Wellen: Kirchenaustritte und Petition

Ans Podium traten auch einige Ministrantinnen und die Mutter einer Ministrantin. Sie sprachen von einer "medialen Hetzjagd" gegen den Pfarrer und warfen dem Bistum vor, in der Sache nicht gehört worden zu sein. Nach der Kundgebung marschierten die Teilnehmenden durch die Fußgängerzone bis vor den Dom. Hier skandierten die Teilnehmer Sprüche wie "Alex (Name des Priesters) für Hauzenberg."

In der betroffenen Gemeinde herrscht seit Längerem ein massiver Konflikt. Alleine in den ersten beiden Wochen nach der Absetzung des Pfarrers sind dort nach Behördenangaben mehr als 100 Katholiken aus der Kirche ausgetreten. Ein Großteil der Ministranten will den Dienst beenden. Eine Onlinepetition "Lassen Sie Pfarrer Alexander Aulinger als Pfarrer bleiben" wurde bereits von mehr als 10.000 Personen unterzeichnet.

Bischof spricht von Annäherung nach Gesprächen

Zwei unabhängige Gremien hatten dem Passauer Bischof Stefan Oster die Absetzung des Seelsorgers empfohlen. Im Kern geht es um Alkoholmissbrauch und geistlichen Missbrauch ("Mobbing") in Zusammenhang mit der Jugendarbeit. Außer der Staatsanwaltschaft ist inzwischen auch der Vatikan mit dem Fall befasst. Dort läuft ein kirchenrechtliches Verfahren.

Oster selbst erklärte einige Tage nach Bekanntwerden der Vorfälle in einer Videobotschaft die Vorgehensweise des Ordinariats. Darin zeigte er sich auch erschrocken, dass es in bestimmten Gesprächen und Kommentaren keine zweite Meinung über das positive Wirken des Pfarrers geben dürfe. "Viele, die sich kritisch positionieren, erleben sich ausgegrenzt oder gemobbt, bis hin zu konkreten Drohszenarien." Diese Menschen seien weder "feige Denunzianten noch böswillige Neider", sondern Menschen, die in Sorge für Kinder und Jugendliche gewesen seien, sagte der Bischof in der Videobotschaft.

Zuletzt gab es in zwei Gesprächen zwischen dem Bischof und Vertretern des Pfarrverbands erste Anzeichen von Annäherung in diesem Konflikt. "Wir suchen und gehen miteinander Schritte nach vorne", hieß es in einer Pressemitteilung nach diesen Gesprächen.

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Mit Informationen von KNA

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