Bayerns Politikerinnen und Politiker warten gespannt
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Instinktpolitiker, Weichmann, #Kathapult: Der Maibockanstich '24

Instinktpolitiker, Weichmann, #Kathapult: Der Maibockanstich '24

Das Starkbier floss und die Watschen saßen: Beim Maibockanstich hat Kabarettist Django Asül der Polit-Riege zugesetzt. Manche Witze entpuppten sich als Schenkelklopfer, andere sorgten für ein Raunen im Saal. Ein Auftritt überraschte besonders.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Man nehme ein Bier mit beachtlichem Alkoholgehalt, einen scharfzüngigen Kabarettisten und bayerische Politiker, die als Zielscheibe für Sticheleien herhalten müssen. Zusammengemischt in einem Münchner Wirtshaus und umrahmt von zünftiger Blechmusik ergibt sich daraus eine bayerische Traditionsveranstaltung: Der Maibockanstich - auch bekannt als die "kleine Schwester" der Starkbierprobe am Nockherberg.

Harmloser als auf dem Nockherberg ging es beim Maibockanstich 2024 jedoch keineswegs zu: Kabarettist Django Asül, der schon seit 2008 für das Derblecken der bayerischen Polit-Riege zuständig ist, teilte auch in diesem Jahr wieder ordentlich aus.

Siamesische Zwillinge: Söder und Aiwanger

Gleich zu Beginn arbeitete sich Asül in seiner Fastenrede an der besonderen Beziehung zwischen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seinem Vize Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ab. Die beiden Koalitionäre seien "wie siamesische Zwillinge, die erst im Nachhinein zusammengewachsen sind. Weil ihr begriffen habt: Ihr gehört zusammen."

Dabei kümmere sich der eine liebevoll um den anderen: Aiwanger habe schon Monate vor der Landtagswahl helfen wollen, den Druck von Söder zu nehmen. Und zwar durch intelligente Ablenkungsmanöver - etwa in Form eines Flugblattes aus seiner Jugend, das plötzlich wieder aufgetaucht sei. "Nur deshalb hat ja der Hubert für spektakuläre Schlagzeilen gesorgt im letzten Sommer".

Söder habe wiederum Aiwanger geholfen, seine beachtlichen Gedächtnislücken in der Sache aufzufüllen: Schreib auf, "woran du dich nicht mehr erinnern kannst", habe er seinem Stellvertreter geraten. Dieser habe dann auch sehr viel aufgeschrieben. All das, was er nicht mehr wisse.

Nachhilfe für Influencer: #Söderdenkt und #Kathapult

Auch wenn sich Asül um Ausgewogenheit bemüht hat, wie er vorab im Gespräch mit BR24 erzählte, bekamen Söder und Aiwanger mit Abstand die meisten Watschen ab. Söder sei ja eher ein Instinktpolitiker und regiere eher aus dem Bauch heraus, spöttelte Asül. Darum poste der Ministerpräsident überwiegend unter dem Hashtag "#Söderisst". Welchen Hashtag verwende er hingegen nie? "#Söderdenkt!"

Dafür gab es Influencer-Tipps für die Grünen-Politikerin Katharina Schulze. Die müsse mehr Testosteron in ihr Auftreten legen, das könne sie sich bei Söder und Aiwanger abschauen: "Mach einen Hashtag #Söderisst-aberichessenochmehr. Schwing dich bei Bauernprotesten ans Rednerpult, wie der Hubert. Hashtag #Kathapult."

Schulze braucht Übersetzer und Hartmann ist "Weichmann"

Dann bekam Schulze ebenfalls ihr Fett weg: Deren Bayerisch sei so begrenzt, dass sie bei einem Besuch in Niederbayern "einen Simultan-Übersetzer" benötige. Generell brauche Schulze mehr Biss, denn die grüne Doppelspitze bestehe ja nur noch aus ihr, scherzte Asül: "Der Ludwig Hartmann hat sich als Weichmann entpuppt." Der Kommentar sorgte für ein Raunen im Saal, Hartmann reagierte jedoch gelassen.

Asül legte auch gleich nach: "Jetzt musst' bissl anders vorgehen, Katharina. Weniger dogmatisch. Mehr flexibel." Es gebe da ein schönes Vorbild, die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. Die handle frei nach dem Motto: "Migrationspolitik wie die Union. Sozialpolitik wie die Linke. Wirtschaftspolitik wie Alfons Schuhbeck."

Cannabis als Konkurrenz zum Starkbier

Als Pflichtthema auf einem Starkbieranstich gilt der Spott gegen die kürzlich erfolgte Cannabis-Legalisierung der Ampel-Koalition. Immerhin macht der grüne Rauch der beliebtesten bayerischen Droge - dem Bier - Konkurrenz. Die bayerische Argumentationslinie sei dabei klar, betonte Asül: "Eine Maß Starkbier entspricht mindestens drei Joints – also wofür Cannabis? Außerdem ist Bier fürs Klima wesentlich besser als Cannabis. Fürs Bier braucht man CO₂. Beim Rauchen von Cannabis entsteht CO₂."

Dabei habe man in Bayern den Gesetzesentwurf lange nicht ernst genommen: "Der Markus hat ja lange Zeit gedacht, die Freigabe von Cannabis ist nur ein Witz vom Lauterbach. Weil dauernd vom 1. April die Rede war. Und dann kommt die Legalisierung tatsächlich!"

Mittlerweile, so Asül, habe der Freistaat ein gutes Mittel gefunden, um dem unsäglichen Kiffen entgegenzutreten: "Die Staatsregierung setzt jetzt voll auf Bildung. Das heißt: Es werden massig neue Schulen und Kindergärten entstehen." Nicht etwa, weil Deutschland beim Pisa-Test im vergangenen Jahr so schlecht abgeschnitten hat. Sondern: "Weil im Umfeld von Schulen und Kindergärten kein Cannabis geraucht werden darf."

Zahlentrickserei bei SPD - AfD und FDP nicht erwähnt

Auch die Bayern-SPD trieb Asül vor sich her: Diese habe ihr Ziel bei der Landtagswahl dank trickreicher Rechnerei doch noch erreicht: 15 Prozent plus x habe Landeschef Florian von Brunn vorgegeben. "Und das wurde auch erreicht. Weil intern hatte man ja dieses x bei minus 7 angesetzt."

Von Brunn stimmte in das allgemeine Gelächter ein, schließlich gilt auch beim Maibockanstich: Wer nicht in der Rede erwähnt wird, gilt nichts im Freistaat Bayern. In diesem Jahr waren das unter anderem die bayerische AfD und FDP, ihnen widmete Asül keine Stichelei.

Füracker überraschte mit komödiantischem Talent

Für die größte Überraschung des Abends sorgte allerdings der Gastgeber selbst, Bayerns Finanzminister Albert Füracker. Er hielt zu Beginn eine kurze Rede, wobei er durchaus komödiantisches Talent bewies. Etwa, indem er ein Telefongespräch fingierte: "Wie bitte? Wer ist da? Die chinesische Botschaft?" Es gehe um einen Panda, der aus China geliefert werden solle, erklärte er dem erstaunten Publikum. "Als Maskottchen für die Magnetschwebebahn in Nürnberg." Weil Söder kürzlich dem Reich der Mitte einen Besuch abgestattet und dort mit Pandas gekuschelt habe.

Die chinesische Botschaft habe allerdings niemanden aus dem bayerischen Kabinett telefonisch erreichen können. Denn: Das Kabinett nehme derzeit vollständig an der wichtigsten Veranstaltung des Jahres teil: dem Maibockanstich.

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