Eine Wiese voller Ziegen.
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Im Fichtelgebirge hat sich ein Wolfsrudel niedergelassen. (Symbolbild)
Bildrechte: stock.adobe.com/Alejandra G.R
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Neues Wolfsgebiet: Geben Landwirte die Tierhaltung jetzt auf?

Neues Wolfsgebiet: Geben Landwirte die Tierhaltung jetzt auf?

Im Fichtelgebirge hat sich eine Wolfsfamilie niedergelassen, Teile der Region sind deshalb zum Wolfsgebiet erklärt worden. Der Bayerische Bauernverband befürchtet nun, dass manche Nutztierhalter ihren Betrieb aufgeben – und appelliert an die Politik.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

"Wenn der Wolf einmal weiß, dass er ein Kalb aus dem Iglu (mobiler Stall für Kälber, Anm. d. R.) holen kann, dann ist das ja einfacher als wenn er irgendetwas jagen muss." Mit diesem Satz hat Thomas Lippert die aktuellen Sorgen von Nutztierhaltern im Fichtelgebirge wohl auf den Punkt gebracht. Auch wenn der Geschäftsführer der Kreisgruppe Wunsiedel vom Bayerischen Bauernverband (BBV) am Donnerstag im BR24-Interview anfügt: "Alles Spekulationen."

Ohnmacht und Unsicherheit bei Nutztierhaltern im Fichtelgebirge

Nach der Sichtung von vier Wolfswelpen hatte das Landesamt für Umwelt (LfU) kürzlich Teile des Fichtelgebirges als neues Wolfsgebiet erklärt. Landwirte haben nun Angst, dass der Wolf ihre Tiere reißt. Die Stimmung bei den Nutztierhaltern vor Ort sei deshalb gerade geprägt von Ohnmacht und Unsicherheit, sagt Lippert.

Er befürchtet, dass viele Betriebe ihre Tierhaltung aufgeben könnten. "Die, die schon einmal einen Wolfsriss hatten, sagen: 'Ich will das nicht mehr sehen, wie diese Tiere nach dem Riss aussehen.' Und geben deswegen die Tierhaltung auf", sagt Lippert. "Und andere befürchten, dass es dazu kommt."

"Es gibt keinen Wolf sicheren Zaun – nur einen Wolf abweisenden"

Aufgrund der Nachfrage nach regionalem Fleisch hätten sich in den vergangenen Jahren Landwirte im Fichtelgebirge eine Weidetierhaltung aufgebaut. "Das wird sich jetzt wieder ein wenig zurückentwickeln", so der Geschäftsführer vom BBV-Wunsiedel. Denn: "Es gibt ja keinen Wolf sicheren Zaun – es gibt nur einen Wolf abweisenden." Der würde den Wolf zwar vielleicht abschrecken, aber nicht aufhalten.

Für Lippert ist der Zaun im Kampf gegen den Wolf ohnehin nur die zweitbeste Lösung. Der bessere Weg wäre seiner Meinung nach eine Einhausung oder ein Gebäude auf der Weide, wo man die Tiere nachts unterbringen könne. Diese Alternative werde laut Lippert aber – im Gegensatz zu einem Zaun oder einem Herdenschutzhund – nicht gefördert. "Da fehlt noch eine gewisse Offenheit von der Förderungspolitik", kritisiert Lippert.

Schadensausgleich bei Wolfsangriff nur unter Auflagen

Wie viele Nutzhierhalter und Landwirte von der Neueinstufung für das Fichtelgebirge als Wolfsgebiet betroffen sind, könne man nicht sagen. Fakt ist: In dem definierten Gebiet zwischen Marktredwitz, Münchberg und Bayreuth – auf der LfU-Website gibt es eine Karte der bayerischen Wolfsgebiete (externer Link) – gelten demnächst neue Regeln: Nur wer als Landwirt über einen Herdenschutz, zum Beispiel mit einer Wolf abweisenden Umzäunung verfügt, hat nach einem Wolfsangriff auf die Nutztiere Anspruch auf einen Schadensausgleich.

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