Ein Mann steht vor einem Behälter und gießt Altfett hinein.
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Im Großraum Nürnberg sind Altfettdiebe unterwegs. Ihr Ziel: die Spezialbehälter von Restaurants.
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Knapp 3.000 Euro Beute: Altfettdiebe auf Beutezug in Franken

Knapp 3.000 Euro Beute: Altfettdiebe auf Beutezug in Franken

Im Großraum Nürnberg sind Altfettdiebe unterwegs. Ihr Ziel: die Spezialbehälter von Restaurants. Mehr als zehn Betriebe wurden innerhalb weniger Wochen bestohlen. Bei der Einbruchserie verschwand Altfett im Wert von knapp 3.000 Euro.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Diebe kommen meistens nachts, klettern über den Zaun eines Burger-Restaurants, öffnen den Deckel des Spezialbehälters – und stehlen Altfett. Innerhalb weniger Wochen haben Diebe in mehreren Filialen einer Restaurantkette zugeschlagen. Der Schaden dieses Diebeszuges: fünf Tonnen Altfett im Wert von knapp 3.000 Euro.

Laut Hauptkommissar Michael Sebald vom Polizeipräsidium Mittelfranken ist das eine neue Masche: "Das kam in Mittelfranken bisher sehr selten vor, das ist für uns ein neues Feld", erklärt der Polizeisprecher.

Speisefett ist Rohstoff für Biokraftstoffe

Die Polizei sucht dringend Zeugen, denn die Delikte sind schwer aufzuklären. Das alte Speisefett landet normalerweise im mittelfränkischen Thalmässing, bei der Recycling-Firma Lesch. Die Entsorger holen die Behälter in den Restaurants ab. Der Inhalt wird in einer speziellen Maschine aufbereitet. Das Fett wird von Wasser und Abfällen getrennt und so wieder für Bio-Kraftstoffhersteller nutzbar. Diebstähle sind in der Branche kein neues Phänomen, bedauert Geschäftsführer Heiko Lesch. Und die Delikte, die angezeigt werden, seien wohl nur die Spitze des Eisberges, vermutet er.

Diebesbanden vermutlich länderübergreifend unterwegs

Der Entsorgungsspezialist vermutet, dass diese Raubzüge so ähnlich ablaufen wie bei Kupferdiebstählen, die auch regelmäßig stattfinden. Mal werde mehr geklaut, dann flache das Ganze wieder ab. Derzeit rücke Nordbayern mehr ins Visier der Kriminellen. Auch im angrenzenden Baden-Württemberg könnte nun die Anzahl der Delikte durchaus zunehmen.

Vor kurzem wurde Lesch dort von der Polizei zu einem Einsatz auf der Autobahn gerufen. Die Beamten hatten einen Transporter festgesetzt, der mehrere Spezialbehälter mit Altfett geladen hatte. Am Ende konnte dem Fahrer aber kein Diebstahl nachgewiesen werden und er wurde nur wegen der Überladung des Fahrzeuges verwarnt.

Straftaten sind schwer nachzuweisen

Es hat den Anschein, dass die Diebe gezielt und geplant vorgehen. Vor zwei Jahren gab es mehrere Vorfälle in Rheinland-Pfalz. In Trier wurden Diebe von einer Überwachungskamera gefilmt, wie sie den Altfettcontainer eines Imbisses an einem normalen Werktag in einen Transporter luden. Erst als der eigentliche Entsorger das Fett später abholen wollte, wurde der Diebstahl entdeckt.

Um ihre Spur zu verwischen, füllen die Diebe das Fett manchmal in andere Behälter um und entsorgen die Tonnen mitten im Wald. So geschehen vor kurzem in Nürnberg-Boxdorf. Der Branchenverband der Entsorger geht davon aus, dass diese Vorgehensweise eine Art von organisierter Kriminalität ist. Nicht alle Delikte werden zur Anzeige gebracht, weiß Heiko Lesch. "Der Nachweis, wo ein Altfettbehälter geklaut worden ist, ist sehr schwer", denn dem Altfett ist nicht anzusehen, wo es herkommt.

Der Branchenverband der Entsorger schätzt, dass in Deutschland der Gesamtschaden im Millionenbereich liegt. Und der eigentliche Schaden ist meist viel geringer, als die wirtschaftlichen Kosten, die entstehen, wenn Behälter erneuert werden müssen, die Restaurants mehrfach angefahren und versorgt werden müssen. Die Gastronomen und Entsorger wünschen sich hier einen höheren Ermittlungsdruck bei den Behörden und eine bessere, länderübergreifende Zusammenarbeit. Viele investieren deshalb selbst in zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen, wie beispielsweise auch die Firma von Heiko Lesch.

Investitionen in erhöhte Sicherheitsmaßnahmen

So würden Sammelgebinde mit Schlössern versehen, die nur der Gastronom öffnen kann. "Wir statten teilweise die Sammelgebinde mit GPS-Trackern aus, um den Weg des Diebesgutes zu verfolgen", erklärt Heiko Lesch. Doch diese Erkenntnisse müssen von den Ermittlungsbehörden auch eingesetzt werden. Auf BR-Anfrage erklärte das Bayerische Landeskriminalamt, dass solche Fälle nicht in der Kriminalstatistik erfasst werden und es daher dazu keine Auskunft geben könne. Altfettdiebstähle sind Teil einer neuen kriminellen Branche, die bislang kaum Beachtung findet.

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