DRK-Sanitäter im Notfalleinsatz.
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DRK-Sanitäter im Notfalleinsatz. (Symbolbild)
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Notfallpatientin in Österreich stirbt: Wie ist Bayern gerüstet?

Notfallpatientin in Österreich stirbt: Wie ist Bayern gerüstet?

Weil es keine Kapazitäten für eine Operation gab, ist in Österreich eine Frau mit einem Einriss der Aorta gestorben. Auch das Passauer Krankenhaus musste die Patientin ablehnen. Ein tragischer Fall, der sich auch in Bayern abspielen könnte?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

Eigentlich wäre eine akute kardiologische Behandlung notwendig gewesen – spätabends. Doch das Krankenhaus Rohrbach in Österreich, in dem eine Patientin Mitte Oktober Hilfe sucht, hat nicht die nötige Expertise. Drei nahegelegene österreichische Krankenhäuser lehnen die 54-jährige Patientin ab: keine Kapazitäten. Da sich Rohrbach nahe der niederbayerischen und tschechischen Grenze befindet, wird auch die gut eine Stunde entfernte Herzchirurgie in Passau kontaktiert. Doch auch von dort gibt es eine Absage, das Team der Herzchirurgie ist bereits mit einem sehr komplexen Eingriff befasst.

Als schließlich Salzburg Kapazitäten meldet, ist die Patientin nicht mehr transportfähig. Sie verstirbt kurze Zeit später. Während in Österreich eine Debatte um das Notfallsystem entbrennt, fragen sich auch hierzulande viele: Hätte das auch bei uns passieren können?

Enge Abstimmung soll Ähnliches in Deutschland verhindern

"Das ist eigentlich genau das, was wir durch eine ganz enge Abstimmung zwischen den Rettungsdiensten und den Krankenhäusern in Deutschland immer wieder verhindern wollen", meint Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG). Zwar habe man auch in Bayern Engpässe im Rettungsdienst und der Verfügbarkeit der Krankenhäuser. "Wir haben aber gelernt, mit diesen Engpässen so umzugehen, dass es zu keinen lebensbedrohlichen Situationen für die Patientinnen und Patienten kommt, weil vielleicht ein Krankenhaus mal keine freien Kapazitäten hat", meint der Krankenhausexperte. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es freilich nie.

Akutanfahrten und digitale Echtzeitsysteme zur Auslastung

Doch generell funktioniere die Abstimmung zwischen Rettungsdienst und Krankenhäusern sowie die Vernetzung der Krankenhäuser in Bayern gut, so Engehausen. Er führt das auch auf ein digitales System zurück, das es den Rettungsstellen ermöglicht, in Echtzeit die Auslastung von Krankenhäusern zu erfassen. Mit detaillierten Gründen für ihre Abmeldung vom Notfallsystem.

Dazu käme in Bayern auch die Möglichkeit einer sogenannten "Akutanfahrt" an Krankenhäuser. Das heißt: Rettungsdienste können Krankenhäuser auch dann anfahren, wenn diese sich eigentlich aus dem Rettungsdienst abgemeldet haben. Denn keine Behandlung zu bekommen, kann kritischer sein, als in ein Krankenhaus zu kommen, in dem die Behandlung "nicht so ganz einfach" möglich ist.

Patientenvertreterin: Lokale Unterversorgung

Carola Sraier von der Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen in Bayern nennt den Fall in Österreich "tragisch". Selbst wenn gute Notfallstrukturen vorhanden seien, die Qualifikation der Rettung vor Ort passe und qualifizierte Zentren erreichbar seien, könne es zu einem schicksalhaften Verlauf mit Todesfolge kommen, meint sie.

Sie möchte nicht ausschließen, dass ein ähnlicher Fall in Bayern passieren könnte. Krankenhäuser mussten sich neu aufstellen, einzelne Abteilungen oder ganz schließen. Daher komme es lokal zu Unterversorgung. Eine Reform sowohl der Krankenhäuser als auch des Notfallsystems ist der Patientenvertreterin zufolge dringend notwendig.

Ministerium: Grundsätzlich ausreichende Kapazitäten vorhanden

Das Bayerische Gesundheitsministerium erklärt auf Anfrage von BR24: Grundsätzlich seien in allen Landesteilen ausreichende Kapazitäten auch für die stationäre Notfallversorgung vorhanden. Gleichwohl könnten im Einzelfall Engpässe nicht gänzlich ausgeschlossen werden, die gegebenenfalls das Aufsuchen einer etwas weiter entfernten Klinik erforderlich machten.

Wie insbesondere die Corona-Pandemie gezeigt habe, seien solche Engpässe jedoch in aller Regel nicht auf einen Mangel an räumlich-technischen Kapazitäten zurückzuführen, sondern auf den in allen Bereichen des Gesundheitswesens zunehmend spürbaren Personalmangel.

25 integrierte Leitstellen für Bayerns Notfall-Kapazitäten

Grundsätzlich ist jedes Krankenhaus im Rahmen seiner Kapazitäten und seiner Leistungsfähigkeit verpflichtet, Notfallpatienten aufzunehmen und dringend benötigte Hilfe zu leisten. Aber, so das Gesundheitsministerium wörtlich: "Ihre Grenzen findet diese Pflicht an dem tatsächlich Leistbaren." Insgesamt 25 integrierte Leitstellen in ganz Bayern sind dabei dafür verantwortlich, die Kapazitäten im Blick zu behalten.

Mittlerweile werden diese bayernweit über ein einheitliches System dargestellt, sodass auch Kapazitäten in benachbarten Leitstellenbereichen erkennbar seien, so das Bayerische Innenministerium. Zudem werde die rettungsdienstliche Versorgung einer laufenden Evaluierung unterzogen, um möglichen Engpasssituationen bereits frühzeitig entgegenwirken zu können.

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