Symbolbild: Zahlreiche historische Uhren in Vitrinen der Ausstellung "Union Glashütte - 125 Jahre Deutsche Uhrmacherkunst" im Uhrenmuseum in Glashütte 2017
Symbolbild: Zahlreiche historische Uhren in Vitrinen der Ausstellung "Union Glashütte - 125 Jahre Deutsche Uhrmacherkunst" im Uhrenmuseum in Glashütte 2017
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Symbolbild: Was, wenn hier statt historischer Uhren Replikate lägen?
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Symbolbild: Was, wenn hier statt historischer Uhren Replikate lägen?

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Wenn im Museum keine Originale stehen – sondern Kopien

Wenn im Museum keine Originale stehen – sondern Kopien

Nach dem Diebstahl aus dem Louvre haben sich BR24-User gefragt: Warum werden kostbare Objekte im Original gezeigt? Zwar tun die Museen einiges für die Sicherheit, 100-prozentigen Schutz gibt es aber nicht. Also lieber teils Nachbildungen ausstellen?

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Sie sollen einem breiten Publikum zugänglich gemacht, aber im Original nicht gefährdet werden: die Herkules-Teppiche im Herkulessaal der Residenz München. Deshalb hat man Kopien gemacht und präsentiert nun diese. Auch in Museen werden vereinzelt Replikate genutzt – aus ganz verschiedenen Gründen.

Den Grund "Sicherheit" führten kürzlich Teile der BR24-Community an, nachdem das weltberühmte Louvre-Museum in Paris zum Ziel von Dieben geworden war. "Wieso werden Kunstschätze im Original ausgestellt?", fragt User "DoktorMabuse" in den Kommentarspalten. "Man kann doch auch Kopien ausstellen und die Originale in gut gesicherten und bewachten Tresoren an einem geheimen Ort aufbewahren."

Auch "Wooswaasdenni" kann nach eigenen Angaben nicht verstehen, warum "solche kostbaren, wertvollen Originale" öffentlich ausgestellt werden: "Es würde reichen, gut gemachte Imitate zur Schau zu stellen. (...)"

"svenson" bewertet das anders: "Gerade das ist doch das Schöne daran, Sie stehen nur wenige Zentimeter vor einem Diadem einer Königin aus der Geschichte, die dieses auch getragen hat. (...)"

Originale für Museen wichtig

So ähnlich sieht es auch Dirk Blübaum, Leiter der Landesstelle für nicht-staatliche Museen in Bayern: "Das Zeigen von Originalen ist einfach das große Plus von Museen. Gerade in einer Zeit, wo wir immer stärker von Fake News und ähnlichem reden." Er würde Museen davon abraten, das Original infrage zu stellen, "weil dann verlieren wir komplett unsere Reputation, eigentlich unseren Daseinsgrund".

Nun kann man so argumentieren wie BR24-User "Wooswaasdenni": "Mir persönlich wäre ein Imitat gut genug, um mir eine Vorstellung von vergangener Kunstfertigkeit früherer Handwerker machen zu können." Teilweise geht es um die Idee zu einem Kunstwerk, weniger um die genaue Ausgestaltung.

Blübaum hingegen verweist auf die Aura eines Objekts und erwähnt einen Aufsatz von Walter Benjamin [externer Link] dazu. "Sprich, warum sollte ich nach Paris reisen, wie es jährlich Millionen Menschen machen, um mir die Mona Lisa anzuschauen, wenn ich sie mir auch per E-Mail schicken lassen könnte? Es geht ihnen um das Original." Und er zieht noch einen Vergleich: "Wie viele Menschen laufen zu Fußballspielen und schauen es sich nicht im Fernsehen an. Sie wollen das Original sehen."

"Gerade in Zeiten nahezu unbegrenzter digitaler Reproduzierbarkeit gewinnt das Original an Bedeutung", heißt es auch von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. "Eine Kopie – gleich welcher Qualität – kann das Original nicht ersetzen."

Torsten Cech wiederum argumentiert etwas anders. Er ist Sprecher beim Arbeitskreis Gebäudemanagement und Sicherheit des Deutschen Museumsbunds. Es komme nicht nur auf das Objekt an, sondern auch auf die Präsentationsweise im Museum, die Belichtung und Erläuterungen, die dazugehörten.

Aus Sicherheitsgründen über Replikate nachdenken

Die Community brachte die Idee vor allem aus Sicherheitsgründen auf. Blübaum versichert im Gespräch mit BR24: "Wir tun sehr, sehr viel für die Sicherheit." Auch wenn man es nie 100 Prozent absichern könne.

Cech sagt auch deshalb: "Wenn es eine hohe Wertkonzentration an einem Ort gibt und diese nicht mit adäquatem Aufwand geschützt werden kann, dann sollte man über Replikate nachdenken." Beispielsweise beim Zeigen von Gold brauche es ein funktionierendes Sicherheitskonzept. Denn Gold habe den Nachteil, nach dem Einschmelzen nicht mehr identifizierbar zu sein, was das Diebstahlrisiko höher mache. So wurden auch Teile des gestohlenen Kelten-Goldschatz Manching als Goldklumpen wiedergefunden. "Es ist eine Abwägung." Und: Manchmal bremsten Schutzmaßnahmen wie Panzerglas das Empfinden auch aus.

Nachbildungen bleiben aufwendig

Grundsätzlich ist bei der Erstellung von Kopien unter anderem durch 3D-Druck und KI mittlerweile viel möglich. Nutzer "br_comment" kommentiert gar: "Die Kopien sind sehr gut so herstellbar, dass der 'normale Museumsbesucher' nie merken würde, dass das Original im Tresor liegt."

Authentische Nachbildungen seien jedoch technisch und finanziell aufwendig, so die Schlösserverwaltung: "Selbst modernste 3D-Scanning- und Druckverfahren können Materialität, Oberflächenalterung oder materielle Nuancen eines Originals nur begrenzt wiedergeben. Die Aura eines historischen Werkes, seine handwerklichen Spuren und die Geschichte seiner Nutzung bleiben einzigartig."

Wo Kopien genutzt werden

Dass Nachbildung transparent als solche kenntlich gemacht werden, ist den Experten im Fall der Fälle wichtig. Genutzt werden sie vermehrt im Bereich Bildung und Vermittlung: So können Objekte auch in Schulen oder Seniorenheime getragen werden. Manchmal lagern Originale auch im Depot, während Nachbildungen draußen Wind, Wetter und Licht ausgesetzt sind.

Letztendlich sagt Blübaum: "Wir versuchen, möglichst viele Originale auszustellen, um den Habitus zeigen zu können, aber gleichzeitig auch das kulturelle Erbe zu bewahren. Diesen schmalen Grat müssen wir gehen."

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