Missbrauchsbetroffene haben eine Petition im bayerischen Landtag übergeben.
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Petition zur Aufarbeitung von Missbrauch an Landtag übergeben

Petition zur Aufarbeitung von Missbrauch an Landtag übergeben

Aufarbeitung von Missbrauch solle der Staat in die Hand nehmen: Missbrauchs-Betroffene haben dazu eine Petition im bayerischen Landtag übergeben. Missbrauch sei überall möglich, in Kirchen, Schulen oder beim Sport. Nicht jeder arbeite das auf.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Eine Gruppe von Missbrauchs-Betroffenen sexualisierter, körperlicher, psychischer und behördlicher Gewalt drängt den Freistaat Bayern zu mehr Engagement gegen Missbrauch und Gewalt. Bayern müsse die Aufarbeitung und Aufklärung besser vorantreiben, und zwar auf staatlicher Ebene und nicht mehr auf der Ebene von Institutionen. Die Initiative hat ihre Forderungen mit der Petition an Doris Rauscher (SPD) und Thomas Huber (CSU), die beiden Vorsitzenden des Landtagsausschusses für Arbeit und Familie, Jugend und Familie am Mittwochnachmittag übergeben.

Nicht jede Institution zur Aufarbeitung bereit

"Gewalt an Kindern und Jugendlichen entschlossen entgegentreten": So lautet die wichtigste Forderung der Petition. Viele Betroffene kämpfen teils jahrzehntelang um die Anerkennung ihres Leids. Sie haben Gewalt in Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen, bei Heimaufenthalten, in der Kirchen, der Schule und in Sportvereinen erlebt. Doch nicht jede Institution ist zur Aufarbeitung des erlittenen Unrechts vollumfänglich bereit.

Inzwischen haben zahlreiche Bistümer der katholischen Kirche in Deutschland, die evangelische Landeskirche und auch andere Institutionen Gutachten zu Missbrauchsfällen in Auftrag gegeben, Betroffenenbeiräte oder Kommissionen eingesetzt. Andere Organisationen tun das bislang nicht. Dass die Aufarbeitung überhaupt den Täter-Organisationen überlassen wird, in denen der Missbrauch geschehen ist, kritisieren Betroffene seit Jahren und fordern ein stärkeres Engagement der Politik. Weil Schulen, Heime und Sportvereine meist auf Landesebene organisiert seien, sind laut Petition die Aufsichtsbehörden des Freistaats für die Institutionen rechtlich verantwortlich.

Schaffung eines Missbrauchsbeauftragten in Bayern?

Die Petition wurde unter anderem übergeben von Richard Kick, Siegfried Lang, Matthias Wünsche und Elke Zehtner, das sind die Sprecher der Betroffenenbeiräte in den Bistümern München und Freising, Passau, Bamberg und Würzburg. Mit dabei waren auch Robert Köhler, Vorstand des Vereins Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer, Benno Oberleitner, Vorsitzender des Betroffenenbeirats der Landeshauptstadt München und Ingrid Pollner von der Betroffeneninitiative Süddeutschland.

Die Initiative hatte die Forderungen der Petition in Zusammenarbeit mit vielen Betroffeneninitiativen, Wissenschaftlern, Juristen und Fachleuten erarbeitet und wurde politisch begleitet durch die Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel.

Die Initiatorinnen und Initiatoren der Petition fordern die Schaffung eines Unabhängigen Landesbeauftragten, ähnlich dem Amt des Missbrauchsbeauftragten auf Bundesebene, einer Unabhängigen Aufarbeitungskommission, eines landesweiten Betroffenenrates sowie weitere Maßnahmen zur effektiven Bekämpfung sexualisierter, körperlicher, psychischer, spiritueller und behördlicher Gewalt, in allen Institutionen, in denen sich die Verbrechen ereignet haben.

Freistaat sieht sich nicht in der Pflicht

Der Freistaat sieht allerdings eher andere in der Pflicht: "Aufarbeitung und Entschädigung sind Aufgabe und Verpflichtung der Träger der betroffenen Einrichtungen und der Kommunen", teilt das Sozialministerium mit und betont, dass Bayern eine Anlauf- und Beratungsstelle geschaffen habe. "In Bayern gibt es ein dichtes und flächendeckendes Hilfenetz für alle Betroffene von Missbrauch und sexualisierter Gewalt", sagt Sozialministerin Ulrike Scharf. "Auf dieses Netz können sich auch künftig alle Betroffene von Missbrauch und sexualisierter Gewalt verlassen."

Mit Informationen der KNA

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