Christiane Gaebert in ihrem Atelier: Sie steht am Tisch und malt, hinter ihr Farbtuben und fertige Bilder.
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Christiane Gaebert in ihrem Atelier in Würzburg.
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Gender Show Gap: Mehr Sichtbarkeit für Künstlerinnen in Würzburg

Gender Show Gap: Mehr Sichtbarkeit für Künstlerinnen in Würzburg

Frauen prägen die Kunstwelt – doch sichtbar sind sie selten. Das Museum am Dom in Würzburg bricht mit alten Mustern. Eine Ausstellung zeigt ausschließlich Werke von Frauen und greift damit die Diskussion um Gleichberechtigung in der Kunst auf.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Gezeigt werden Kunstwerke ausschließlich von Frauen. Das Museum am Dom (MAD) in Würzburg will ein Zeichen setzen – der Titel ist bewusst provokant gewählt: "Mehr KünstlerINNEN". Anlass für Kurator Christoph Deuter und sein Team war ein Blick ins Depot: Da stehen tausende Kunstwerke – nur ein Bruchteil davon von weiblichen Künstlerinnen. Das MAD steht stellvertretend für die allermeisten Museen, wie eine aktuelle Studie zeigt: Weibliche Künstlerinnen und ihre Werke sind nach wie vor weniger sichtbar als männliche Künstler.

Historisch gewachsenes Ungleichgewicht

Das hat natürlich auch historische Gründe: Dass auch Frauen an Kunsthochschulen studieren dürfen, ist gerade einmal einhundert Jahre her. Erst zum Wintersemester 1920 wurden die ersten Frauen in Deutschland offiziell als Kunststudentinnen angenommen. "Die historische Kunst können wir nicht verändern", sagt Deuter. Aber im Zuge von Schenkungen, auch Ankäufen von Werken von Künstlerinnen könne man künftig darauf achten.

Eine Art Quote hält er nicht für sinnvoll. Allein aufgrund des Ungleichgewichts im Bestand. Auf den Ausstellungsflächen solle weiterhin das Konzept im Vordergrund stehen, nicht das Geschlecht. Ihm gehe es in erster Linie nicht um Frauenkunst, sondern um die Kunst an sich.

Forderung nach einer Frauenquote in Ausstellungen

Anders sieht das Christiane Gaebert. Die freischaffende Künstlerin ist im Vorstand des unterfränkischen Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler, kurz BBK. Sie fordert eine Frauenquote. "Es geht darum, dass sich die Gesellschaft erstmal daran gewöhnen muss, weibliche und männliche Kunst gleichermaßen wertzuschätzen. Dann brauchen wir auch irgendwann keine Frauenquote mehr", sagt Gaebert. "Es muss aber erstmal eine Sensibilisierung geschaffen werden, dass da wirklich noch eine Schere im Kopf ist."

Berufsverband: Museen müssen Veränderung anstoßen

Diese Schere wird etwa bei der Bezahlung sichtbar: Männer bekommen für ihre Kunstwerke ein Drittel mehr Honorar gezahlt. Das zeigt die aktuelle Studie des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) und der Stiftung Kulturfonds des Bundes: Rund 70 Prozent der Frauen in der bildenden Kunst sind nicht durch Galerien vertreten, erst recht nicht international. Sie haben außerdem weniger Einzelausstellungen als Männer. So kommt es zum sogenannten Gender Show Gap: Weibliche Künstlerinnen sind weniger sichtbar als männliche, bis heute.

Für Christiane Gaebert sind die Gründe vollkommen klar: "Es kommt darauf an, wie viel Zeit man den künstlerischen Persönlichkeiten zur Verfügung stellt, sich wirklich um ihr Werk zu kümmern. Und da ist es bei Frauen immer noch so, dass es selbstverständlich ist, dass die immer noch sehr viel mehr Care-Arbeit leisten." Sie sieht die Museen in der Verantwortung: Werke von weiblichen Künstlerinnen müssten vermehrt ausgestellt werden. Dann würde sich auch der Gender Care, Pay und Show Gap regeln.

Museum: Veränderung muss aus Gesellschaft kommen

Mit-Kurator Michael Koller vom Museum am Dom hingegen schätzt seinen Einfluss eher gering ein: "Man kann Akzente setzen, man kann vielleicht Hinweise geben. Aber der Rest muss letztendlich auch aus der Gesellschaft wachsen", sagt er. Demnach wäre die ganze Gesellschaft gefordert, eine Veränderung zu bewirken.

Im Video: Ausstellung "Mehr KünstlerINNEN" im Museum am Dom in Würzburg

Ein Plakat, das für die Ausstellung "Mehr KünstlerINNEN" im Museum am Dom in Würzburg wirbt, hängt an einer Wand.
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Die Mehrheit von Künstlerinnen ist laut einer aktuellen Studie nicht sichtbar. Ein Würzburger Museum will das ändern.

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