Hannes Rucker aus Fürth hat einen IQ von über 130 und zählt damit zu den zwei Prozent Menschen, die hochbegabt sind. Der Neunjährige hat in der Schule viele Klassen übersprungen und geht jetzt in die 10. Klasse – zusammen mit 15- und 16-Jährigen. Seine größte Leidenschaft ist der Sport, vor allem das Eiskunstlaufen.
Training im bayerischen Eiskunstlauf-Kader
Sechsmal pro Woche trainiert Hannes in der Nürnberger Arena – er ist im bayerischen Eiskunstlauf-Nachwuchskader. Seit Hannes drei Jahre alt ist, steht er auf Schlittschuhen. Im Kindergarten war er nicht, denn der hätte ihn total unterfordert. Das Training ist für Hannes keine Belastung, sagt er, sondern Vergnügen: "Ich empfinde so ein Gefühl von Freiheit, wenn man übers Eis schwebt, das ist ein unvergleichliches Gefühl." Jeden Tag nach der Schule steht er zweieinhalb bis drei Stunden auf dem Eis.
Mit neun Jahren in der 10. Klasse
Dabei ist die Schule inzwischen auch fordernd – Hannes bereitet sich gerade auf den mittleren Schulabschluss vor, mit gerade mal neun Jahren. Er hat zahlreiche Klassen übersprungen, war nur ein Jahr in der Grundschule und kam dann auf die Montessori-Schule in Büchenbach bei Roth. Denn seine Eltern wollten nicht, dass er in eine spezielle Hochbegabten-Klasse geht, wie es sie an einigen Gymnasien gibt, sagt seine Mutter Lisa Rucker: "Für uns war wichtig, dass Hannes sich nicht nur in so einer Hochbegabten-Blase bewegt, sondern auch mit den 98 Prozent normalen Kindern zurechtkommt."
Im Video: Multitalent Hannes: Wie lebt es sich als Hochbegabter?
BR24 vor Ort: Wie lebt es sich als Hochbegabter?
Riesiger Aufwand für die Eltern
Für die Eltern bedeutet das einen riesigen Aufwand: Jeden Morgen fahren sie Hannes 40 Kilometer von Fürth nach Büchenbach zur Schule und holen ihn mittags wieder ab. Danach geht es direkt in die Eishalle, von dort oft noch weiter zum Taekwondo-Training. Zusätzlich stehen Geigen- und Klavierunterricht auf dem Plan, oder Hannes besucht Online-Kurse in Robotik oder Schach.
Ihre Aufgabe als Eltern sei es, genug "Hirnfutter" für den Hochbegabten zu liefern, erzählt Vater Stefan Bergner. Und das alles kostet auch eine Menge Geld, die die Eltern aus eigener Tasche bezahlen müssen. Das sei schade, so Mutter Lisa, "weil es auch hochbegabte Kinder gibt, wo die Eltern vielleicht kein oder wenig Geld haben, und denen sind einfach dann viele Möglichkeiten verbaut."
Hochbegabung bringt nicht nur Vorteile
Hannes wurde schon früh von der Psychologin Anke Liehmann-Walther, die sich auf Hochbegabten-Diagnostik spezialisiert hat, getestet. Sie stellte einen IQ von über 130 bei ihm fest. Dass Hannes Eltern die Begabung so früh erkannten, sei sein Glück, erklärt Liehmann-Walther.
Oft würden Hochbegabte erst in der Schule auffallen, weil sie wegen Unterforderung den Unterricht stören. Auch soziale Probleme seien häufig, so die Psychologin: "Mit Hochbegabten ist die Erziehung eine nochmal viel größere Herausforderung, weil ja die Kinder immer mehr wissen wollen und mehr machen wollen und sich oft auch Probleme herausbilden, weil die anderen Kinder irgendwie nicht das machen wollen, was ich machen möchte." Deshalb sei es wichtig, auf die speziellen Bedürfnisse der hochbegabten Kinder einzugehen.
Hannes hat große Ziele
Für Hannes ist das bisher kein Problem – er spielt auch gerne mit Gleichaltrigen, wenn in seinem vollen Alltag dafür einmal Zeit bleibt. Sport aber ist ihm wichtiger, denn Hannes hat große Ziele im Eiskunstlauf: "Der größte Traum eines jeden Sportlers ist natürlich, wie in jedem anderen Sport auch: Olympia. Aber ich will jetzt zuallererst bayerischer Meister oder bayerischer Vizemeister werden." Das Zeug dazu, seine Ziele zu erreichen, hat der Neunjährige auf jeden Fall.
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