Leere Vitrine.
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Die Vitrine, in der zuvor der keltische Goldschatz zu sehen war, ist noch immer leer.
Bildrechte: BR/Daniela Olivares
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Drei Jahre nach Diebstahl: So geht es dem Kelten-Römer-Museum

Drei Jahre nach Diebstahl: So geht es dem Kelten-Römer-Museum

Vor drei Jahren haben Diebe den wertvollen Keltenschatz aus dem Kelten-Römer-Museum in Manching gestohlen. Dafür müssen sie viele Jahre ins Gefängnis. Doch der Großteil des Schatzes ist noch immer verschwunden. So geht es dem Museum heute.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Der achtjährige Tom schlüpft in ein Kettenhemd, dann hilft ihm Museumsführer Markus Strathaus mit dem Helm. Und schon ist er ausgestattet wie ein echter Römer. "Ganz schön schwer war das und dann kam noch die ganze Ausrüstung dazu, die ein römischer Soldat mit sich tragen musste", erzählt Markus Strathaus, der die Führung leitet. Rund 20 Personen erkunden bei einer Familienführung im Kelten-Römer-Museum im oberbayerischen Manching die Sonderausstellung "Roms Armee im Feld". Wenige Meter weiter, in der Dauerausstellung, wurde vor drei Jahren das Herzstück des Museums gestohlen: der keltische Goldschatz.

Hollywoodreifer Diebstahl

Rückblick: In der Nacht vom 22. November 2022 legen die Diebe erst das Telefon- und Internetnetz rund um Manching lahm und damit auch die Alarmanlage des Museums. Dann hebeln sie eine Tür auf und gehen direkt in die Dauerstellung. Mit Gewalt öffnen sie die Vitrine, entnehmen die rund 480 Goldmünzen und verschwinden. Der Einbruch dauert nur neun Minuten, im Museum hinterlässt er aber eine dauerhafte Lücke. Der Schatz gilt als einer der größten keltischen Funde des 20. Jahrhunderts. Archäologen haben ihn 1999 bei Manching gefunden. Er stammt aus dem ersten Jahrhundert vor Christus und kam aus Böhmen und belegte damit die Handelswege der damaligen Zeit. Sein historischer Wert: nicht zu bemessen.

Diebe gefasst: Schatz weiterhin verschwunden

Die Polizei arbeitet mit Hochdruck an dem Fall, gründet die Sonderkommission "Oppidum". Dann kommt im Sommer 2023 der Ermittlungserfolg: Vier Männer werden bei Schwerin festgenommen. Die Beweislast ist erdrückend. Einer der Festgenommenen hat Goldklumpen in der Hosentasche. Sie stammen aller Wahrscheinlichkeit nach vom Keltenschatz aus Manching. Doch es ist nur ein kleiner Teil und der ist eingeschmolzen und damit zerstört. Vom Großteil des Schatzes fehlt jede Spur.

Weitere Highlights: Kultbäumchen und Römerschiffe

Zweifelsfrei habe das Museum weit mehr zu bieten als den Goldschatz, betont Museumsleiter Tobias Esch. Im Untergeschoss sind Römerschiffe zu sehen. Sie stammen aus dem Jahr 100 n. Christus und wurden 1986 bei Manching entdeckt. Ein Blickfang ist auch das keltische Kultbäumchen aus dem dritten Jahrhundert vor Christus. Es ist etwa 70 Zentimeter hoch, hat Äste und Blätter, die mit Blattgold ummantelt sind. Bundesweit gibt es nichts Vergleichbares. Der historische Wert ist noch höher als beim Schatz. Auch dieses Objekt haben Archäologen bei Manching gefunden. Es wird vermutet, dass das Bäumchen bei Prozessionen zum Einsatz kam.

Museum: Besucherzahlen entwickeln sich positiv

Der Diebstahl war ein Schock, der für Museumsleiter Tobias Esch noch immer nachhallt: "Ich werde den 22. November nie vergessen." Auch die Besucher fragen häufig nach dem gestohlenen Schatz. "Viele wollen wissen, ob es was Neues gibt oder drücken ihr Bedauern aus", berichtet Esch. Ein Besucher meint: "Der Schatz fehlt natürlich. Aber das Museum ist trotzdem sehr spannend." Das zeigen auch die Zahlen: "Wir haben sogar etwas mehr Besucher als im Jahr 2019 vor Corona." In den vergangenen Jahren kamen jährlich fast 14.000 Menschen. Und im laufenden Jahren erwartet das Museum noch etwas mehr. Ob mehr Menschen kommen, "weil sie den Tatort mit eigenen Augen sehen wollen oder ob das Programm gut ist", lässt Esch schmunzelnd offen.

Vitrine mit Goldschatz bleibt leer

Die Vitrine im Rondell steht seit dem Diebstahl des Keltenschatzes leer. Die Verantwortlichen warten den Ausgang der Revisionen vor dem Bundesgerichtshof ab. Die vier Männer gehen damit gegen ihre Urteile vor. Das Landgericht Ingolstadt hatte im Sommer lange Haftstrafen verhängt. Der mutmaßliche Kopf der Bande bekam elf Jahre Gesamtfreiheitsstrafe. Seine Mitangeklagten zwischen acht und vier Jahren.

Diebstahl möglicherweise Thema in der Ausstellung

Bislang schweigen die Diebe zum Verbleib des Schatzes, doch der Museumsleiter hat noch etwas Hoffnung, dass ein Teil des Schatzes unversehrt ins Museum zurückkehrt. Tobias Esch hat auch schon Ideen, wie es mit der Dauerausstellung weitergehen könnte. Er würde bei einer Neukonzeption den Einbruch thematisieren: " Ich würde die 18 Goldklumpen präsentieren, die eingeschlagene Panzerglasscheibe, weil das gehört jetzt ganz einfach zur Objektgeschichte und das interessiert die Besucher natürlich."

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