Geprobt wird der Ernstfall: Die deutsche Luftverteidigung nimmt nun wieder Tiefflüge unter 150 Metern ins Übungsprogramm. Sie waren nach Ende des Kalten Krieges ausgesetzt worden. In ganz Deutschland gibt es bereits ausgewiesene Zonen für diese lautstarken Flugmanöver, die nun reaktiviert werden. In Bayern betrifft das ein großes Gebiet im südlichen Mittelfranken und nördlichen Schwaben (s. Karte weiter unten), darin liegen unter anderem die Städte Weißenburg, Gunzenhausen, Treuchtlingen, Dinkelsbühl und Nördlingen.
- Zum Artikel: Luftverteidigung: Wie sich Deutschland schützen will
Maximal zwei Minuten im Tiefflug erlaubt
Ein Übungsflug in dieser geringen Höhe darf maximal zwei Minuten lang sein. Die Bundeswehr möchte die Lärmbelästigung für die Menschen am Boden so gering wie möglich halten, schreibt aber in ihrer aktuellen Ankündigung: "Trotz zahlreicher Maßnahmen zur Reduzierung von Fluglärmemissionen und Berücksichtigung in den operativen Planungen wird es zu einer erhöhten Wahrnehmung dieser Flüge kommen."
Die "veränderte sicherheitspolitische Lage in Europa" erfordere eine "verstärkte Ausrichtung auf die Landes- und Bündnisverteidigung", schreibt das Kommando Luftwaffe aus Berlin weiter. "Ein zentraler Bestandteil dieser Maßnahmen ist das Training von Luftfahrzeugen für Luft/Boden-Einsätze in allen Höhenbereichen, so auch im Tiefflug."
Das einzige Tieffluggebiet in Bayern, wo Kampfjets bis auf 75 Meter tief fliegen dürfen, ist nun reaktiviert.
Ab sofort kann es also donnern über den Köpfen und Kirchtürmen der bayerischen "Low Flying Area 7". Ob dabei auch zuweilen die Schallmauer durchbrochen wird, wie es in den 70er und 80er Jahren in Deutschland durchaus schon mal vorkam, ließ sich die Bundeswehr noch nicht entlocken. Sie bleibe generell "ihrem Prinzip der Lärmemissionsreduzierung verpflichtet": Tiefflüge bis auf 75 Meter würden generell "auf das für die Auftragserfüllung erforderliche Minimum beschränkt".
Auswirkungen auf zivile Luftfahrt gering
Das bayerische Tieffluggebiet befindet sich genau zwischen den Flugschneisen der Airports Nürnberg, München und Stuttgart. Denn der zivile Luftverkehr soll durch Übungen nicht beeinträchtigt werden. Wenn Hubschrauber oder private Flugzeuge wie zum Beispiel Segelflieger die Flugzone passieren müssen, sei der aktuellen Status eines solchen Tieffluggebiets unter anderem "mittels Funk beim Fluginformationsdienst (FIS) zu erfragen", heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Flugsicherung.
Tiefflüge nachts ausgesetzt
Die Bundeswehr versichert: In der Nacht bleibe es bei der alten Regelung, dass Kampfjets nicht unter 450 Metern Höhe fliegen dürfen. Die Tiefflugtrainings unter 150 Meter am Tage könne man nicht mit Computern simulieren. Sie stärkten die Vorbereitung auf Luft-Boden-Einsätze und erlaubten realistischere Anflüge und Geländeflug, schreibt die Luftwaffe.
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