In München hat das 190. Oktoberfest einen Traumstart hingelegt. Und weil die Wiesn auch ein Fest der Rekorde ist - man denke nur an den Bierpreis -, passte es ganz gut, dass der erste Rekord gleich am ersten Tag stand: 30,7 Grad - so heiß war es noch nie zu Beginn der Wiesn seit Beginn der Wetterdienst-Aufzeichnungen im Jahr 1879. Die Kombination aus Hitze und Bier lässt eigentlich Schlimmes befürchten, doch die großen Dramen blieben weitgehend aus: Das erste Wiesn-Wochenende verlief friedlich.
Erster Wiesn-Tag: So viele Patienten wie nie
Die Hitze war vermutlich mitverantwortlich für einen weiteren Rekord: Noch nie hatten die Sanitäterinnen und Sanitäter der Aicher Ambulanz an einem ersten Wiesn-Tag so viel zu tun wie heuer. 910 Patientinnen und Patienten versorgten sie allein am Samstag; die meisten wegen Kreislaufproblemen. Einige von ihnen dürften die Sanitätsstation noch vor dem Festzelt besucht haben: Der "Run" um neun Uhr früh, sobald das Festgelände öffnet, läuft selten ohne Stolperer und Stürze ab. Am Sonntag wurden bis zum Nachmittag 280 Patientinnen und Patienten behandelt.
Traditionelle Einzüge von Wirten, Trachtlern und Schützen
Dass die Wiesn nicht nur Massenspektakel, sondern auch noch eine Traditionsveranstaltung ist, dafür stehen die Umzüge: Am Samstag vor dem Anzapfen zogen die Wiesn-Wirte auf den Prachtgespannen der Brauereien aufs Festgelände ein, am Samstag folgte der Trachten- und Schützenzug mit rund 9.000 Trachtlern und Handwerkergruppen, Musikkapellen, Spielmannszügen, Fahnenschwingern und Moriskentänzern.
Neuer Wiesn-Chef hochzufrieden - OB zapft mit zwei Schlägen an
Christian Scharpf (SPD), heuer zum ersten Mal Wiesn-Chef, war mit dem Auftakt sehr zufrieden: "Es läuft alles wie am Schnürchen", sagte er dem BR am Sonntagnachmittag, "ein rundum gelungener Wiesn-Start". Das galt auch fürs Anzapfen am Samstagmittag. Scharpfs Schilderungen nach müssen sich die 30 Grad draußen beinahe kühl angefühlt haben im Vergleich zu geschätzten 45 Grad in der Anzapfbox. Doch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ließ sich weder von der Hitze noch von seiner lädierten Schulter aus dem Konzept bringen und konnte auch heuer wieder nach nur zwei Schlägen verkünden: "O'zapft is! Auf eine friedliche Wiesn!"
Bundeskanzler kommt aufs Oktoberfest
Die erste Maß Bier bekam traditionell der Ministerpräsident. Markus Söder (CSU) gönnte sich am Sonntag gleich noch eine zweite: Für einen halbstündigen Blitzbesuch begleitete er Bundeskanzler Friedrich Merz und die Spitzen Lars Klingbeil und Bärbel Bas ins Schottenhamel-Festzelt.
Ohne Prominenz keine Wiesn
Prominenz gehört eh zur Wiesn wie Bier und Brezen. Die Schlagersänger Florian Silbereisen und Jürgen Drews feierten beim Anzapfen im Schottenhamel, Heidi Klum und ihr Mann Tom Kaulitz im Käferzelt. Auch Rap-Superstar Drake tauchte überraschend auf dem Münchner Oktoberfest auf. Auf seinem Instagram-Account veröffentlichte der 38-Jährige Fotos und ein Video aus dem Festzelt. Er trug eine Designer-Latzhose, die wohl an traditionelle bayerische Lederhosen erinnern sollte.
Oktoberfest: Unser BreznBot beantwortet Eure Fragen zur Wiesn
Erste Polizeibilanz: das "übliche" Maß an verschiedenen Straftaten
Die Polizei vermeldete einen Wiesn-Auftakt "im üblichen Rahmen" - also mehr als 90 Straftaten wie Diebstähle, Maßkrugschlägereien und sexuelle Belästigungen. Ein 25 Jahre alter Tourist aus Italien soll am Samstag den Hitlergruß gezeigt haben; er wurde wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen angezeigt. Gegen einen 55-Jährigen wird gegen Gefangenenbefreiung ermittelt, weil er versucht haben soll, einen 19 Jahre alten Familienangehörigen aus dem Polizeigewahrsam zu holen. Mehrere Frauen, darunter auch Sanitäterinnen, brachten sechs Fälle von sexueller Belästigung zur Anzeige. Und eine Schweizer Touristengruppe musste nach einer Maßkrugschlägerei 18.000 Euro hinterlegen. Sie seien mit einer anderen Besuchergruppe in Streit geraten – es ging um die raren Sitzplätze.
Die Aussichten: Das Wetter wird schlechter
Für die kommende Wiesn-Woche ist das Wetter bedeutend schlechter vorhergesagt. Zumindest bei der Temperatur sind also keine weiteren Rekorde zu erwarten. Und auch die Besucherzahl von knapp einer Million ist ordentlich, war aber schon mal höher. Macht gar nichts, findet Wiesn-Chef Scharpf, der eh nicht viel vom ständigen Übertrumpfen hält: "Die Wiesn ist eine wunderbare Traditionsveranstaltung, ein schönes Volksfest. Da brauchen wir keine Rekorde."
Mit Informationen von dpa
Im Audio: So war das erste Wiesn-Wochenende
Bilderbuch-Start fürs Oktoberfest: Das erste Wochenende hatte alles, was die Wiesn ausmacht.
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