Was haben Katzen mit Verschwörungsideologien zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Aber nach einem Klick auf ein harmloses Katzenbild in den Sozialen Medien liefert der Algorithmus dem User neben weiteren süßen Katzenbildern auch einen Post, der behauptet, Katzen seien in Wirklichkeit eine Spionageeinheit einer außerirdischen Zivilisation.
Dieses interaktive Beispiel findet sich auf dem neuen Infoportal "Gelogen?! Lass dich nicht manipulieren" (externer Link). Es soll zeigen, wie Desinformationen sich in vermeintlich harmlosen Content schleichen können. Das Portal wird vom Bayerischen Innenministerium bereitgestellt und ist in Zusammenarbeit mit Forscherinnen und Forschern entstanden. Ziel ist es, für die Gefahren von Desinformation und Verschwörungstheorien zu sensibilisieren und darüber zu informieren.
Innenminister Herrmann: Desinformation ist Gefahr für Demokratie
Bei der Vorstellung des neuen Portals warnte Innenminister Joachim Herrmann eindringlich vor der Gefahr von Desinformation und Verschwörungserzählungen für die Demokratie und die Gesellschaft. Ein einziger Post könne Millionen Menschen erreichen. "Noch nie war es so leicht, sich zu informieren. Noch nie war es aber auch so leicht, in die Irre geführt zu werden", so Herrmann. Eine wichtige Rolle spielten auch Emotionen, die gezielt erzeugt würden, um zu manipulieren: "Wut wird ganz gezielt genutzt, um Zweifel und Misstrauen in die Gesellschaft zu säen, um das gesellschaftliche Vertrauen zu untergraben und demokratische Institutionen zu schwächen", so Herrmann.
Portal gegen Fake News: „Gelogen?! Lass dich nicht manipulieren“
Katzen als Aliens und mysteriöse Schneckenplagen – mit eingängigen Beispielen bietet das Portal Tipps zum Erkennen und Strategien für den Umgang mit Desinformation und Verschwörungserzählungen. Dabei handelt es sich nicht um einen Faktencheck, sondern um eine Plattform mit verschiedenen Videos, Beispielen, Definitionen und interaktiven Anwendungen. Damit soll das Thema greifbar und anschaulich gemacht werden. Das Ziel: informieren und lernen, wie man Fakes und psychologische Tricks besser erkennt, gleichzeitig dazu anregen, den eigenen Medienkonsum zu reflektieren.
Wissenschaftliche Studie: Prävention von Desinformation
Beteiligt an dem Portal sind auch Forscherinnen und Forscher von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, der Goethe-Universität Frankfurt und der Frankfurt School of Finance & Management. Unter der Leitung der Professorin für Mikroökonomik an der Universität in Würzburg, Alicia von Schenk, soll die neue Plattform wissenschaftlich begleitet werden. Von Schenk betont: "Mit diesem Informationsportal testen wir einen neuen Ansatz zur Prävention von Desinformation, der an der Wurzel ansetzt – bei unseren kognitiven Verzerrungen und der Art, wie wir Informationen verarbeiten."
Dafür können Nutzerinnen und Nutzer auch an einer Studie auf der Plattform teilnehmen. Diese ist mit einem Banner gekennzeichnet. "Statt Falschmeldungen nur zu kennzeichnen, wollen wir verstehen, warum Menschen diesen Glauben schenken und wie man dem vorbeugen kann", sagt sie. Die Studie ist anonym, es gibt Wertgutscheine für die Teilnahme.
Verfassungsschutz: Keine Chance gegen Flut von Fake News
Auch Manfred Hauser, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz, warnte im Rahmen der Vorstellung der Plattform vor der großen Gefahr, die von der Verbreitung von Desinformation für demokratische Gesellschaften ausgeht. Cyberangriffe, Sabotage, Spionage und die strategische Verbreitung von Desinformation und Verschwörungserzählungen würden allen voran von Russland, aber auch von rechtsextremen und islamistischen Kreisen genutzt, um demokratische Institutionen zu destabilisieren.
"Diese Angriffsmittel greifen ineinander, sind vernetzt und haben zum Ziel, unsere Gesellschaft und unsere demokratischen Institutionen zu destabilisieren", so Hauser. Er fügte hinzu: "In einer instabilen Gesellschaft haben auch Extremisten leichtes Spiel." Genau diesem müsse man entgegenwirken und die Bevölkerung kritikfähiger machen.
Desinformation und Verschwörungstheorien sind online überall. Bayern will mit einem neuen Informationsangebot sensibilisieren.
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