Neun Jahre seien seit dem Anschlag am Olympiaeinkaufszentrum vergangenen, doch der Schmerz der Angehörigen sei noch immer da und werde für immer bleiben, stellte Münchens zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) zu Beginn der Gedenkfeier fest. Krause sprach in Vertretung des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD), der krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste.
Während der rund dreistündigen Gedenkfeier wurden immer wieder die Namen der Opfer genannt: Armela, Can, Dijamant, Guiliano, Hüseyin, Roberto, Sabine, Selçuk und Sevda.
Gisela Kollmann: "Die Leere ist unbeschreiblich"
Die Angehörigen der Todesopfer sprachen teilweise unter Tränen oder mussten ihren Redebeitrag stellvertretend sprechen lassen, da sie selbst nicht in der Lage dazu waren. Wie tief der Schmerz über den Verlust sitzt, machte unter anderem Gisela Kollmann deutlich, die beim OEZ-Anschlag ihren 19 Jahre alten Enkel Guiliano verlor. Worte reichten nicht aus, um zu beschreiben, was in mir vorgeht, sagte Kollmann. Die Leere, die der Tod ihres Enkels hinterlassen habe, sie sei unbeschreiblich, so Kollmann.
Zudem zeigte sich bei der Gedenkfeier die tiefe Enttäuschung und auch die Wut der Angehörigen, dass die Ermittlungsbehörden rund drei Jahre brauchten, um offiziell festzustellen, dass es sich bei der Tat um rechten Terror gehandelt hat. Über Jahre fühlten sich die Angehörigen von den Behörden allein gelassen und, aufgrund ihres Migrationshintergrunds, als Münchner zweiter Wahl wahrgenommen.
Kritik an Stadt München wegen immer noch nicht umgesetzter Gedenkgräber
Auch äußerten manche Angehörigen Unverständnis darüber, wie lange es dauere, bis die Gräber der in München beerdigten drei Todesopfer in offizielle Gedenkgräber der Stadt umgewandelt würden. Dies sei den Angehörigen vor drei Jahren versprochen, so Gisela Kollmann, bis heute habe man davon aber nichts gesehen. "Ich bin alt und krank und möchte das in trockenen Tüchern wissen", sagte die 74-Jährige.
Münchens Bürgermeister Dominik Krause ging während seiner Rede auf dieses Thema ein und bat um Verständnis. Es sei nicht so einfach, Gedenkgräber würdevoll umzusetzen.
Erst vor kurzem hatte der Münchner Stadtrat beschlossen, eine neue Grabform in München einzuführen. So sollen die Gräber der Getöteten in Gedenkgräber umgewandelt werden. Diese Gräber sollen dann in den Übersichtsplänen der Friedhöfe speziell gekennzeichnet werden. Die Grabpflege soll zudem auf Wunsch von der Stadt München übernommen werden. An den Gräbern selbst sollen zudem Gedenktafeln an die Opfer des OEZ-Anschlags erinnern.
Neuer Gedenkraum in Moosach – auf Wunsch der Angehörigen
An die Opfer des rassistischen Attentats erinnert seit 2017 das Denkmal "Für Euch" an der Hanauer Straße 77. Im April wurde zudem auf Wunsch der Angehörigen ein Gedenkraum im Münchner Stadtteil Moosach eröffnet. Dieser löst den bisherigen Gedenkraum im Münchner Rathaus ab. Außerdem soll im nächsten Jahr im Münchner Rathaus eine Gedenkplakette an die Opfer des OEZ-Anschlags erinnern.
OEZ-Anschlag löste Massenpanik in München aus
Am 22. Juli 2016 erschoss ein 18-jähriger iranisch-stämmiger Rechtsextremer in der McDonalds-Filiale an der Hanauer Straße, sowie vor damaligen Saturnfiliale und danach im Olympia-Einkaufszentrum acht junge Menschen und eine Mutter. Im weiteren Verlauf löste der Anschlag eine Massenpanik in München aus.
Drei von der Stadt München beauftragte Gutachter kamen 2017 unabhängig voneinander zu dem Schluss, dass es sich bei der Tat um rechten Terror gehandelt hat. Dieser Auffassung folgten die bayerischen Ermittler erst im Jahr 2019, rund drei Jahre nach der Tat.
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