Lipödem Patientin Marieluise Biesenbach aus Lauingen zeigt Fotos, wie sie ausgesehen hat, vor ihren zahlreichen Operationen.
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Lipödem Patientin Marieluise Biesenbach aus Lauingen.
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Große Freude bei Betroffenen: Lipödem-OP-Kosten werden bezahlt

Große Freude bei Betroffenen: Lipödem-OP-Kosten werden bezahlt

Dicke Arme und Beine. Schmerzen. Bis zur Kostenübernahme für eine Lipödem-OP mussten viele Patienten einen langen Leidensweg gehen. Das ändert sich jetzt. Dafür hat Marieluise Biesenbach aus Lauingen jahrelang gekämpft – was es für sie bedeutet.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

"Wir haben so auf diese Entscheidung gewartet", sagt Marieluise Biesenbach aus Lauingen. Wir, das sind viele. Vor allem Frauen, aber manchmal auch Männer, die an der Krankheit Lipödem leiden – also einer unkontrollierbaren Vermehrung von Fettzellen. Die Betroffenen nehmen meist an Armen und Beinen überproportional zu.

Das Problem: Eine Diät hilft in der Regel nur wenig. Meist ist die Operation der Weg, der zu einer Besserung führt, sagt die Lauingerin, die eine Selbsthilfegruppe leitet. Der Gemeinsame Bundesausschuss der Krankenkassen hat nun beschlossen: Die nötige Operation, die Absaugung von Fettzellen, wird zu einer regulären Kassenleistung. Und zwar auch schon in einem frühen Krankheitsstadium.

Betroffene: Lipödem-OPs schenken "neues Leben"

Für Marieluise Biesenbach ist das ein Grund zur Freude. "Für mich ist das großartig. Ich bin ein großer Fan von den OPs, weil sie mir ein neues Leben geschenkt haben. Das ist kein einfacher Weg, aber es ist der einzige gangbare Weg, dass man ein einigermaßen normales Leben führen kann", sagt die heute 72-Jährige.

"Als ich jung war, war für mich das Schlimmste, dass ich nicht machen konnte, was eine andere Mutter mit ihren Kindern macht. Ich konnte mich nicht auf den Boden setzen und mit ihnen spielen. Ich hätte nicht mehr aufstehen können. Und ich wusste nicht, warum. Nur – weil ich halt so dick bin, und da bin ich schuld. Das haben mir die Ärzte auch immer gesagt." Dass dieses vermeintliche Dicksein als Krankheit anerkannt und bekannter wird, dafür kämpft sie mit ihrer Selbsthilfegruppe "Lillyput".

Kostenübernahme für OP schon in frühem Krankenstadium

Über all die Jahre war ihr Ziel, dass die Operation bezahlt wird, und zwar für alle Betroffenen. Bisher wurden die OP-Kosten nämlich erst übernommen, wenn die Krankheit schon weit fortgeschritten war. Dann, wenn sich diese krankhaften Fettzellen schon so vermehrt hatten, dass oft mehrere Operationen nötig waren. Es sind übrigens, sagt eine junge Betroffene, oft sehr schmerzhafte Operationen.

Mit der Entscheidung, die Kosten für Operationen auch in einem frühen Stadium zu übernehmen, sei laut Biesenbach sehr viel gewonnen: Den Betroffenen könne viel Leid erspart werden, und – davon ist 72-Jährige überzeugt – die Kassen kämen im Endeffekt billiger weg.

Biesenbach hat neun OPs hinter sich. Die Folge: Sie kann wieder laufen – und konnte die letzten Jahre kämpfen. Sie freut sich jetzt vor allem für die jungen Frauen. "Die müssen dann nicht mehr das durchmachen, was ich durchmachen musste", sagt Biesenbach und schlägt einen dicken Ordner mit vielen Fotos auf. Ihre Beine waren faltig vor Fett.

Kostenübernahme nur bis zu bestimmten Gewicht

Allerdings, ein Wermutstropfen sei dabei, sagt Biesenbach: Die Kosten für die Operation sollen nur übernommen werden, wenn die Patienten nicht zu dick sind, also einen gewissen BMI nicht überschreiten.

Jedoch, sagt die Leiterin der Lipödem-Selbsthilfegruppe "Lillyput" im Landkreis Dillingen, sei Abnehmen mit Lipödem kaum möglich. Wer, wie sie, auch noch an Adipositas leide, könne es leichter schaffen, Gewicht zu verlieren. So habe sie vor der ersten Operation 30 Kilo abgenommen. Die krankhaften Fettzellen aber, die mit der Krankheit Lipödem einhergehen, könne man kaum abnehmen. Hier hofft sie noch auf Nachbesserungen.

Forderung: Früherkennungsuntersuchungen bei jungen Frauen

Und Marieluise Biesenbach hat noch mehr Ziele: Sie will, dass bei jungen Frauen, etwa auch schon im Teenageralter, Früherkennungsuntersuchungen eingeführt werden. Die Krankheit breche oft bei Hormonwechseln wie in der Pubertät aus. Die Mädchen würden dann einfach immer dicker und dicker und verzweifelten oft, da nichts wirklich helfe.

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