In Rosi Bauers "Himmels-Werkstatt" warten kaputte Christkindl darauf, restauriert zu werden - um dann im Museum groß rauszukommen.
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In Rosi Bauers "Himmels-Werkstatt" warten kaputte Christkindl darauf, restauriert zu werden - um dann im Museum groß rauszukommen.
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In Rosi Bauers "Himmels-Werkstatt" warten kaputte Christkindl darauf, restauriert zu werden - um dann im Museum groß rauszukommen.

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Ohne Herberge: 300 Christkindln droht die Obdachlosigkeit

Ohne Herberge: 300 Christkindln droht die Obdachlosigkeit

Im Landkreis Traunstein befindet sich Deutschlands einziges Christkindl-Museum. Seit 14 Jahren betreibt eine Siegsdorferin es ehrenamtlich in einem Nebengebäude des Mammut-Museums. Doch nun will die Gemeinde den Vertrag nicht mehr verlängern.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die Weihnachtsgeschichte ist eine Geschichte der Obdachlosigkeit: Maria und Josef machen sich von Nazareth aus auf den Weg nach Bethlehem (zumindest in der Überlieferung nach Lukas), finden dort aber keine Herberge. Maria muss das Jesuskind im Stall gebären, wickelt es und legt es in eine Krippe.

Siegsdorf, im Landkreis Traunstein, ist nicht Bethlehem. Aber auch hier drohen bald ein paar Hundert Christkindl obdachlos zu werden. Die Gemeinde will den Mietvertrag des einzigen deutschen Christkindl-Museums nicht verlängern. Der Grund: Das benachbarte Mammut-Museum, ein Besucher-Magnet, soll erweitert werden und das Gebäude, das die Sammlung beherbergt, abgerissen werden.

Rosi Bauer restauriert die Christkindl in mühevoller Handarbeit

Die Frau hinter der Sammlung ist Rosi Bauer. Bei sich zu Hause, in den drei vollgestopften Zimmern ihrer "Himmelswerkstatt", lagert und restauriert sie hunderte Christkindl und Krippenfiguren.

In einer Kiste auf einem Schreibtisch liegen Dutzende ramponierte Jesus-Kindlein. Allen fehlt ein Kopf, ein Arm, ein Auge oder ein Bein. Hinter Bauer liegen nochmal drei Kartons mit kleinen Armen, Beinen und Köpfen aus Wachs – das Ersatzteillager. Bauer nimmt sich ein Kindlein ohne Arm vor. Mit einer Art elektrischen Schreibfeder wärmt sie das Wachs an und formt die Gliedmaßen liebevoll, bis sie genau zum Körper passen. "Das ist eine ziemlich aufwändige Sache", sagt sie.

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Rosi Bauer in ihrer "Himmelswerkstatt".

50 Jahre Arbeit stecken in der Sammlung

Über fünf Jahrzehnte hat Bauer hunderte Christkindl und Krippenfiguren gesammelt und viele von ihnen aufwändig restauriert. Das nötige Handwerkszeug dafür hat sie sich selbst beigebracht. Heute beherrscht sie die verschiedensten Techniken – von Wachsguss über dekorative Draht-Arbeiten bis hin zu speziellen Stickereien.

Von Bauers Zuhause sind es nur drei Autominuten bis zum Mammut-Museum. Im Alten Feilhaus, einem Nebengebäude, ist die Christkindl-Sammlung untergebracht. Man muss erst zwei enge Treppen heraufsteigen – nicht ideal für die überwiegend älteren Besucher. Doch dann tritt man ein in eine eigene Welt: fünf Zimmer, bis oben hin vollgestellt mit Krippen und Christkindln.

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Arme, Beine und Köpfe aus Wachs - das Ersatzteillager für die Christkindln.

Es braucht nicht nur Räume - sondern auch das Fachwissen

14 Jahre lang hat Rosi Bauer die Ausstellung hier verwaltet. "Und ich hab gedacht, das wär was für die Ewigkeit", sagt sie. Obwohl sie immer wusste, dass sie herausmuss, wenn das Feilhaus einmal abgerissen wird. Vielleicht wollte sie es auch nicht so ganz wahrhaben, dass das wirklich passieren könnte.

Wie es ab Januar mit der Sammlung weitergeht, ist alles andere als klar. Es gebe zwar einen Interessenten aus Österreich, sagt Bauer – aber lieber wäre es ihr, die Figuren würden in Bayern bleiben. Könnte die Gemeinde helfen, neue Räume zu finden? Im Prinzip schon, sagt Bürgermeister Thomas Kamm (Unabhängige Wähler), doch die Räume allein lösten das Problem ja noch nicht. Es brauche auch jemanden, der die Kindlein instand halten und die Ausstellung herrichten und betreuen kann. "Die Bauer Rosi hat sich da mehr oder weniger autodidaktisch fortgebildet und das können wir nicht leisten", sagt Kamm.

Rosi Bauer hat auch dieses Jahr einen Krippenweg gestaltet

Zum Abschluss führt Bauer uns noch den diesjährigen Siegsdorfer Krippenweg entlang. 16 Geschäfte im Siegsdorfer Ortskern haben Krippen aus ihrer Sammlung ins Schaufenster gestellt.

Vor einer Berchtesgadener Krippe bleibt sie stehen und betrachtet die kleinen Weihnachtsschützen. Ihr Wunsch sei es, dass die vielen Objekte auch weiterhin möglichst vielen Menschen zugänglich sind, sagt Rosi Bauer. Und dass die Kindlein in Bayern bleiben können. "Da hoffe ich halt immer noch auf ein Weihnachtswunder", sagt sie dann. Und lächelt ein bisschen verschmitzt.

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