Ein Friseur schneidet einem Kunden die Haare.
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Hermann Schraufstetter kümmert sich noch jeden Tag um seine Kunden.
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Mit Schere, Kamm und Leidenschaft: Friseurmeister mit 93

Mit Schere, Kamm und Leidenschaft: Friseurmeister mit 93

Rente mit 67, mit 70 oder gar 80? Da lächelt ein Friseurmeister aus Straßkirchen nur ein wenig. Hermann Schraufstetter feiert noch in diesem Jahr seinen 94. Geburtstag. Trotzdem ist er jeden Tag im Laden und schneidet seinen Kunden die Haare.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

"Wieder wie wir’s hatten, ein leichter Scheitel, Ludwig?" Es ist eine Frage, wie sie Hermann Schraufstetter senior so schon unzählige Male gestellt hat – während er seinem Kunden routiniert den Friseurumhang umlegt. Man kennt sich.

Senior mit eiserner Disziplin

93 Jahre alt ist Hermann Schraufstetter - und immer noch in seinem Beruf aktiv. Zu ihm nach Straßkirchen im Landkreis Straubing-Bogen kommen viele Stammkunden. Sie vertrauen dem Senior an der Schere, der sich nie zur Ruhe gesetzt hat: "Wenn ich da Murks machen würde, würde ich aufhören", betont er selbst. Im weißen Friseurmantel, Kamm in der linken, Schere in der rechten Hand widmet er sich dem Kopf seines Kunden.

Haare schneiden sei keine schwere Arbeit, sagt er, das Stehen mache ihm nichts aus. Der Niederbayer hat sich zeitlebens mit Sport fit gehalten. Skifahren, Laufen – und noch immer fährt Hermann Schraufstetter jeden Morgen mit dem Radl zum Geschäft: "Ich stehe um 6 Uhr auf, dann geht’s zum Bäcker und im Geschäft wird mit der Familie gefrühstückt. Dann geht der Tag los, Feierabend ist um 16 Uhr", erklärt der "Opa". So nennen ihn hier im Salon eigentlich alle.

Drei Generationen im Geschäft

Inzwischen führt den Familienbetrieb Hermann Schraufstetters Enkeltochter Sophia Schraufstetter-Grucho. Sie ist stolz auf ihren Großvater, der, wie sie sagt, nicht jede neue Entwicklung im Beauty-Geschäft mitmacht, sich aber keineswegs verschließt: "Er setzt sich zum Beispiel schon mit unserem Online-Reservierungssystem auseinander und schaut in den Terminkalender." Überhaupt, wenn er seine Tageszeitung hat und ein paar Süßigkeiten im Regal liegen, sei alles gut, lacht Sophia.

Natürlich werden verschiedene Ansichten auch mal kontrovers diskutiert, weiß Hermann Schraufstetter junior. Gestritten wird im Familienbetrieb aber nicht. Man sei stolz auf das, was der Vater aufgebaut und man selber weiter hat entwickeln können, sagt der Friseurmeister. Auch er arbeitet im Salon. "Da hab ich jetzt schon Stress, ich kann ja nicht vor meinem Vater aufhören und in Rente gehen", lacht er. Natürlich meint er das ironisch.

Kein Gedanke an die Rente

Hermann Schraufstetter senior nimmt derweil bei seinem Kunden zum Schluss selbstverständlich auch das scharfe Rasiermesser. "Nur damit kann man Konturen ordentlich bearbeiten", betont er. Routiniert lässt er die scharfe Klinge über die Haut seines Kunden gleiten, zittern ist dabei verboten: "Ich kann ja nicht sagen, ich bin ein alter Mann und habe dich deswegen geschnitten", lacht der Friseurmeister. Nach knapp einer halben Stunde sitzt die Frisur, Kunde Ludwig Häfner ist zufrieden: "Der Hermann ist ein wirklich einmaliger Friseur, zu dem ich seit mehr als zehn Jahren komme."

Das Arbeitsleben im Salon hält Hermann Schraufstetter fit. Auch seine Frau Brigitte kommt jeden Tag und bereitet für die Familie das Mittagessen vor. An ein ruhiges Rentnerleben denken beiden nicht: "Das wäre doch langweilig", sagt Hermann Schraufstetter senior und wendet sich dem nächsten Kunden zu.

Der 93-jährige Friseur schneidet einem Kunden die Haare.
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Mit 93 Jahren ist Hermann Schraufstetter immer noch als Friseur aktiv. Zu ihm nach Straßkirchen kommen viele Stammkunden.

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