Kostiantynivka, eine Stadt im Donbas in der Ukraine im März 2025. In dieser Region hat auch Yuliia gelebt.
Kostiantynivka, eine Stadt im Donbas in der Ukraine im März 2025. In dieser Region hat auch Yuliia gelebt.
Bild
Kostiantynivka, eine Stadt im Donbas in der Ukraine im März 2025. In dieser Region hat auch Yuliia gelebt.
Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Thomas Krych
Schlagwörter
Bildrechte: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Thomas Krych
Audiobeitrag

Kostiantynivka, eine Stadt im Donbas in der Ukraine im März 2025. In dieser Region hat auch Yuliia gelebt.

Audiobeitrag
>

Gebietsabtretungen der Ukraine? - "Genau dort ist mein Haus!"

Gebietsabtretungen der Ukraine? - "Genau dort ist mein Haus!"

Vor dem Treffen von Trump und Putin wird über "Gebietsabtretungen" in der Ukraine spekuliert. Betroffen ist auch die Region, aus der Yuliia kommt. Vor drei Jahren ist sie mit ihren Söhnen nach Deutschland geflohen – doch ihre Familie lebt noch dort.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

"Eigentlich kann ich mich gut ausdrücken", sagt Yuliia vor dem Interview. In ihrer Muttersprache fließe es nur so aus ihr heraus – in Deutsch ist das nicht so einfach. Trotzdem merkt man ihr das Mitteilungsbedürfnis an. Yuliia ist vor mehr als drei Jahren nach Deutschland gekommen. Inzwischen lebt sie mit ihren beiden Söhnen im unterfränkischen Estenfeld. Als alleinerziehende Mutter ist sie mit ihnen aus dem ostukrainischen Donbas geflohen. Eine der Regionen, die immer wieder in Spekulationen auftaucht, wenn es um mögliche Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland geht. Noch immer gibt es die Befürchtung, dass beim Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin ein Deal verhandelt werden könnte, auf den die Ukraine sich nicht einlassen kann und will.

Treffen von Putin und Trump: Angst vor Gebietsabtretungen

Putin stelle Bedingungen, die die Ukraine nicht akzeptieren könne, sagt auch Yuliia. Es sei traurig, dass die Ukraine und Europa bei den Gesprächen nicht mit am Tisch sitzen würden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensjkyj lehnt Gebietsabtretungen strikt ab. Eine Waffenruhe käme nur bei einem "Einfrieren" der aktuellen Frontlinie infrage und auch dann würden die besetzten Gebiete völkerrechtlich nicht anerkannt.

Trump hatte immer wieder die Möglichkeit eines "Gebietstauschs" ins Spiel gebracht, zuletzt aber zugesichert, dass er nicht über eine Aufteilung des ukrainischen Staatsgebiets verhandeln wolle. "Für mich ist das sehr wichtig", sagt Yuliia, "denn genau dort sind mein Haus und mein Vater." Denn auch wenn sie in Grenznähe leben und Russisch sprechen: Sie wollen nicht zu Russland gehören.

Bildrechte: Mona Böhm / BR
Bildbeitrag

Yuliia ist 2022 aus der Ukraine geflohen, jetzt lebt sie im unterfränkischen Estenfeld.

Leben in Frontnähe: Wenn die Flucht schlimmer ist als die Angst

Die Familie von Yuliia kommt aus der Region Donezk. Das Haus ihrer Großmutter wurde bereits durch Bomben zerstört, auch ihre Mutter hat die Region mittlerweile verlassen. Denn die Lehrerin fürchtet, dass ihre 'ukrainischen Ansichten' ihr zum Verhängnis werden könnten. Doch Yuliias Vater harrt noch immer aus – in seinem Haus bei Lyman, unweit der aktuellen Frontlinie. Trotz vieler Versuche kann Yuliia ihn nicht dazu bewegen, seine Heimat zu verlassen.

Für manche Menschen sei die Flucht schlimmer als die Angst, schreibt ihr Vater in einem Brief an seine Tochter. "Ein neues Leben braucht Kraft, Hoffnung und Zeit. Und einem erschöpften Menschen, der die Schrecken des Krieges erlebt hat, fehlt vielleicht alles davon."

Yuliia bleibt nichts anderes übrig, als aus Deutschland mitzubangen. Oft wüsste sie, dass genau in diesem Moment Bomben in ihrer Heimatregion fallen. Alle fünf Minuten schaut sie dann aufs Handy und wartet auf die Nachricht ihrer Familie, dass es ihr gut geht.

Nur wenig Hoffnung auf Ukraine-Gipfel

An das Treffen zwischen Trump und Putin knüpft Yuliia nur wenige Erwartungen. Trotzdem hofft sie auf einen Waffenstillstand. An einen langfristigen Frieden in der Ukraine glaubt sie aber nicht mehr. Sie hat beschlossen, nicht zurückzukehren, für die Sicherheit ihrer Kinder. Der Ältere mache mittlerweile eine Ausbildung, ihr Achtjähriger sei gut in Mathe, sie selbst habe als Vertriebsingenieurin eine gute Anstellung gefunden. Es werde ihr immer wehtun, sagt Yuliia, aber "ich muss, ich will und ich werde mein Leben weiterleben."

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!