Gloria von Thurn und Taxis ist in der rechtspopulistischen Szene gut vernetzt und fällt mit rechten Thesen auf – auch im neuen ARD Podcast "Nicht Mehr Mein Land". Hier verteidigt sie den AfD-Politiker Björn Höcke, der für die Verwendung der verbotenen Nazi-Parole "Alles für Deutschland" verurteilt wurde. Von Thurn und Taxis sagt dazu: "Was ist daran bitte schlimm? Ich sage: Alles für Regensburg."
Soziologe Andreas Kemper, Experte für die Neue Rechte, stellt klar: "Der Ausdruck wurde von der SA als Parole benutzt, war in deren Dolchen eingraviert und ist einer der zentralen Sprüche der Neonazis seit den 1970er Jahren. Er ist eng mit der NS-Ideologie verbunden und damit kein harmloser patriotischer Spruch, sondern strafbar."
Mehr über Gloria von Thurn und Taxis und ihr rechtes Netzwerk erzählt der neue ARD-Podcast "Nicht Mehr Mein Land". Der Podcast erscheint zum zehnten Jahrestag von Angela Merkels Aussage: "Wir schaffen das!". In sechs Folgen geht es um Migration, den Rechtsruck und die Gräben zwischen uns. Den Podcast finden Sie in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.
Steile Thesen: War Hitler Sozialist?
Es ist nicht das einzige Beispiel, bei dem von Thurn und Taxis geschichtliche Fakten verdreht. An anderer Stelle behauptet sie im Podcast: "Hitler war ein Sozialist." Dazu stellt Extremismus-Experte Kemper fest: "Nationalsozialismus hat mit Sozialismus nichts zu tun." Der Begriff sei irreführend, "das N in NPD steht auch für nationaldemokratisch, trotzdem sind das keine Demokraten." Statt Klassenkampf sei es den Nazis um "Volksgemeinschaft" gegangen: Das Ausblenden sozialer Unterschiede zugunsten nationalistischer und rassistischer Ziele.
Netzwerken in Regensburg
Von Thurn und Taxis' Sympathie für die Rechte zeigt sich auch an der Gästeliste von Schloss Emmeram: Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán, der konservative Richter des US-Supreme Court Samuel Alito und die AfD-Politiker Maximilian Krah und Alice Weidel waren alle bereits Besucher der Schlossfestspiele, bei denen die Adelige Schirmherrin ist. Der Vorsitzende der Werteunion, Hans-Georg Maaßen, veranstaltete 2023 auf St. Emmeram ein Spendendinner.
Von der Punk-Prinzessin zur Abtreibungsgegnerin
Ihre jetzigen Äußerungen sind der Höhepunkt eines extremen Image-Wandels. In den 1980er-Jahren war Von Thurn und Taxis Teil des internationalen Jet-Sets. Die Boulevard-Presse feierte sie als "Punk-Prinzessin".
Doch nach dem Tod ihres Ehemannes 1990 sprach sie immer häufiger über ihren katholischen Glauben. 2001 positionierte sie sich in der ARD-Talkshow "Friedman" als Abtreibungsgegnerin und provozierte mit der Aussage, in Afrika gebe es Aids, "weil der Schwarze gerne schnackselt", einen Skandal.
Neue Bühne in "alternativen" Medien
Heute tritt von Thurn und Taxis regelmäßig bei NIUS auf, dem umstrittenen Onlinemedium des ehemaligen "Bild"-Chefredakteurs Julian Reichelt. Dort spricht sie zu Themen wie "Die deutsche Bevölkerung soll verdünnt werden" oder "Wir fallen zurück in die Barbarei". Im Podcast begründet sie ihre Auftritte: "Es ist schön, über Gegenwarts-Themen gefragt zu werden und den Senf dazuzugeben."
Auch international findet die Adelige ihr Publikum. 2019 und 2022 saß sie beim "World Congress of Families" auf der Bühne. Finanziert unter anderem von russischen Oligarchen, treffen sich hier ultrakonservative Christen aus den USA, Russland und Europa. Sie sprach dort 2019 davon, dass die "westliche Ideologie" eine große Gefahr darstelle. Soziologe Andreas Kemper sagt zu dem Treffen: "Die Gruppe sieht im Liberalismus und in unserer als dekadent wahrgenommenen Gesellschaft ihren Hauptfeind. Sie ist gegen Abtreibung, gegen Rechte für Schwule und Lesben und die Ehe für alle."
Experten: Internationale Netzwerkerin
Beim "National Conservative Congress" 2024 in Brüssel ging von Thurn und Taxis noch einen Schritt weiter. In einer Rede fragte sie, warum Regierungen Schwangerschaftsabbrüche finanzieren. Sie formulierte es so, als gebe es einen Plan zur Geburtenverhinderung. "Damit übernimmt sie die Verschwörungsideologie vom 'Großen Austausch'", sagt Soziologe Kemper, "die besagt, dass eine Elite die weiße Bevölkerung Europas durch muslimische Migranten ersetzen will".
Aufgrund ihrer Verbindungen in die rechte Szene stufen Experten die Adelige mittlerweile als "extreme rechte globale Netzwerkerin" ein. So bezeichnet sie das europäische Parlamentariernetzwerk EPF in seinem neuen Bericht "Die nächste Welle". Der Autor des Berichts, Neil Datta, warnt: Eine Frau wie Gloria von Thurn und Taxis könne potentiell gefährlich sein, weil sie eine charismatische Frau sei, die aber gleichzeitig oft unterschätzt werde. Sie selbst betont im Podcast, sie sei keine Netzwerkerin, sondern Privatperson. Netzwerken sei "total spießig".
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