Mitarbeiter des ZF stehen bei einer Betriebsratsinfo vor dem Werk in Saarbrücken. Der Betriebsrat informiert dabei über die Pläne des Vorstandes. Foto: Oliver Dietze/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Das Unternehmen ZF steckt in einer Krise. Nun fürchtet die Belegschaft einen Arbeitsplatzabbau im großen Stil, v.a. in Schweinfurt. (Symbolbild)
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Krise bei ZF: Unterstützung und Kritik aus der Politik

Krise bei ZF: Unterstützung und Kritik aus der Politik

Die Krise beim Automobil-Zulieferer ZF hat Belegschaft und Politiker aufgerüttelt. Bayerns Wirtschaftsminister begrüßt das angekündigte Bündnis von Unternehmensführung und Belegschaftsvertretern. Die Opposition übt scharfe Kritik am Management.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Informationen am Nachmittag am .

Egal wie optimistisch sich die Konzernspitze von ZF am heutigen Donnerstag auf ihrer virtuellen Pressekonferenz gegeben hat - die Zahlen sprechen für sich: Das Unternehmen steckt weiter in der Krise. Im ersten Halbjahr verzeichnete der Automobilzulieferer einen Verlust von 195 Millionen Euro. Auch für das Gesamtjahr wird ein dickes Minus erwartet. Schweinfurts Oberbürgermeister sorgt sich, Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bleibt positiv, aber vage.

Staatsregierung will Beitrag leisten

Aiwanger sieht im vereinbarten Bündnis für "Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungssicherung", das das Unternehmen in einem Eckpunktepapier mit den Gewerkschaften vereinbart hatte, ein positives Signal. Die Staatsregierung sei bereit, "einen Beitrag für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze zu leisten", betonte Aiwanger, ohne dabei konkret zu werden. Man stehe seit längerem mit ZF im "intensiven Austausch über Unterstützungsmöglichkeiten".

"Unser Ziel bleibt auch bei ZF, Wertschöpfung und Beschäftigung in Bayern zu sichern sowie Chancen und neue Arbeitsplätze in Zukunftsfeldern zu schaffen", erklärte Aiwanger und forderte gleichzeitig die Bundesregierung auf, Betriebe "bei Energiekosten, Steuern und Bürokratie" zu entlasten.

Gewerkschaften: Demonstrationen waren Erfolg

Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Horst Ott ist sich sicher, mit den Demonstrationen an den ZF-Standorten einen "Wirkungstreffer" erzielt zu haben. "Damit haben wir Zeit gewonnen, einen gemeinsamen Weg mit dem Unternehmen für die Zukunft der Division E zu finden", so Ott. Oliver Moll, ZF-Betriebsratsvorsitzender, geht trotzdem davon aus, dass zwischen 800 und 4.000 Arbeitsplätze am besonders betroffenen Standort Schweinfurt verloren gehen könnten.

Bürgermeister sorgt sich um Zukunft der Stadt

Wie Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) BR24 mitteilt, habe die Stadt schon seit geraumer Zeit mit einem Arbeitsplatzabbau gerechnet, da die Herstellung von E-Motoren keine hohe Arbeitsplatzdichte mehr erfordere. Was ihm Sorgen bereite, sei, dass der gesamte E-Motor-Bereich eventuell eingestellt oder veräußert werden könnte.

Das wäre ein Riesenschlag für die Region. "Wir glauben nach wie vor an den E-Motor. Ich glaube, ZF wäre jetzt gut beraten, durch diese Durststrecke hindurch zu tauchen, um dann wieder mit diesem Produkt auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein", so Remelé. Der Rückgang der Gewerbesteuer belaste die klamme Stadtkasse zusätzlich.

Die Linke kritisiert Unternehmensführung von ZF

Die Schweinfurter Bundestagsabgeordnete Agnes Conrad (Die Linke) kritisierte das Management von ZF. Sie warnte vor den erheblichen Auswirkungen eines Ausstiegs aus der PKW-Antriebstechnologie für den Standort Schweinfurt. "Wenn das Management Fehler macht und die Politik nicht die notwendigen Weichen stellt – dann dürfen es nicht die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb sein, die dafür zahlen müssen", sagte Conrad.

Solidarität und Mitbestimmung

Conrad sicherte der Belegschaft vor Ort ihre Solidarität zu und betonte deren Stärke bei Arbeitskämpfen. Die Krise lasse sich nur bewältigen, wenn man die Beschäftigten am Lösungsprozess beteilige. "Wir müssen auch auf Bundesebene Druck aufbauen, um der Belegschaft die Möglichkeit zu geben, einen neuen Tarifvertrag für ihren Zielbildprozess einzufordern", erklärte sie. Die Arbeitgeberseite müsse sich offen und kooperativ zeigen, um bis Ende September tragfähige Konzepte zu entwickeln.

ZF: Sparkurs wird fortgesetzt

Hohe Kosten für die Elektromotor-Umstellung und die niedrige Fahrzeugproduktion belasten das Unternehmen. Konzernchef Holger Klein muss weiter sparen und kündigte auf der Pressekonferenz an, die Umstrukturierung fortzusetzen. Laut dem Betriebsrat von ZF heißt das: Die Wahrscheinlichkeit, dass an bayerischen Standorten Arbeitsplätze verloren gehen, unter anderem in Nürnberg oder in Auerbach in der Oberpfalz, wird immer größer.

Standort Schweinfurt besonders betroffen

Am Standort Schweinfurt arbeiten 8.600 Mitarbeiter, davon rund zwei Drittel in der Division für Elektromobilität. ZF prüfe verschiedene "Optionen", darunter den Verkauf oder die Ausgliederung der Elektromobilitäts-Sparte. Man nehme sich aber bis Ende September Zeit, um gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern einen Weg für die Zukunft der Beschäftigten zu finden.

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