Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kreisverband Hof Stadt und Land hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Hof habe dem Antrag auf ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung am 11. August 2025 zugestimmt, bestätigte ein Justizsprecher dem Bayerischen Rundfunk.
In Eigenverwaltung bedeutet, dass sich der AWO-Kreisverband in eigener Verantwortung finanziell und strukturell neu auf die Beine stellen will. Der Gesetzgeber sieht bei diesem Verfahren vor, dass dem Antragsteller Experten zur Seite gestellt werden – ein Generallbevollmächtigter, der die Geschäftsführung unterstützt und ein Sachwalter, der das Verfahren begleitet.
Großküche bringt AWO in finanzielle Schieflage
In die Schieflage gebracht hatte den AWO-Kreisverband der Bau einer Großküche. Diese kostete über fünf Millionen Euro. Während der Corona-Pandemie seien die Kosten regelrecht explodiert, sagt der auf Insolvenzen und Sanierungsverfahren spezialisierte Anwalt Gunther Neef. Der Hofer Anwalt unterstützt die AWO-Leitung als Generalbevollmächtigter bei dem Sanierungsverfahren.
Außerdem habe die Auslastung der Küche trotz großer Bemühungen nicht die Erwartungen erfüllt, teilt der AWO-Kreisverband Hof Stadt und Land mit. Der Verband erklärt, dass von dem Insolvenzverfahren ausschließlich die AWO im Stadtgebiet Hof sowie die Ortsvereine im Landkreis betroffen seien. Andere AWO-Organisationen seien nicht betroffen.
Pflegeheime, Kinderhort und Pflegedient arbeiten wirtschaftlich
Die AWO betreibt neben der Großküche zwei Pflegeheime in Hof, Einrichtungen für Betreutes Wohnen in Hof und Lichtenberg, eine Einrichtung für Tagespflege in Lichtenberg, einen ambulanten Pflegedienst sowie einen Kinderhort. Insgesamt macht der als Verein tätige Wohlfahrtsverband einen Jahresumsatz von 18 Millionen Euro. Von der Großküche abgesehen seien alle Einheiten des AWO-Kreisverbands wirtschaftlich intakt, sagte Neef. Es gebe einzelne Geschäftsbereiche, die durch den Kreisverbands wirtschaftlich zusammenhingen. Die Großküche sei wie der kleine Finge einer Hand, der blutet, erklärt Neef. Nun müsse man schauen, ob man den Finger verarztet oder amputiert.
Eine ideale Lösung wäre nun, wenn sich für die Großküche ein Betreiber finden ließe und dieser sie wirtschaftlich betreiben könne, sagte die Vorsitzende des AWO-Kreisverbands, Marion Ühla-Mayer. "Die Einrichtungen aus dem pflegerischen Bereich, haben nichts damit zu tun, dass die Küche nicht wirtschaftlich genug ist", so die ehrenamtlich tätige Kreisvorsitzende des Vereins.
Operatives Geschäft läuft weiter
Noch sei die AWO nicht zahlungsunfähig, erklärte Neef. Da diese aber dem Kreisverband in Zukunft drohe, habe er rechtzeitig gehandelt. "Je früher man handelt, desto eher lasse sich eine Lösung finden", so Neef. Das operative Geschäft laufe weiter, versichert auch die AWO-Kreisverbandsvorsitzende Ühla-Mayer. Dennoch sei die Nachricht von dem eingeleiteten Verfahren "nicht schön" für alle Beschäftigten.
Insgesamt arbeiten für den AWO-Kreisverband 317 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, knapp 40 davon in der Großküche. Ühla-Mayer betont, dass das operative Geschäft uneingeschränkt weiterläuft. "Die betreuten Menschen – ob jung oder alt – müssen sich keine Sorgen machen", sagt die ehrenamtlich tätige Kreisvorsitzende. Da gebe es keinerlei Einschnitte.
Mitarbeiter bekommen Insolvenzgeld
Sowohl Neef als auch Ühla-Mayer betonten, dass das Einkommen der Beschäftigten gesichert sei. Für die Monate August, September und Oktober würden sie nun Insolvenzgeld erhalten, das von der Agentur für Arbeit gezahlt wird. Das beinhalte auch die Sozialversicherungsbeiträge. Wenn die Insolvenz im November eröffnet wird, werde die AWO wieder die Gehälter zahlen, sagte Neef. Er setzt darauf, dass die Mitarbeiter und AWO-Führung zusammenhalten. "Die AWO wird nach dem Verfahren finanziell und strukturell besser denn je dastehen", so Neef. Er appellierte an die Beschäftigten, nicht in Panik zu geraten und ruhig zu bleiben. Man werde zusammen an einer Lösung arbeiten.
Im Video: AWO Hof meldet Insolvenz an
AWO Kreisverband Hof meldet Insolvenz an. Das Amtsgericht Hof hat zugestimmt. Die AWO Hof hat sich bei einem Großprojekt übernommen.
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