Die Stadt München will sich als Austragungsstadt für die Olympischen Spiele bewerben. Die Sommerspiele von 1972, aber auch zuletzt die European Championships 2022 haben gezeigt, dass die bayerische Landeshauptstadt Großereignisse kann. Und auch die olympische Euphorie von Paris ist längst auf Deutschland übergeschwappt.
Doch es gibt auch Gegenwind. Das Bündnis "NOlympia München" etwa - bestehend aus Parteien (Die Linke und ÖDP), Bürgerinitiativen sowie Umwelt- und Verkehrsverbänden - wendet sich gegen eine Bewerbung der Stadt. Es fürchtet unter anderem ein finanzielles Risiko, einen hohen Flächenverbrauch und explodierende Lebenshaltungskosten. "Wir nehmen ihre Kritik sehr ernst", sagt Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landessportverbands (BLSV) im Interview mit BR24Sport. Doch Ammon ist überzeugt: Die Spiele würden einen Aufschwung für München, den Sport, aber auch für Kunst und Kultur mit sich bringen.
Jörg Ammon: "Brauchen mehr Sport und Bewegung"
"Wenn wir die Spiele von 1972 von München oder verschiedenste andere Spiele, die seither stattgefunden haben, ansehen, dann sehen wir gerade in München, wie ökologisch wertvoll das Ganze war", erklärt Ammon. Bis heute würde die Stadt von den damaligen Olympischen Spielen profitieren.
"Das Olympiagelände wird nach wie vor nicht nur für den Sport genutzt, sondern auch für Kunst und Kultur", so Ammon, der sich von einer Olympia-Austragung auch einen Boom in den Sportvereinen erwartet: "Das ist unsere Erwartungshaltung, dass es eine breite Bewegung ist: Wir brauchen mehr Sport und Bewegung im Lebensalltag der Kinder und der Jugendlichen, aber auch der Bevölkerung insgesamt."
Befürworter glauben an "nachhaltigste Spiele"
Neben Ammon rühren auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) die Olympia-Werbetrommel. Ein großer Pluspunkt an München sei, so die Befürworter, dass München bereits bestehende Sportstätten nutzen könnte: das Olympia-Stadion, die Reitanlage in München-Riem, der Eiskanal in Augsburg, die Regattastrecke in Oberschleißheim.
Man wolle die historischen Sportbauten in Szene setzen, Reiter verspricht gar die "nachhaltigsten Olympischen Spielen", die es je gegeben habe. Kern des Bewerbungs-Konzepts ist ein "One Village Modell": Rund 90 Prozent der Sportstätten sollen in einem Radius von 30 Kilometern um den Olympiapark liegen. Die Augsburger Kanutin Elena Lilik, Silbermedaillengewinnerin im Einer-Kajak (Paris 2024), sieht darin einen "unglaublichen Mehrwert für die ganze Bevölkerung, weil die bestehenden Sportstätten saniert werden würden."
Josia Topf: "Olympia wäre ein Gamechanger für Parasport"
Eine erfolgreiche Bewerbung würde auch automatisch die ersten Paralympischen Spiele in Deutschland mit sich bringen. Der Erlanger Schwimmer Josia Topf, der bei den Paralympischen Spielen in Paris einen ganzen Medaillensatz abgeräumt hatte, ist überzeugt, dass man die Barrierefreiheit in München vorantreiben könnte: "Davon könnten wir nachhaltig profitieren und mit den inklusiven Sportstätten könnten wir in den nächsten Jahren noch mehr Paraathleten fördern und fordern - das wäre ein Gamechanger", sagt er im Interview mit BR24Sport.
Auch Jörg Ammon erhofft sich von zukünftigen Spielen in München einen "Schub" in Sachen Inklusion: "Die Paralympischen Spiele in Paris haben es gezeigt, das würde uns auch hier guttun, um für Menschen mit Behinderung deutlich bessere Rahmenbedingungen zu schaffen", erklärt Ammon.
Neureuther, Eitberger und Dauser glauben an die Kraft von Olympia
Nicht zuletzt sollen die Spiele als Inspiration und Ansporn für Kinder dienen und sie für Sport und Bewegung begeistern: "Ich würde es den Kindern so sehr wünschen, in den Stadien und auf dem Spielfeld ihre Idole, ihre Helden anzufeuern und das selbst mitzuerleben und in ein paar Jahren vielleicht auch selbst dabei sein zu können", sagt etwa die Rennrodlerin Dajana Eitberger, die 2018 in Pyeongchang Silber holte.
Auch Felix Neureuther ist sich sicher: "Olympia würde uns in München extrem gut stehen". Im Mai sagte der ehemalige Skirennläufer und heutige ARD-Experte bei "Blickpunkt Sport", er sehe das Potenzial, dass Spiele eine "riesengroße Kraft" mit sich bringen und etwas schaffen, "das nur der Sport schaffen kann." Der oberbayerische Turner Lukas Dauser glaubt gar an ein Sommermärchen: "Der Sport transportiert einfach so viele Emotionen und ich glaube, das ist ansteckend für die Zuschauer"