Die Heizsaison beginnt - und damit die Hochsaison für Holzhändler Matthias Birnkammer aus dem oberbayerischen Ebersberg. Er beliefert in diesen Tagen täglich Kunden mit Brennholz, Holzpellets und Briketts. Doch der Holzmarkt ist derzeit extrem angespannt. Auf Rekordniveau seien die Preise vor allem für Fichten- oder Kiefernholz. Ihn beunruhigt das nicht. "Wenn ich ehrlich bin: Es ist jedes Jahr im Herbst Chaos", sagt der Holzhändler. Er hat sein Holz schon im ersten Halbjahr des Jahres eingekauft, seine Lager sind voll. Bei den Sägewerken sieht es dagegen anders aus.
Holzindustrie droht offenbar existenzielle Krise
In Sägewerken, die nun frisches Stammholz verarbeiten wollen, sind die Lager vielerorts leer, weil kaum frisches Holz geliefert wird. "Rohstoffunterversorgung" nennt das der Bundesverband der Holzindustrie in einem offenen Brief. Wenn in den kommenden Wochen nicht mehr Holz gefällt werde, werde sich die Situation bis Anfang 2026 zu einer "existenziellen Krise der Säge- und Holzindustrie ausweiten", heißt es darin.
Kaum Holznachschub: So kam es dazu
Der Engpass liege am gerade vergangenen, nass-kühlen Sommer, erklärt Herbert Borchert von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Niederschlag und kühle Temperaturen hätten dafür gesorgt, dass es der Borkenkäfer schwer hatte. Die Populationen seien überraschend klein und hätten wenig Schaden angerichtet. Dazu fehlten größere Stürme. Die Folge: Weniger Bäume hätten wegen Borkenkäfer-Befall oder Sturmschäden gefällt werden müssen.
Doch der Holzmarkt ist angewiesen auf das sogenannte Schadholz - laut Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft wird in Bayern die Hälfte des Holzeinschlags damit abgedeckt. Und das fehlt jetzt am Markt, der kaum zwischen Käferholz und unbeschadetem Holz unterscheidet.
Der Preisindex wird auf Basis der Basisperiode 2015:100 berechnet und gibt die Preisentwicklung in deren Verhältnis an.
Was den Holzpreis nun sinken lassen könnte
Falls jetzt ein Herbststurm kommt, könnte sich die Lage schlagartig ändern. Derweil appelliert der Bundesverband der Sägeindustrie an die Waldbesitzer, Kiefern und Fichten zu fällen, um die Nachfrage der Sägewerke zu decken.
Auch Holzmarkt-Experte Herbert Borchert von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft meint: Jetzt sei ein guter Zeitpunkt, um den Waldumbau voranzutreiben - also Fichten zu fällen, rentabel zu verkaufen und in klimaresistenteren Mischwald zu investieren.
Kaum Preisveränderungen bei Scheitholz
Derzeit sind die Preise für Stammholz so hoch wie seit 35 Jahren nicht. Das teilt die Waldbauernvereinigung in Deggendorf BR24 auf Anfrage mit. Für einen Festmeter zahlen Abnehmer derzeit knapp 130 Euro.
Brennholz-Kunden müssen sich indes wenig Sorgen um teures Holz machen: Hier sind laut Technologie- und Förderzentrum in Straubing die Preise stabil und liegen teils sogar unter dem Vorjahresniveau. Grund ist vor allem die längere Vorlaufzeit: Das jetzt verkaufte Brennholz wurde bereits teils im vergangenen Winter geschlagen.
Im Video: Ein Rückgang beim Schadholz lässt die Holzpreise deutlich steigen
Der Borkenkäfer hat in den Wäldern in diesem Jahr vergleichsweise wenig Schaden angerichtet. Das wirkt sich nun auf die Holzpreise aus.
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