Ein Impfbuch mit einem Kreuz in der Zeile "Gürtelrose".
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BR24-User fragen, ob und wann eine Gürtelrose-Impfung für Menschen unter 60 Jahren sinnvoll sein kann (Symbolbild).
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BR24-User fragen, ob und wann eine Gürtelrose-Impfung für Menschen unter 60 Jahren sinnvoll sein kann (Symbolbild).

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Gürtelrose-Impfung kann auch für Jüngere sinnvoll sein

Gürtelrose-Impfung kann auch für Jüngere sinnvoll sein

Gürtelrose-Erkrankungen sind schmerzhaft und langwierig. Eine Impfung kann schützen. Ab 60 Jahren wird sie empfohlen und bezahlt. BR24-User fragen, ob impfen nicht schon früher sinnvoll wäre. Was empfohlen wird – und was das Ganze kostet.

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Jedes Jahr erkranken laut Robert Koch-Institut (RKI) zwischen 300.000 und 400.000 Personen an Herpes zoster, auch Gürtelrose genannt. Dabei handelt es sich um eine schmerzhafte Viruserkrankung der Nervenzellen – die auch jüngere Menschen betrifft.

BR24-User "PSED" kommentierte unter einem Beitrag über die Impfung kürzlich: "Gürtelrose kann man auch mit 30 bekommen, es ist wie mit jeder Krankheit, im Alter werden sie nur wahrscheinlicher, weil das Immunsystem mit zunehmendem Alter in den Keller geht. (...)"

Der schwierige Weg zur richtigen Diagnose

Diese Erfahrung hätte sich Faried A. aus München gerne gespart. Der 48-Jährige erkrankte vor einem halben Jahr an Gürtelrose. Allerdings tippten seine Ärzte aufgrund von Schmerzen im oberen Rücken zunächst auf einen Bandscheibenvorfall und behandelten ihn entsprechend.

Bei Gürtelrose sind es allerdings entzündete Nerven, die den Schmerz auslösen. Deshalb wurden die Beschwerden auch nicht besser und die Mediziner tippten als Nächstes auf Borreliose. Erst bei einem großen Bluttest wurde zufällig Gürtelrose festgestellt. Die entsprechende Behandlung zeigte Wirkung. Mittlerweile ist Faried A. zwar schmerzfrei, allerdings dauerte aufgrund der späten Feststellung der Krankheit die Reha entsprechend länger.

Ab 50. Lebensjahr steigt Inzidenz

Bei jeder Person, die sich im Laufe des Lebens mit dem Varizella-Zoster-Virus (VZV) infiziert hat, besteht das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, heißt es bei der Ständigen Impfkommission (Stiko). VZV ist ein Herpesvirus, das neben Gürtelrose auch Windpocken auslöst. Wer also einmal Windpocken hatte, trägt die Gürtelrose-Viren lebenslang in sich – mehr als 95 Prozent der Bevölkerung, schätzt das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BiÖG).

Mit dem Alter steigt auch das Risiko, dass die Nervenerkrankung ausbricht, wie Daten des Robert Koch-Instituts zu entnehmen ist. Ab dem 50. Lebensjahr steigt die Inzidenz kontinuierlich an (externer Link, Seite 7). Die Ursache dafür ist laut einer BiÖG-Sprecherin die Immunoseneszenz, das bedeutet: Mit zunehmendem Alter wird das Immunsystem schwächer und langsamer und Menschen werden anfälliger für Infektionen.

Impfung nur in Ausnahmefällen unter 60

Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine Impfung ab 60 Jahren. Dafür hat BR24-User "heribert.papelmus" kein Verständnis: "Unverständlich nur, das die Stiko die Impfung erst für Personen ab 60 Jahren empfiehlt …; nachdem in meinem Bekanntenkreis fünf Personen (zwischen 28 und 58 Jahren) sehr belastende Gürtelrose-Erkrankungen durchmachen mussten, habe ich, im Alter von 55 Jahren, bei meiner Ärztin vorgesprochen und folgende Info bekommen: Gern wolle sie mich impfen, bei der Krankenkasse könne sie das aber erst ab 60 abrechnen – daher müsse ich die Kosten von circa 600 Euro selbst tragen …"

Auf BR24-Nachfrage verweist das RKI auf ein epidemiologisches Bulletin von 2018 (externer Link). Dort heißt es, dass Impfen ab 60 Jahren den größten Effekt auf die Verhinderung aller Gürtelrose-Fälle in einer geimpften Kohorte habe. Nach den "Ergebnissen der gesundheitsökonomischen Modellierung" habe das "kostengünstigste" Impfalter bei 65 Jahren gelegen, schreibt das RKI und rechnet dabei die Kosten für die Impfungen mit denen einer Gürtelrose-Behandlung gegen. Bezieht man Komplikationen und Spätfolgen in die Rechnung mit ein, spreche die Modellrechnung für ein Impfalter von 60 Jahren, heißt es weiter. Zu den Spätfolgen einer Gürtelrose zählen zum Beispiel chronische Schmerzen, auch bekannt als Post-Zoster-Neuralgie.

Frühere Impfung für Risikogruppen sinnvoll

Allerdings empfiehlt die Stiko eine frühere Impfung in Ausnahmen – und zwar bei bestimmten Risikogruppen. Das betrifft Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Grunderkrankungen, zum Beispiel Diabetiker, Menschen mit einer HIV-Infektion, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung oder einer Blutstammzelltransplantation. Die Empfehlung gilt schon für Menschen ab 18 Jahren.

Wer nicht in diese Risikogruppen fällt, kann sich dennoch impfen lassen – muss dafür allerdings selbst bezahlen. BR24-User "Sauerstoff_07" argumentierte: "Die paar Euro für die Impfung werden wohl bei jedem drin sein. Diese Diskussionen, dass Impfungen Geld kosten, kann ich nicht mehr hören. Es sollte doch selbstverständlich sein! Jede Packung Schmerzmittel, jedes Nasenspray etc. muss ich auch selbst bezahlen."

So viel kostet eine Gürtelrose-Impfung für Selbstzahler

Allerdings kostet die Impfung deutlich mehr als ein paar Euro. Und man braucht nicht nur eine, sondern zwei Impfdosen. So antwortete BR24-User "Wossoimadosogn": "(…) Gerne können Sie die Impfung selbst zahlen, das entlastet unser Gesundheitssystem. Eine Einzeldosis, und davon benötigen sie zwei, kostet 282 Euro. Also 564 Euro nur der Impfstoff!!" Dazu kommt dann noch die ärztliche Leistung.

Auch wenn 60 Jahre die Altersgrenze für die Empfehlung der Stiko und die Kostenübernahme der Kassen ist: Abgeraten wird jüngeren Menschen von der Impfung nicht, sie sollte jedoch mit dem betreuenden Arzt oder Ärztin besprochen werden. Laut RKI kann der Impfstoff auch schon bei Personen ab 50 Jahren zu 92 Prozent den Ausbruch von Gürtelrose verhindern.

Wie schwer oder schmerzhaft eine Gürtelrose-Erkrankung verläuft, wird übrigens noch von einer anderen Impfung beeinflusst – nämlich der gegen Windpocken. Sie kann zwar das Ausbrechen von Gürtelrose nicht verhindern, aber die Erkrankung verläuft laut BiÖG für Windpocken-Geimpfte meist milder.

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