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Die geplante Fusion der Krankenhäuser in der Region um Ingolstadt wird diskutiert.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Marcus Brandt
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Klinik-Fusion im Raum Ingolstadt auf der Kippe?

Klinik-Fusion im Raum Ingolstadt auf der Kippe?

Gemeinsam die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung stemmen – das war die Idee einer geplanten Klinik-Fusion in der Region um Ingolstadt. Nun sorgt ein Papier der Kreistags-CSU Ingolstadt für viel Wirbel.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

An einem Nachmittag in Ingolstadt: Die CSU-Kreisvorstände kommen zu einer Sitzung zusammen. Mit dabei: Der ehemalige Ministerpräsident und Ingolstädter Horst Seehofer. Es geht um die Gesundheitsversorgung in der Region. Seit Jahren arbeiten die Verantwortlichen an einer Fusion des Ingolstädter Klinikums mit den Krankenhäusern in der Region. Dafür hatte man für rund 700.000 Euro ein Gutachten in Auftrag gegeben. Bis vor kurzem waren alle Entscheidungsträger dafür. Doch nach der Sitzung der Ingolstädter CSU geben die Kreisvorstände bekannt: "… dass wir das Gutachten, in seiner vorliegenden Form, nicht weiterverfolgen können. Kooperation selbstverständlich, aber keine Fusion zu Lasten der Gesundheitsversorgung für Ingolstadt." Alles auf Anfang?

Naben-Speichen-Modell

Bislang war ein sogenanntes Naben-Speichen-Modell geplant, aufgebaut wie ein Rad: Ingolstadt in der Mitte der Region als Nabe; die Krankenhäuser in Eichstätt, Kösching, Pfaffenhofen, Mainburg und Schrobenhausen wie Speichen in der Region – mit jeweiliger medizinischer Spezialisierung. Dadurch würden sich finanzielle Vorteile ergeben, wie beispielsweise günstigere Rahmenbedingungen beim Einkauf, so die Hoffnung. Mit dem Naben-Speichen-Modell ließen sich Doppelstrukturen abbauen und so Personal bündeln. Was auch Vorteile für die Patienten hätte, da Ärzte und Pflegekräfte spezialisierter wären, so Experten. Die Ingolstädter CSU fürchtet hingegen, dass die Bedeutung des Klinikums leiden und ein finanzieller Nachteil entstehen könne. Das sorgt im Umland für Ärger und Unverständnis.

"Ein Paukenschlag aus Ingolstadt"

Für die Landräte aus Eichstätt, Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen und Kelheim kam die Mitteilung unerwartet. "Das ist schon ein Paukenschlag, den Ingolstadt da fabriziert hat", meint Landrat Alexander Anetsberger von der CSU. Es stelle die bereits geleistet Arbeit "sehr, sehr infrage". Landrat Peter von der Grün (FDP) aus Neuburg-Schrobenhausen teilt mit, dass aufgrund der widersprüchlichen Signale aus Ingolstadt sich nun die Frage stelle, ob der Weg weiter gemeinsam beschritten werden kann. Die notwendige Basis für "eine vertrauensvolle Zusammenarbeit bröckelt", so von der Grün.

Kelheims Landrat Martin Neumeyer (CSU) hat aus den Medien von dem Vorstoß der CSU in Ingolstadt erfahren. Das Krankenhaus in Mainburg soll im Zuge der Krankenhausreform zu einer sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtung heruntergestuft werden – auch unabhängig von einer möglichen Fusion.

Umstrukturierung in der Bevölkerung umstritten

Aus Mainburg wurde bereits die Unfallchirurgie und Endoprothetik an den Standort Pfaffenhofen verlagert. Der Schwerpunkt in Mainburg soll jetzt auf ambulante Behandlungen gelegt werden. Nach Angaben von Christian Degen, Geschäftsführer der beiden Häuser, laufen derzeit die Planungen für ein chirurgisches/orthopädisches Versorgungszentrum in Mainburg sowie einer Kurzzeitpflegeeinrichtung und einer Hausarztpraxis. Die Umstrukturierung ist bei der Bevölkerung weiterhin umstritten. Ein Knackpunkt: die Notfallversorgung. Die Menschen befürchten eine schlechtere Gesundheitsversorgung. Es gab Protestaktionen mit Tausenden Teilnehmern. Landrat Neumeyer (CSU) hält die Umstrukturierung für "die einzige Chance, das Haus zu halten". Dabei gehe es nicht nur um das Geld, sondern auch um Patienten, Personal und um Reputation.

Was den Vorstoß der CSU aus Ingolstadt angeht, verweisen Neumeyer und seine Kollegen darauf, dass die Entscheidung beim Aufsichtsrat des Klinikums und dem Stadtrat liegt. Der soll nun zeitnah zu einer Sondersitzung zusammenkommen.

Ingolstadt: Offen für regionale Zusammenarbeit

Auch Ingolstadts Oberbürgermeister Michael Kern, selbst CSUler, verweist darauf, dass nicht die Kreisvorstände der CSU entscheiden. Er versucht, die Wogen zu glätten: "Ich sehe in der politischen Akzentuierung des CSU-Kreisvorstands kein komplettes Kippen." Er setze weiterhin auf die regionale Zusammenarbeit. Dass die Ingolstädter Sorgen haben, bei einer Fusion zu verlieren, versteht Eichstätts Landrat Anetsberger (CSU) nicht: "Wenn etwas feststeht in diesem Gutachten, dann die zentrale Rolle des Klinikums Ingolstadt."

Entscheidung in Ingolstadt noch offen

In der Region Ingolstadt wollen die Beteiligten noch nicht aufgegeben: "Die Voraussetzungen sind so gut, dass wir es weiter versuchen müssen", meint Landrat Anetsberger. In Pfaffenhofen betont man: "Wir würden das Thema mit dem Vorstoß noch nicht beerdigen wollen. Dafür wurde schon zu viel Zeit und Energie von zahlreichen Beteiligten investiert." Gespräche mit allen Beteiligten sollen folgen. Ob es noch zu einer Fusion kommt, ist offen.

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