Tierschützer haben verdeckt Aufnahmen in einem Mastbetrieb im Allgäu gemacht.
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Tierschützer haben verdeckt Aufnahmen in einem Mastbetrieb im Allgäu gemacht.
Bildrechte: Soko Tierschutz / Hörmann
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Tierschützer haben verdeckt Aufnahmen in einem Mastbetrieb im Allgäu gemacht.

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Problematische Zustände in Allgäuer Schweinemastbetrieb

Problematische Zustände in Allgäuer Schweinemastbetrieb

Wurden kranke Schweine nicht behandelt? Das werfen Tierschutzaktivisten einem schwäbischen Landwirt vor. Die zuständige Kontrollbehörde hat nun Strafanzeige gestellt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Ein Ferkel robbt durch den Stall. Es kann nur noch die Vorderbeine bewegen, die beiden anderen zieht es samt Hinterteil nach. Veröffentlicht hat das Video neben vielen anderen Aufnahmen der Verein "Soko Tierschutz". Entstanden ist es dem Verein zufolge zwischen Anfang Mai und Mitte Juni dieses Jahres in einem Mastbetrieb im Allgäu. Das Ferkel ist allerdings nicht das einzige Problem auf dem Hof mit rund 2.500 Tieren.

Vorwurf: Unhygienische Ställe

Die Ausscheidungen der Schweine sollten eigentlich über den Spaltenboden ablaufen, doch der ist vom Kot teilweise zugesetzt. "Sie müssen in ihren eigenen Fäkalien stehen und schlafen, viel Gülle bedeutet auch Ammoniakdämpfe und die sind Gift für die Lunge", sagt Friedrich Mülln vom Verein Soko Tierschutz. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, dass Kadaver in Gängen liegen, Schweine Eiter an den Augen oder starke Nabelbrüche haben, also Ausstülpungen am Bauch. "Es ist für das Schwein nicht nur schmerzhaft beim Liegen, andere Tiere ziehen daran, eine Wunde oder Verletzung wird so blutig und infiziert", sagt Mülln.

Kontrollgänge ohne wirkliche Kontrolle?

Laut Betriebsprotokoll fanden sowohl morgens als auch abends Kontrollgänge durch die Ställe statt. Dabei hätten den Landwirten die Probleme eigentlich auffallen müssen. Sie sollten kranke Tiere von den gesunden Tieren trennen, sie in eine Krankenbucht bringen und entsprechend von einem Veterinär behandeln lassen. Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, müssen die Schweine notfalls auch getötet werden, um sie vor langem Leiden und Schmerzen zu bewahren. Die Aktivisten sehen zudem mit Sorge, dass Kabel offenbar nicht fachgerecht im Stall verlegt worden sind. "Jedes Jahr sterben viele Tiere bei Stallbränden, jeder dritte wird durch fehlerhafte Elektrik verursacht", sagt Mülln.

Veterinäramt verhängte Bußgelder

Seit Dezember 2024 ist die Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) für den Betrieb zuständig, weil er die Schwelle von 2.000 Tieren überschritten hat. Die Behörde hat den Hof im Februar erstmals kontrolliert. Dabei waren bauliche Probleme und Mängel im Bereich des Kadaverlagers aufgefallen. "Die Betreiber hatten in der Folge die Mängel nachweislich fristgerecht behoben", teilt ein Pressesprecher der KBLV mit. In den Jahren zuvor hatte das Veterinäramt den Betrieb bereits mehrfach geprüft. "Hier wurden Mängel bei den Haltungsumständen, in Einzelfällen auch beim Umgang mit erkrankten Tieren festgestellt und seinerzeit mehrere Bußgelder verhängt", so die Pressestelle des zuständigen Landratsamts.

Betrieb schweigt zu den Vorwürfen

Der Betrieb beliefert die Region mit Energie aus Biogas, das Fleisch der Tiere landet bei einer großen schwäbischen Metzgerei. Auf eine BR-Anfrage, wie es zu den Problemen kommen konnte, antworteten die Landwirte bislang nicht. Die KBLV hat den Betrieb inzwischen ein zweites Mal kontrolliert, nachdem ihr das Videomaterial der Tierrechtsaktivisten übergeben wurde. Sie hat einen Bescheid erlassen, der die Landwirte verpflichtet, das Tierwohl zu verbessern. Das betrifft die Absonderung in Krankenbuchten, die Behandlung und Nottötung kranker und verletzter Tiere, aber auch Dokumentationspflichten. Die KBLV hat auch eine Strafanzeige gestellt, mit der sich nun die Staatsanwaltschaft beschäftigt.

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