Braune Wassermassen ziehen sich durch eine Straße, Häuser stehen an den Seiten.
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Ein Hochwasser zog sich 2016 durch Simbach am Inn.

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Häuser gegen Hochwasser versichern: Im Risikogebiet wird's teuer

Häuser gegen Hochwasser versichern: Im Risikogebiet wird's teuer

In Bayern ist nur jedes zweite Wohnhaus gegen Elementarschäden wie Hochwasser versichert – dabei stehen immer mehr Häuser in Risikogebieten. Dort können die Fluten den Ruin bringen. Doch die Preise der Versicherer sind enorm.

Über dieses Thema berichtet: Der Funkstreifzug am .

Am 1. Juni 2016 ergießt sich eine Sturzflut über den niederbayerischen Ort Simbach am Inn. Die Bewohner werden überrascht, fünf Menschen sterben. "Das Wasser stand binnen fünf Minuten im ersten Stock", berichten Anwohner.

Wie groß ist die Siedlungslast in Überschwemmungsgebieten?

Heute wird ein Teil des damals überschwemmten Gebietes renaturiert. Das soll Rückhalteflächen für das Wasser des Simbachs schaffen. Durch die Umbaumaßnahmen sind in Simbach mittlerweile weniger Überschwemmungsgebiete bebaut als früher. Die Gemeinde ist damit eine Ausnahme in Bayern.

Das zeigen Daten des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung, die BR Data ausgewertet hat. Die Analyse ergibt für den Zeitraum von 2006 bis 2023: In 86 von 96 bayerischen Landkreisen ist die sogenannte Siedlungslast in Überschwemmungsgebieten gestiegen. Dort, wo mit Hochwasser zu rechnen ist, wurden neue Straßen und Gebäude gebaut.

Pläne für eine Pflichtversicherung

Diese Häuser zu versichern, geht dann oft nur gegen hohe Prämien, gibt der Gesamtverband der Versicherer zu bedenken. "Wir geben dem Risiko nur einen Preis", sagt die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach: "Wenn wir in einem Gebiet regelmäßig mit Hochwasser rechnen müssen, dann wirkt sich das natürlich auf die Prämien aus."

Aktuell ist in Bayern nur knapp jedes zweite Haus gegen Elementarschäden wie Hochwasser versichert. Diese Quote will die Bundesregierung steigern. Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD deshalb auf einen Plan geeinigt: Versicherer sollen verpflichtet werden, eine Elementarschaden-Komponente offensiv anzubieten - für neue und bereits bestehende Verträge. Annehmen müssten die Hausbesitzer das Versicherungsangebot aber nicht. Für viele Hausbesitzer spielt dabei der Preis einer solchen Versicherung eine wichtige Rolle.

Große Preisspanne nach Risiko

Wie groß die Preisspanne für eine zusätzliche Elementarschaden-Versicherung ist, zeigen Modelldaten des Vergleichsportals Verivox für den BR. Für ein Haus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche und Photovoltaik auf dem Dach schwanken die Preise je nach Lage.

Steht das Modellhaus in einem nicht-hochwassergefährdeten Bereich, liegt der Aufpreis für die Elementarschaden-Versicherung bei rund 116 Euro pro Jahr. Steht das gleiche Haus aber in einem extrem hochwassergefährdeten Gebiet, liegt die Prämie bei über 1.900 Euro. Das ist mehr als fünfzehnmal so viel wie in weniger gefährdeten Gebieten.

Absicherung von existenziellem Risiko

Verbraucherschützer raten grundsätzlich, eine Elementarschaden-Versicherung abzuschließen. Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern sagt: “Es ist nicht übertrieben, auch Prämien von mehreren hundert Euro in den Versicherungsschutz zu stecken. Letzten Endes wird damit ein wirklich existenzielles Risiko abgesichert.”

Generell sprechen sich Versicherer und Verbraucherschützer dafür aus, Überschwemmungsgebiete nicht weiter zu bebauen. Gerade angesichts der Klimakrise und damit verbunden mehr Starkregenereignissen seien sonst Häuser tatsächlich nicht mehr versicherbar.

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