In dem kleinen Laden "Brauch" inmitten der Nürnberger Altstadt ist das Gedränge groß. Erstmals werden hier koschere Nürnberger Lebkuchen präsentiert. Das dürften weltweit die einzigen sein, glaubt Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg.
Das Nürnberger Traditionsunternehmen Lebkuchen-Schmidt hat die Produktion der 4.000 Lebkuchen übernommen. Dafür nahmen zwei orthodoxe Rabbiner sowohl die Produktion als auch die Inhaltsstoffe genau unter die Lupe.
Besondere Speisegesetze im Judentum
Im jüdischen Glauben gelten besondere Hygieneauflagen und Speisegesetze, die Kaschrut. Demnach darf nur gegessen werden, was als "koscher" bezeichnet werden kann. Lebensmittel, die nicht koscher sind, heißen "trefe".
So durften etwa die Backbleche nicht mit Schweinefett in Berührung gekommen sein, auch Mehl musste besondere Anforderungen erfüllen. Als Schokolade für die Elisen-Lebkuchen kam nur eine vegane Variante infrage.
Dose mit Nürnberger Synagoge
Verkauft wird der Bio-Lebkuchen in einer Dose, die Bezug zur jüdischen Geschichte in Nürnberg nimmt. Zu sehen sind der Nürnberger Hauptmarkt und die Synagoge.
Das prachtvolle Gebäude war von seiner Eröffnung im Jahre 1874 bis zu seinem Abriss durch die Nationalsozialisten im August 1938 Zentrum gelebter jüdischer Kultur in Nürnberg. Mit seiner großen, maurisch anmutenden Kuppel prägte die Synagoge über sechzig Jahre lang das Bild der Altstadt am Ufer der Pegnitz.
Idee kommt vom Partnerschaftsverein
Die Idee für den koscheren Nürnberger Lebkuchen ist bereits 2019 entstanden, als sich der Städtepartnerschaftsverein gründete. "Corona und der Krieg verzögerten die Umsetzung, doch engagierte Menschen hielten an der Vision fest", heißt es von dem Verein.
Seit 30 Jahren verbindet die Städte Nürnberg und die israelische Küstenstadt Hadera (oder Chadera) eine Partnerschaft.
Einkauf koscherer Lebensmittel "eine echte Herausforderung"
Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg, Jo-Achim Hamburger, sagt, für orthodoxe Juden in Nürnberg sei das Angebot wichtig. Es gebe beispielsweise kein einziges Lokal in Nürnberg, in dem koscheres Essen serviert werde. Selbst der Einkauf von Lebensmitteln sei heutzutage "eine echte Herausforderung".
Erhältlich ist das Weihnachtsgebäck für 22 Euro im jüdischen Laden "Brauch", der im Sommer in der Nürnberger Altstadt eröffnet hat. Das Geschäft liegt ganz in der Nähe der 1938 zerstörten Hauptsynagoge und dem im Mittelalter ebenfalls zerstörten jüdischen Viertel am Obstmarkt. Vitali Liberov, der den Laden betreibt, denkt schon weiter. Er sagt, er könne sich koscheren Glühwein vorstellen. Erste Gespräche mit einem Nürnberger Hersteller hätten bereits stattgefunden.
Mit Informationen von epd
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