Ein Sanitäter in oranger Warnweste kniet vor dem Hinterschenkel eines Schweins auf dem Boden zwischen engen Garderobenreihen und übt die Versorgung.
Ein Sanitäter in oranger Warnweste kniet vor dem Hinterschenkel eines Schweins auf dem Boden zwischen engen Garderobenreihen und übt die Versorgung.
Bild
Bei einem Workshop zur taktischen Medizin üben Notärzte an Schweineteilen Einsätze unter schwierigen Bedingungen.
Bildrechte: BR/Quirin Schröfl
Schlagwörter
Bildrechte: BR/Quirin Schröfl
Videobeitrag

Bei einem Workshop zur taktischen Medizin üben Notärzte an Schweineteilen Einsätze unter schwierigen Bedingungen.

Videobeitrag
>

Mit Schweineteilen am Boden: Ärzte trainieren für Katastrophen

Mit Schweineteilen am Boden: Ärzte trainieren für Katastrophen

Rund 800 Rettungskräfte üben in Memmingen Notfälle – teils unter schwierigen Bedingungen und so nah realitätsnah wie möglich, etwa mit Schweinteilen. So sollen sie auch auf Einsätze im Krieg, in Krisengebieten und bei Katastrophen vorbereitet werden.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

In Notfällen sind die Arbeitsbedingungen für Mediziner selten ideal. Das gilt besonders für Einsätze in Krisen- und Kriegsgebieten oder bei Katastrophenfällen. Zur Fachtagung "Notfallgäu" in Memmingen sind rund 800 Notfallmediziner, Rettungsdienstler und Notfallpflegekräfte gekommen. Viele von ihnen üben Einsätze unter schwierigen Voraussetzungen – und so nah an der Realität wie möglich: an Schweineteilen mit echtem Blut, auf dem Boden zwischen engen Garderobenreihen.

Taktische Medizin in Katastrophenfällen

"Es ist einfach das haptische Gefühl, was ich nachher habe, dass es ein bisschen klebt an den Handschuhen, dass es eben nicht so ist, wie wenn ich das im Lehrsaal mache", erklärt Björn Schneider vom Verein Trema für taktische Medizin. Denn genau darum geht es bei der taktischen Medizin: Verwundete schnell und effektiv zu versorgen in einem Umfeld, das alles andere als ideal ist, wo etwa auch Gefahren durch Schusswaffen oder Explosionen drohen können. Laut Schneider können das neben Einsätzen in Krisen- und Kriegsgebieten auch jene bei Naturkatastrophen sein.

Vernetzung mit Spezialkräften

Wie überall in der Notfallmedizin sei dabei wichtig, dass alle Disziplinen zusammenarbeiten, sagt Tagungsleiter Rupert Grashey: von der Notfallpflege über Klinikärzte, Notärzte, Rettungsdienstpersonal, teilweise auch bis hin zu Spezialkräften der Polizei. Sie alle sollen zusammen lernen – auch, wenn etwas schiefläuft: "Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Ich glaube, wir brauchen einen Wandel zu einer positiven Fehlerkultur." Fehler mache jeder, aber das ganze Team solle aus den Fehlern Einzelner lernen.

Trotzdem: Die Workshops sollen dabei helfen, dass Fehler zumindest bei echten Einsätzen gar nicht erst passieren. "Im Ernstfall ist es immer eine Ausnahmesituation", erklärt die Teilnehmerin Heike Waigel, "aber ich glaube schon, dass regelmäßige Übungen ein bisschen von den Hemmungen nehmen." Sie macht gerade eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin.

Fliegender "Rettungswagen"

Unterstützung könnte sie bald aus der Luft bekommen: Vorgestellt wurde bei der Konferenz auch der eResCopter – eine Art elektrisch angetriebener, fliegender Rettungswagen, der hier im Allgäu in den kommenden Jahren in den Testbetrieb starten soll. Das Versprechen: Patientinnen und Patienten schneller transportieren als am Boden, und günstiger als im Helikopter. Vielleicht können in Zukunft Verwundete auch in einem Katastrophenfall so an einen sicheren Ort gebracht werden.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!