Rund 250 Inter-Mailand-Fans marschieren auf einer Hauptverkehrsstraße durch die Münchner Innenstadt – unangekündigt. Ein Team des Unterstützungskommandos, kurz USK, der Münchner Polizei muss dafür sorgen, dass nichts passiert. Die Polizisten begleiten die Inter-Ultras und versuchen, sie von Pariser Fans fernzuhalten.
Einige Mailänder Fans haben als Fahnenstangen getarnte Stöcke dabei. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was die Beamten an diesem Tag erwarten könnte. Das USK der Münchner Polizei lässt sie aber gewähren, verzichtet auf Durchsuchungen. Das mache keinen Sinn, so einer der Beamten, zudem feiern die Ultra-Fans von Inter-Mailand bislang zwar laut, aber friedlich.
Diesen Fanmarsch der Mailänder Ultras hat die Polizei zufällig entdeckt.
Zehntausende Fans feiern in der Stadt
Die Ultras sind aber nicht die einzigen an diesem Münchner Champions-League-Finaltag. Zehntausende Fans aus Frankreich und Italien sind in der Stadt unterwegs. Ihr Ziel: entweder das Stadion oder die Fanzonen am Odeonsplatz oder Königsplatz. Dort wollen die, die keine Tickets bekommen haben, das Finale zwischen Inter Mailand und Paris Saint-Germain miterleben.
Der Königsplatz ist fest in französischer Hand, einen Kilometer Luftlinie entfernt ist der Odeonsplatz der Treffpunkt für die Mailänder Fans. Dort kommt auch der unangemeldete Inter-Fanzug an. Zwischenfälle gibt es bis dahin keine.
Klatschen, Trommeln, Pyrotechnik
Kurz darauf wird das USK-Team zum nächsten Einsatz gerufen. Ihr Auftrag: Ultras aus Frankreich zum Stadion begleiten. Hunderte Menschen, die meisten in weiße T-Shirts gekleidet, stellen sich auf zu einem Fan-Marsch. Die Kulisse wirkt einschüchternd: Sie rufen im Chor, klatschen und trommeln. Langsam setzt sich die Masse in Bewegung. Roter Rauch aus Bengalos wabert über die Köpfe hinweg. Die USK-Einsatzkräfte greifen auch hier nicht ein – sonst könnte die Stimmung bei den Fans kippen. Aber sie zeigen spürbare Präsenz. Zusätzlich stehen sie mit den Fanbeauftragten der Franzosen in Kontakt, erklären, was erlaubt ist, machen aber auch klar, was nicht geht.
Der Fanmarsch der Franzosen läuft ebenfalls ohne größere Zwischenfälle. Zwar begegnen sich Paris- und Inter-Fans kurzzeitig, doch die Polizei kann beide voneinander fernhalten. Der französische Fanmarsch endet wie geplant auf dem Münchner Marienplatz. Von dort geht es in Sonder-U-Bahnen nach Fröttmaning zum Stadion. So reibungslos wie der Fanmarsch funktioniert der Weg aus der U-Bahn zur Allianz Arena jedoch nicht.
Video: Video: Champions League in München - 16 Stunden Party, Polizei & Pöbeleien
"Man ist fast schon wie im Krieg"
Um Eskalationen zu vermeiden, sollen die Fangruppen am U-Bahnhof des Stadions getrennt voneinander ankommen. Doch gerade, als die Pariser Fans den Bahnsteig verlassen, kommt am Bahnsteig gegenüber ein Zug mit Inter-Fans an. Die Situation eskaliert innerhalb von Sekunden, beschreibt ein USK-Beamter danach die Situation. "Die ziehen ihre Gürtel aus, dass die Gürtelschnallen schnalzen. Man ist fast schon wie im Krieg", erzählt einer der USKler danach dem BR.
Auf einem Social-Video ist zu sehen, wie Böller explodieren und Bengalos gezündet werden. Das USK der Münchner Polizei muss einschreiten. Ein italienischer Fan wird ins Lager der französischen Ultras gezogen. Den muss das speziell auf solche Situationen trainierte USK-Team befreien, danach trennen die Polizisten beide Fanlager. Es kehrt Ruhe ein. Nach Angaben eines der beteiligten Beamten dauert die Eskalation nur rund zwei Minuten, dennoch: So etwas erleben auch die Münchner USKler nicht alle Tage.
Feierabend nach 16 Stunden Einsatz
Auf dem Weg ins nahegelegene Stadion weicht das USK-Team den Pariser Ultras nicht von der Seite. Mit Helm und in voller Kampfmontur zeigen sie nun eindrücklich ihre Präsenz. Pünktlich zum Spielbeginn sind die Ultras alle auf ihren Plätzen und können den historischen 5:0-Sieg von Paris Saint-Germain miterleben. Doch auch im Stadion lassen sie dem Team des USK kaum eine Verschnaufpause. Sie stürmen den Platz, müssen mit einer Polizeikette zurückgehalten werden.
Nach dem Spiel begleiten die USK-Beamten die Ultras zu ihren Bussen. Gegen zwei Uhr morgens, nach 16 Stunden Einsatz, kann auch das Team des Münchner USK den Heimweg antreten.
Bis die Busse mit den Pariser Fans losfahren, weichen die Beamten ihnen nicht von der Seite.
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