In Nürnberg haben am Samstag rund 250 Menschen gegen den geplanten Abschuss der Paviane im Nürnberger Tiergarten protestiert.
In Nürnberg haben am Samstag rund 250 Menschen gegen den geplanten Abschuss der Paviane im Nürnberger Tiergarten protestiert.
Bild
In Nürnberg haben am Samstag rund 250 Menschen gegen den geplanten Abschuss der Paviane im Nürnberger Tiergarten protestiert.
Bildrechte: BR
Schlagwörter
Bildrechte: BR
Videobeitrag

In Nürnberg haben am Samstag rund 250 Menschen gegen den geplanten Abschuss der Paviane im Nürnberger Tiergarten protestiert.

Videobeitrag
>

Protestzug gegen geplante Pavian-Tötung in Nürnberg

Protestzug gegen geplante Pavian-Tötung in Nürnberg

Die Pavian-Population im Tiergarten Nürnberg ist zu groß, andere Zoos können die Tiere nicht aufnehmen. Die Lösung soll ein Abschuss sein. Der Widerstand ist groß – etwa 250 Menschen haben in Nürnberg gegen die Pläne des Tiergartens protestiert.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Mit Protest gegen eine mögliche Tötung der Paviane hatte der Tiergarten Nürnberg von Anfang an gerechnet. "Wie stumpf wäre die Gesellschaft, wenn sie nicht protestiert und erst einmal ihrem Willen Ausdruck verleiht, dass man Affen nicht einfach töten darf", sagt Direktor Dag Encke. "Auch uns fasst das an."

Am Samstag folgten nach Polizeiangaben 120 Menschen dem Aufruf der Gruppen "Animal Rebellion" und "Vegan vernetzt" und zogen durch die Nürnberger Innenstadt, um gegen die Abschusspläne zu protestieren. Im Verlauf des Nachmittags wuchs die Zahl der Demonstrantinnen und Demonstranten laut Polizei auf 250 an. Auf Plakaten waren Botschaften zu lesen wie "Das nennt ihr Artenschutz? Ich nenne es Mord", "Encke lass die Affen leben" und, in Anlehnung an den getöteten Waller im Brombachsee: "Waller, Fischotter, Biber, Paviane. Was wird in Bayern als nächstes abgeknallt?"

Pavian-Tötung: "Keine Rechtfertigung"

Die Veranstalter sind der Meinung, dass es "keine Rechtfertigung für die Tötung gesunder, fühlender Tiere" gebe, heißt es auf der Homepage von "Vegan vernetzt Nürnberg". Die Aktivistinnen und Aktivisten fordern den Tiergarten und die Stadt auf, die Pläne zu stoppen. Auf der Demo wurde zudem deutlich, dass es den Teilnehmern um mehr geht als nur um die Paviane. Sie kritisieren die Arbeit der Zoos im Allgemeinen: "Zoos gehören abgeschafft", skandierten die Protestierenden lautstark.

Protest: Aktivisten ketteten sich an Pavian-Gehege

Vor gut einer Woche hatten sich sechs Tierschutzaktivisten von "Animal Rebellion" an das Pavian-Gehege im Tiergarten gekettet. Bei ihrer Aktion hielten die Aktivisten Banner mit Aufschriften wie "Lasst die Paviane frei" oder "Tiere töten ist ein Verbrechen" in der Hand. Sie wollten "Situation eskalieren lassen", um die Paviane zu retten. Die Organisation "Pro Wildlife" hat außerdem angekündigt, im Falle der Tötung zu klagen: "Wir sind vorbereitet", so "Pro Wildlife" im Gespräch mit dem BR.

Tiergarten-Direktor Dag Encke sagte zu dem Protest: "Alles, was gewaltfrei ist, ist für uns okay". Er habe jedoch kein Verständnis dafür, dass der Konflikt ohne Dialog passiere. "Ich denke, wir haben sehr gute Gründe für unsere Argumentationen. Und wenn die ignoriert werden, dann sind wir in einer vernunftfreien Gesellschaft ohne Dialog und das funktioniert einfach nicht", so Encke weiter.

Warum wurde Pavian-Population nicht rechtzeitig begrenzt?

Warum hat der Tiergarten die Anzahl der Paviane nicht rechtzeitig begrenzt, ist eine Frage, die sich nun viele stellen. Man habe versucht, die Geburtenrate zu senken, indem Weibchen ein Verhütungsmittel implantiert wurde, heißt es vom Tierpark. "Dieses Verhütungsmittel hat aber zur dauerhaften Unfruchtbarkeit bei den Weibchen geführt, sodass wir nur noch drei Weibchen hatten, die überhaupt noch Junge bekommen konnten", sagt Encke. Nach 2018 seien deshalb keine Verhütungsmittel mehr eingesetzt worden.

Auch eine Auswilderung der Tiere ist laut Tiergarten-Direktor nicht möglich. "Wir bringen mit den Affen Keime in die Umgebung, die für die wilden Guinea-Paviane tödlich sein können. Das ist nur erlaubt, wenn es um den Wiederaufbau einer verschwundenen Population geht, ohne Berührung zu dort bereits bestehenden lebenden Tieren", gibt Encke als einen der Gründe gegen die Auswilderung an.

Tierethikerin: Argument des Artenschutzes fragwürdig

Der Tiergarten will überzählige Paviane töten, damit er diese für den Artenschutz weiter züchten kann – eine absurde Logik, findet die Tierethikerin Judith Benz-Schwarzburg von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. "Die Hauptproblematik ist, dass Artenschutz ganz anders betrieben werden kann und dass dieses Argument grundsätzlich fragwürdig ist. Zoos betreiben in der Regel keine Auswilderung, und die dort gezüchteten Tiere wären dafür ungeeignet."

Mit Material von dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!