An einem S-Bahnhof in Lauf an der Pegnitz steht hinter rot-weißem Polizeiabsperrband ein Einsatzwagen des Rettungsdienstes. Hier hat die Polizei einen Mann erschossen, der die Beamten mit einem Messer angegriffen hat.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Daniel Löb
Videobeitrag

In Lauf an der Pegnitz hat die Polizei einen Mann erschossen, der die Beamten mit einem Messer angegriffen hat.

Videobeitrag
>

Polizei erschießt Messerangreifer in Lauf: Was wir bisher wissen

Polizei erschießt Messerangreifer in Lauf: Was wir bisher wissen

In Lauf an der Pegnitz hat ein Mann mit einem Messer drei Polizeikräfte attackiert. Auch ein Warnschuss konnte ihn nicht stoppen. Am nächsten Schuss starb der Angreifer. Innenminister Herrmann spricht von Notwehr. Was wir über den Fall wissen.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Erst Mannheim, nun Lauf an der Pegnitz: Erneut hat ein Mann Menschen in der Öffentlichkeit mit einem Messer angegriffen. In Lauf an der Pegnitz bei Nürnberg richtete sich die Attacke gegen drei Kräfte der Bundespolizei. Eine Beamtin erschoss den Täter, nachdem ein Warnschuss ihn nicht stoppen konnte. In Mannheim hatte es zuvor bei einem Messerangriff auf dem Marktplatz fünf Verletzte gegeben, ein Polizist starb. Was wissen wir bisher über die Tat in Mittelfranken?

Was ist am S-Bahnhof in Lauf an der Pegnitz passiert?

Nach Angaben der Polizei war der 34-jährige Mann am Sonntag an der Bushaltestelle neben dem S-Bahnhof Lauf links der Pegnitz im Landkreis Nürnberger Land auf einen Streifenwagen der Bundespolizei losgegangen und hatte die Polizisten zunächst beschimpft und beleidigt. Nach dpa-Informationen hatte er an der Fahrzeugtür gerüttelt – und dabei keine Waffe sichtbar getragen. Als die drei Beamten ausstiegen, soll er diese mit einem Messer angegriffen haben. 

Aus Sicherheitskreisen hieß es, dass die Beamten zuerst Pfefferspray eingesetzt hätten. Doch das habe keine Wirkung gezeigt. Nach Angaben der Polizei habe eine Bundespolizistin daraufhin einen Warnschuss in die Luft abgegeben. Auch davon habe sich der Mann nicht beeindrucken lassen. Daraufhin habe die Polizistin noch einmal geschossen und den Angreifer im Bauch getroffen. Der Mann sei dabei so schwer verletzt worden, dass er noch am Einsatzort seinen Verletzungen erlag, hieß es. Sofort eingeleitete Erste-Hilfe-Maßnahmen und auch ein Notarzt hätten sein Leben nicht mehr retten können.

Was wissen die Ermittler über den mutmaßlichen Angreifer?

Bei dem Mann soll es sich um einen 34-jährigen Iraner handeln. Er soll ein abgelehnter Asylbewerber gewesen sein. Nach Recherchen des BR war er Ende 2015 nach Deutschland geflohen und bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten. So soll er gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen haben – war also mit Drogen in Kontakt gekommen – und auch wegen Geldfälschung und versuchten Betrugs vor Gericht gestanden haben. Den BR-Recherchen zufolge war er zu einem Jahr Freiheitsstrafe verurteilt worden. Gegen seinen abgelehnten Asylbescheid hatte er geklagt. Das Verwaltungsgericht Ansbach lehnte die Klage ab. Derzeit war der Iraner in Deutschland nur geduldet.

Diese Informationen bestätigte die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth auf BR24-Anfrage nicht.

Wie geht es der Bundespolizistin und ihren beiden Kollegen?

Die drei Beamten blieben bei dem Angriff unverletzt. Ob diese weiterhin ihren Dienst ausüben können oder während der Ermittlungen freigestellt sind, war unklar. Die Staatsanwaltschaft verwies wegen Auskünften zu dienstrechtlichen Fragen auf die Bundespolizei. Diese teilte mit, dass sie sich aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht dazu äußern könne.

Was wissen die Ermittler zu den Hintergründen?

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ließ die Anfrage von BR24 nach den Motiven unbeantwortet. Die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei haben die Ermittlungen übernommen. Diese werden nun die Spuren vom Tatort auswerten und Zeuge befragen. Am Sonntag war in Lauf an der Pegnitz Altstadtfest; entsprechend viele Menschen waren unterwegs. Die Ermittler müssen auch klären, wie die Tat genau abgelaufen ist. Ob ein oder mehrere Schüsse abgegeben wurden, konnten sie zunächst nicht beantworten.

Wie sind die Reaktionen von Polizei und Politik?

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) geht von Notwehr der Bundespolizeibeamten aus. Es sei bedauerlich, dass der Betreffende zu Tode gekommen sei, so Herrmann im Interview mit dem BR. "Leider häufen sich solche Vorfälle", sagte der Innenminister und erinnerte an die Ereignisse in Mannheim und Bad Oeynhausen.

Aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei müssten die Bundesinnenministerin und alle verantwortlichen Politiker mehr Verantwortung für die innere Sicherheit übernehmen, forderte der stellvertretende Landesvorsitzende für die Bundespolizei, Uwe Steinbrecher: "Es muss Schluss sein mit leeren Phrasen – jetzt sind Taten gefragt."

In Mannheim hatte ein 24-Jähriger einem 29-jährigen Beamten mehrmals in den Kopf gestochen, der Polizist erlag zwei Tage später seinen Verletzungen. In Bad Oeynhausen soll ein 18 Jahre alter Syrer einen 20-Jährigen Mitte Juni aus unklaren Gründen im Kurpark attackiert, auf dessen Kopf eingeschlagen und eingetreten haben. Der Mann starb wenige Tage später im Krankenhaus.

Im Video: Messerangriff in Lauf - Suche nach Motiv

Polizeieinsatz nach Messerattacke in Lauf
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Polizeieinsatz nach Messerattacke in Lauf

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!