Der Angeklagte sitzt an Händen und Füßen gefesselt im Landshuter Gerichtssaal neben seinem Verteidiger.
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Der Angeklagte sitzt an Händen und Füßen gefesselt im Landshuter Gerichtssaal neben seinem Verteidiger.
Bildrechte: pa/dpa | Armin Weigel
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Messerattacke auf Pizzabotin: 27-Jähriger gesteht Mordfantasien

Messerattacke auf Pizzabotin: 27-Jähriger gesteht Mordfantasien

Ein 27 Jahre alter Mann steht seit heute wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Landshut. Er soll versucht haben, eine Pizzabotin zu erstechen. Die Frau überlebte. Zu Prozessauftakt gestand der Mann Tötungsfantasien – und entschuldigte sich.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Wegen versuchten Mordes an einer Pizzabotin im März dieses Jahres steht seit Donnerstag ein 27-jähriger Mann aus Geisenhausen vor dem Landgericht Landshut. Zum Prozessauftakt entschuldigte sich der Angeklagte für seine Tat: Es tue ihm leid, dass die Geschädigte noch immer mit den Folgen des Messerangriffs zu kämpfen habe.

Angeklagter leidet unter Persönlichkeitsstörung

Auslöser für die Tat waren wohl schwere Depressionen, die auch ein Gutachter bei dem 27-Jährigen feststellte. Der Angeklagte selbst bekräftigte, er habe über Jahre hinweg keinen Sinn mehr für sein Leben gesehen. Nach mehreren abgebrochenen Suizidversuchen und einer fehlgeschlagenen Therapie beschloss er schließlich, einen beliebigen Menschen töten zu wollen – mit dem Ziel, dauerhaft ins Gefängnis zu kommen. Dort hätte er sich nicht mehr mit der Gestaltung seines Lebens beschäftigen müssen, erklärte der 27-Jährige vor Gericht.

Als ihm dann sein Arbeitgeber den Job und sein Vermieter die Wohnung gekündigt hatten, wurden die Tötungsfantasien konkreter: Er hielt mehrfach nachts am Marktplatz von Geisenhausen im Landkreis Landshut nach möglichen Mordopfern Ausschau.

Mutmaßlichen Mordplan im März gefasst

Im März dieses Jahres beschloss er, mit einer Pizzabestellung einen Lieferanten in seine Wohnung zu locken, um die Person dort zu töten. Er bestellte bei seinem Stamm-Lieferservice, bezahlte aber nicht wie sonst vorab. So konnte er die damals 25-jährige Pizzalieferantin, die im Prozess als Geschädigte berichtete, ins Haus locken.

Dort drückte er ihr die Klinge eines Küchenmessers auf den Hals, welches er zuvor versteckt hatte. Doch dann soll er zunehmend abgelassen haben, schilderte die Geschädigte, sodass sie sich befreien konnte. Es kam laut der Frau zu einem Gerangel, bei dem sie sich leicht an den Händen verletzte. Schließlich soll er selbst die Frau aufgefordert haben, die Polizei zu rufen. Er stellte sich freiwillig und räumte die Tat direkt ein.

Geschädigte in therapeutischer Behandlung

Seit April wird der Angeklagte während der U-Haft im Bezirkskrankenhaus Straubing therapiert. Er bereue die Tat und erzählte von Mobbing und einer schwierigen Kindheit. Außerdem berichtete er, dass er vier Monate lang in den Ukraine-Krieg ging – mit dem Ziel, an der Front zu sterben. Als das nicht eintrat, kehrte er nach Niederbayern zurück und begab sich aufgrund seiner psychischen Probleme freiwillig in Behandlung.

Der Nebenkläger beantragte für die Geschädigte ein Schmerzensgeld von 50.000 Euro. Sie habe noch immer Probleme im alltäglichen Leben und sei deshalb in Therapie. Für das Verfahren sind drei Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil könnte Ende November fallen.

Der Bayerische Rundfunk berichtet - vor allem wegen möglicher Nachahmer-Effekte - in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer die zuständige Redaktion sieht es durch die Umstände der Tat geboten. Sollten Sie selbst Hilfe benötigen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Beratung erhalten Sie unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222. Weitere Hilfsangebote gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

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