Begleitet von Drohnenangriffen aus Russland und ukrainischen Gegenangriffen hat die Ukraine am heutigen Sonntag den Jahrestag ihrer Unabhängigkeit von der einstigen Sowjetunion begangen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gratulierte seinen Landsleuten mit einem Versprechen, Gäste aus Nordamerika hatten ein "Geschenk" dabei.
Ukraine hält Angriffskrieg seit Jahren stand
Selenskyj versprach in seiner auf Telegram verbreiteten Ansprache: "Wir werden eine Ukraine schaffen, die genügend Kraft und Potenz hat, um in Sicherheit und Frieden zu leben." Auf dem Video ist er vor dem Hintergrund des Unabhängigkeitsplatzes in Kiew zu sehen. Die mächtige Freiheitsstatue auf dem Maidan sei auch ein Symbol für die Unzerstörbarkeit der Ukraine, die dem Angriffskrieg Russlands seit dreieinhalb Jahren standgehalten habe, betonte er in dem Video.
Neues Selbstwertgefühl der Ukrainer
Der Krieg habe zu einem neuen Selbstwertgefühl der Ukrainer geführt, die sich nicht mehr auf den guten Willen anderer verließen, sondern ihr Schicksal selbst in die Hand nähmen und bereit seien, für ihre Freiheit zu kämpfen, sagte der ukrainische Präsident weiter.
Er erinnerte an die täglichen Luftschläge Russlands gegen zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen in der Ukraine. Die Ukraine antworte darauf mit Angriffen gegen Treibstoffdepots, aber auch Militärflugplätze tief in Russland. Das könne ihr niemand verbieten. Zu diesen Worten wurden die Bilder der vom ukrainischen Geheimdienst organisierten Drohnenattacke auf Flugzeuge der strategischen Bomberflotte Russlands Anfang Juli präsentiert.
Kanada will Unterstützung verstärken
Zu den Feierlichkeiten reisten der kanadische Premierminister Mark Carney und der US-Sondergesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, nach Kiew. Carney sicherte Kiew die Unterstützung Kanadas im Kampf gegen Russland zu. "An diesem ukrainischen Unabhängigkeitstag und zu diesem entscheidenden Zeitpunkt in der Geschichte ihres Landes, verstärkt Kanada seine Unterstützung und seine Bemühungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden für die Ukraine", erklärte er nach seiner Ankunft in der ukrainischen Hauptstadt im Onlinedienst X.
Selenskyj: Ukraine wird "sicherlich nicht verlieren"
Selenskyj gab sich siegessicher: "Heute stimmen die USA und Europa überein: Die Ukraine hat noch nicht vollständig gewonnen, aber sie wird sicherlich nicht verlieren." Er fügte hinzu: "Die Ukraine hat ihre Unabhängigkeit gesichert. Die Ukraine ist kein Opfer – sie ist ein Kämpfer."
Der ukrainische Präsident geht davon aus, dass bereits in den kommenden Tagen Sicherheitsgarantien für die Zeit nach dem Krieg vereinbart sein werden. Dabei geht es um eine Stärkung der ukrainischen Verteidigungsfähigkeit, aber auch um mögliche Truppen in oder dicht an der Ukraine zur Absicherung. Die Hauptlast würden die europäischen Nato-Mitglieder, darunter Deutschland, tragen.
Selenskyj sagte weiter, es gebe jetzt eine echte Chance, diesen Krieg zu beenden. Die Ukraine sei bereit für konstruktive Schritte, die einen echten Frieden näher bringen könnten. Russland zeige jedoch keine Absicht, Frieden zu schließen, und bombardiere weiterhin ukrainische Städte.
Papst Leo XIV. bekundet Solidarität mit der Ukraine
Selenskyj dankte Staatschefs und hochrangigen Persönlichkeiten für ihre Wünsche zum Unabhängigkeitstag, darunter US-Präsident Donald Trump, der chinesische Präsident Xi Jinping, der britische König Charles und Papst Leo XIV.
Der Pontifex hatte den Menschen in der Ukraine zuvor seine Nähe versichert. Bei seinem heutigen Mittagsgebet auf dem Petersplatz warb der Papst erneut um weltweite Gebete für den Frieden in dem "gemarterten Land".
Über 1.000 Teilnehmer bei Ukraine-Demo in München
Auch in München wurde der ukrainische Unabhängigkeitstag gefeiert. Am Marienplatz versammelten sich laut Polizei über 1.000 Menschen unter dem Motto "Gemeinsam gegen den Krieg".
Treffen mit Russland in weiter Ferne
Derweil schwinden die Hoffnungen auf ein baldiges Spitzentreffen von Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Staatschef. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte dem US-Fernsehsender NBC gesagt, zu den Punkten, die vor einem solchen Treffen geklärt sein müssten, gehörten Gebietsabtretungen und ein ukrainischer Verzicht auf eine Mitgliedschaft im westlichen Militärbündnis. "Selenskyj hat zu allem Nein gesagt", so Lawrow.
Russland kontrolliert derzeit rund ein Fünftel des ukrainischen Territoriums, einschließlich der Halbinsel Krim, die Moskau bereits 2014 annektiert hatte.
Die Ukraine hatte am 24. August 1991 im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion ihre Unabhängigkeit erklärt.
Zum Hören: Ukraine begeht Unabhängigkeitstag
Ein Soldat der ukrainischen Ehrengarde an der Gedenkmauer zum Unabhängigkeitstag in Kiew.
Zum Schauen: Ukrainer in Bayern am Unabhängigkeitstag
Auch in Bayern zelebrieren viele Menschen den ukrainischen Unabhängigkeits-Tag.
Mit Informationen von dpa und AFP
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