Ein lauter Knall mitten in der Nacht, dann Feuer und viel Rauch in Neustadt an der Donau. Die Explosion in der Raffinerie von Bayernoil liegt ziemlich genau ein halbes Jahr zurück. Hunderte Einsatzkräfte gaben über viele Stunden ihr Bestes, um das Feuer zu bändigen. Dass dabei nicht alles glattlief, stellte sich erst später heraus, als Laborwerte zeigten: Es wurde das Umweltgift PFAS eingesetzt – ein Versehen?
Die zuständige Werksfeuerwehr von Bayernoil hat im ersten Moment keine Erklärung. Man habe selbst keine PFAS-haltigen Löschmittel eingesetzt, schreibt eine Sprecherin dem BR. "Wir waren überrascht, als im Löschwasser PFAS gefunden wurde."
Vieles sickerte in den Boden
Das zuständige Wasserwirtschaftsamt Landshut untersuchte die betroffenen Gebiete und kommt zu der Schätzung: Etwa 15 Millionen Liter Löschwasser wurden verunreinigt. Ein Teil davon konnte demnach im Boden versickern, deshalb wurde auch Grundwasser verunreinigt. Das weitere Löschwasser konnte aufgefangen und über eine Aktivkohleanlage noch am Raffineriegelände gereinigt werden.
Doch wie kam es dazu? Der Vorfall deutet auf ein Versehen hin. Das Landratsamt Kelheim räumte gegenüber dem BR ein, dass ein Tanklöschfahrzeug einer Freiwilligen Feuerwehr noch PFAS-haltiges Schaummittel im Tank hatte. Das kam bei dem Großbrand zum Einsatz. Mittlerweile seien alle Restbestände aber entsorgt.
15 Millionen Liter – wie geht das?
Weil Schaummittel nur in kleinen Mengen, teils mit unter einem Prozent Zumischrate, dem Löschwasser beigegeben wird, reichen ein paar hundert Liter Schaummittel für eine sehr große Menge Löschwasser. Das wiederum vermischt sich nach Ausbringen mit "unbelastetem" Wasser. Bei über 14 Stunden Löscharbeiten, wie in dem Fall, kommt aber viel zusammen.
"Diese Situation wird sich bei künftigen Einsätzen nicht wiederholen", versichert das Landratsamt Kelheim daraufhin. Bei den Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Kelheim sei jetzt kein PFAS-haltiges Schaummittel mehr vorhanden – auch wenn die Verwendung von solchem Löschschaum bis April 2026 im Ausnahmefall noch erlaubt wäre, so die Behörde.
Wie geht es weiter?
Wie groß die Auswirkungen auf das Grundwasser genau sind, lässt sich laut dem Wasserwirtschaftsamt nicht genau sagen. "Es konnte nicht verhindert werden, dass Oberboden im Bereich der Löschmaßnahmen großflächig mit Schadstoffen belastet wurde", schreibt die Behörde. Es werde weiter geprüft, welche Maßnahmen sinnvoll sind, um die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten.
Die nahegelegene Donau, in die Kläranlagenabläufe von der Raffinerie laufen, ist wohl nicht betroffen. Laut der Wasserschutzbehörde kam es zu keiner Umweltbelastung, weil die Schieber in Richtung Donau nach dem Brand sofort geschlossen wurden.
Das Problem von PFAS
Die Umweltgifte PFAS sind auch bekannt als "Ewigkeits-Chemikalien", gelten als potenziell krebserregend und bauen sich in der Umwelt so gut wie nicht ab. Jahrzehntelang haben vor allem die Bundeswehr und Werksfeuerwehren Löschschaum mit PFAS-Chemikalien eingesetzt, die dann in Böden und Grundwasser gelangt sind. Viele Militärflugplätze, Kasernen und Raffinerien in Bayern sind deshalb von den Umweltgiften PFAS belastet.
Auslöser der Explosion: Stickstoffspülung
Am 17. Januar explodierte ein Behälter während einer Stickstoffspülung in der Bayernoil-Raffinerie in Neustadt an der Donau. Es kam daraufhin zu einem Großbrand auf dem Gelände. Vier Menschen wurden verletzt. Wegen des starken Rauchs gab es eine Gefahrenmeldung. Hunderte Feuerwehrkräfte waren im Einsatz.
Die Bayernoil-Raffinerie in Neustadt an der Donau erstreckt sich auf einem etwa 300 Hektar großen Gelände südwestlich der niederbayerischen Stadt. Seit 1964 läuft dort die Produktion von Propan und Butan, Raffineriegas, allen Benzinsorten, Diesel, leichtem und schwerem Heizöl. Versorgt wird die Raffinerie über die Transalpine Pipeline (TAL) mit Rohöl aus Triest in Italien.
Im Video: Der Großbrand in der Raffinerie (Januar 2025)
Ein lauter Knall, Feuer und viel Rauch in Neustadt an der Donau Anfang Januar 2025.
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