Stadthelfer fürs Stadtbild? Unabhängig von der Debatte um die "Stadtbild"-Aussage von Bundeskanzler Merz ist in Schweinfurt jetzt ein Projekt gestartet: die Stadthelfer Schweinfurt. Zum Team gehören zehn junge Menschen, zwischen 18 und 27 Jahren, mit und ohne Migrationshintergrund und sie alle machen die Arbeit ehrenamtlich.
Die Stadthelfer werden ab sofort in der Schweinfurter Innenstadt unterwegs sein: meist am späten Nachmittag und am Abend, immer zu zweit, erkennbar an den blauen Baseballcaps mit der Aufschrift "Stadthelfer Schweinfurt" und einem Namensschild.
Stadthelfer unterwegs an innerstädtischen Problemzonen
Die ehrenamtlichen Stadthelfer werden täglich etwa drei bis vier Stunden unterwegs sein, vor allem auch an Problemzonen wie dem Roßmarkt, dem Chateaudunpark und der Hadergasse. So sollen sie das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stärken. Gleichzeitig werden sie versuchen – etwa bei Streitigkeiten – Gruppen und Einzelpersonen freundlich und kultursensibel anzusprechen und so versuchen, zur Deeskalation beizutragen.
Hilfe für Familien und ältere Menschen
Darüber hinaus helfen sie beispielsweise Eltern mit Kinderwagen oder älteren Menschen beim Einsteigen in den Bus. Auch beim neuen Bezahlsystem des ÖPNV sollen sie Passanten unterstützen. Außerdem werden sie relevante Vorfälle wie Bedrohungen oder Streitigkeiten bei der Sicherheitswacht melden. Diese hält sich immer in der Nähe auf, um notfalls die Stadthelfer zu unterstützen oder gleich die Polizei anzufunken.
Außerdem sollen die Stadthelfer eine Vorbildrolle einnehmen, Respekt, Rücksicht und friedliches Zusammenleben im öffentlichen Raum fördern. Somit wollen sie Brücken zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft bauen.
Einer von ihnen ist Hasan Hamo, der Gruppenleiter der Stadthelfer. Er stammt aus Syrien und lebt seit Februar 2015 in Deutschland. An dem Ehrenamt gefällt ihm, dass er Menschen helfen wird. "Ich persönlich habe keine Hemmungen, auf Personen zuzugehen", betont er. "Ich mag es, mit ihnen zu sprechen."
Hoher Ausländeranteil in Schweinfurt
Fast jede zweite Person in Schweinfurt hat eine ausländische oder doppelte Staatsangehörigkeit, so Claudia Federspiel, die Initiatorin des Projektes und Leiterin der Stabstelle Integration der Stadt. In der Innenstadt habe sich das Klima in den letzten Jahren spürbar verschlechtert: Unsicherheit der Bevölkerung durch Anwesenheit größerer Gruppen, Konflikte, Verunreinigungen und vereinzelt aggressives Verhalten. Rechtspopulistische Tendenzen und Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationsgeschichte würden zunehmen.
Weitere Stadthelfer gesucht
Die Stadthelfer treffen sich wöchentlich zu Einsatzbesprechungen im Mehrgenerationenhaus der Diakonie Schweinfurt. Diese Treffen dienen dem Teambuilding, dem Erfahrungsaustausch und Schulungszwecken. Dabei haben sie zum Beispiel Deeskalationstraining und bekommen Informationen über Drogenprävention und Streetwork.
Jeder interessierte junge Mensch kann Stadthelfer werden, wenn er sich für ein gutes Miteinander engagieren, eigene Stärken einbringen und Erfahrungen sammeln will. Die jetzigen Stadthelfer sind Azubis, Berufs- und Kollegschüler, Studenten und Berufstätige. Stadthelfer haben im Gegensatz zur Sicherheitswacht keine Kontrollfunktion oder Sanktionsbefugnisse. Das heißt, sie dürfen Passanten nicht nach Ausweispapieren fragen oder Platzverweise erteilen.
Das Projekt Stadthelfer arbeitet unter anderem in Kooperation mit den Integrationslotsen, der Polizei, der Sicherheitswacht, dem Kommunalen Ordnungsdienst, dem Jugendamt, den Streetworkern und dem Ankerzentrum zusammen. Träger des Projekts ist die Diakonie Schweinfurt. Koordiniert wird das Projekt durch die Integrationslotsen und die Stabsstelle Integration der Stadt Schweinfurt, gefördert durch das Bundesprogramm "Demokratie leben!" im Rahmen der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Schweinfurt.
Anmerkung: In einer vorherigen Version war zu lesen, dass Stadthelfer-Gruppenleiter Hasan Hamo seit Februar 2025 in Deutschland lebe. Richtig ist das Jahr 2015. Wir haben das korrigiert.
Stadthelfer Schweinfurt: Ehrenamtlich in der Innenstadt unterwegs
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