Steigende Vogelgrippe-Fälle in Deutschland sorgen für Unsicherheit – nicht nur bei Geflügelhaltern, sondern auch bei Zoos und Wildgehegen. Über erkrankte Zootiere ist im Freistaat bislang nichts bekannt, dennoch haben Bayerns Tierparks erste Maßnahmen ergriffen. Ein Überblick.
Tierpark München: Großvoliere geschlossen
Der Tierpark Hellabrunn in München hat als ersten Schritt seine Großvoliere geschlossen. Enten, Schwarzstörche, Papageien, Reiher und sonstige Vögel leben dort unter einem 18 Meter hohen Edelstahlgewebe, das wie ein geschwungener Baldachin eine 5.000 Quadratmeter große Fläche überspannt. Ein versehentlich, zum Beispiel mit Schuhen eingetragener Vogelgrippe-Erreger könnte einen verheerenden Schaden anrichten. Die Besucher hätten großes Verständnis für die Schließung der beliebten Attraktion, versichert eine Sprecherin.
Doch es drohen möglicherweise auch drastischere Schritte. Je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, könnte auch in Bayern irgendwann eine Stallpflicht verhängt werden – diese würde auch für alle Tierpark-Vögel gelten. Und wenn es direkt auf dem Zoogelände einen bestätigten Vogelgrippefall gäbe und die Behörden eine Schließung vorschreiben sollten, dann könnte es tatsächlich passieren, dass der ganze Tierpark dicht gemacht wird. "Aber das ist wirklich nur im äußersten Fall ein Thema", so die Sprecherin auf BR24-Nachfrage, und "wir hoffen natürlich, dass der nicht eintritt".
Zoo Augsburg: "Wir verfallen nicht in Hysterie"
Auch in Schwaben versucht man es zunächst mit Schutzmaßnahmen. "Wir verfallen nicht in Hysterie", heißt es aus dem Augsburger Zoo. "Wir sind gut gewappnet und wollen mit verschiedenen Präventivmaßnahmen unseren Vogelbestand schützen", sagt Thomas Lipp, der stellvertretende Zoodirektor. Die gute Nachricht: Bislang sind im Zoo keine Tiere an der Vogelgrippe erkrankt oder gestorben. Dennoch habe man bereits damit angefangen, Tiere "aufzustallen", also in einem geschlossenen Stall unterzubringen, so zum Beispiel die Flamingos im Flamingohaus.
Die begehbare Voliere, in der normalerweise unter anderem Watvögel, Entenvögel, ein Schwarzhalstaucher und der Wiedehopf leben, sei aktuell nicht für Besucher geöffnet: "Wir haben einen Quarantäne-Bereich in einem großen Wirtschaftsgebäude mit mehreren Abteilen. Dort ist kein freier Himmel und es gibt auch keinen Zugang zum Außengehege, aber überdachte Außenabteile. So ist es praktisch unmöglich, mit Kot von Wildvögeln in Kontakt zu kommen." Auch die Pelikane sind noch draußen, aber sie sollen demnächst aufgestallt werden. Das Tropenhaus, in dem laut Thomas Lipp mehr als 40 Vogelarten leben, ist für die Besucher weiterhin zugänglich. Hier bestehe kein Risiko, dass die Vögel in Kontakt kommen mit infizierten Vögeln von außen und auch nicht mit Besuchern.
Aufstallung der Vögel im Tiergarten Nürnberg
Auch im Nürnberger Tiergarten gibt es noch keinen aktuellen Krankheitsfall. Doch der Zoo schottet seinen gesamten Vogelbestand präventiv ab. Die wichtigste Maßnahme ist auch hier die sogenannte Aufstallung aller Vögel. Das bedeutet, die Tiere kommen entweder in geschützte Ställe oder ihre Volieren werden mit dichten Planen abgedeckt. So soll verhindert werden, dass virushaltiger Kot von Wildvögeln in die Gehege gelangt. Besonders anfällige Arten wie Kraniche sind schon von anderen Tieren getrennt in Sicherheit gebracht worden. Zudem gelten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter strengere Hygieneregeln. Und der Tiergarten nimmt vorerst keine Greifvögel, Eulen oder Störche mehr als Auffangstation auf.
Anfang des Jahres war die Vogelgrippe auf Gut Mittelbüg, einer Außenstelle des Nürnberger Tiergartens, ausgebrochen. Damals verendeten zehn Weißstörche, vier Krauskopfpelikane und fünf Rosapelikane an den Folgen der Infektion. Alle präventiven Schritte, die nun unternommen würden, erfolge in enger Abstimmung mit den Amtstierärzten, hieß es weiter.
Tiergarten Straubing ist vorbereitet
"Selbstverständlich sind auch wir im Tiergarten Straubing stets mit Maßnahmen befasst, um auf den Ausbruch von Tierseuchen vorbereitet zu sein", so der Tiergartendirektor Michel Delling in einer schriftlichen Antwort an BR24. Die bestehenden Schutzkonzepte würden stetig aktualisiert und angepasst. Der Straubinger Zoo sei in enger Abstimmung mit dem zuständigen Veterinäramt – und auch "in sehr engem Austausch" mit anderen bayerischen Zoos. Über aktuell getroffene Maßnahmen in Straubing ist nichts bekannt.
Im Audio: So reagieren Tierheime auf die Vogelgrippe-Gefahr
Auch die Tierheime in Bayern reagieren auf die Ausbreitung der Vogelgrippe.
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